Angst und Hoffnung - Die Krücken der Psyche


 

WAS begleitet uns durch unser Leben?

Ich frage bewusst nicht, "WER begleitet uns durch unser Leben."

Bei dieser Frage dürfte sich, bis auf Ausnahmen, die Reihenfolge immer wiederholen: Eltern, Geschwister, Großeltern, Schulkameraden, Freunde, evtl. und immer öfter Studienkollegen, Arbeitskollegen, Ehepartner, auch Ärzte und nicht zu vergessen wenn die Kräfte nachlassen, Pflegedienste.

Zurück zur Frage, "WAS begleitet uns durch unser Leben?"

Nun, ich habe das Vergrößerungsglas benutzt um ein Loch in ein Blatt Papier zu brennen.

Dabei hatte ich die Hoffnung es klappt. 

Und, ich hatte das mulmige Gefühl, meine Hände seien nicht mehr so ruhig, wie zu meiner Kinderzeit; Den kleinen Punkt so lange im Büdelpunkt der Strahlen zu fixieren, bis deren Kraft das Papier entzünden.

Das Ergebnis dieser Hoffnung war eine winzige Rauchsäule und ein Loch im Papier. Die banale Angst unruhiger Hände war gebannt.

Ängste, jeder kennt sie.

Wer behauptet keine Angst zu haben lügt oder, das wäre die andere Seite des Lebens, deren Amygdala, die Alarmzentrale des Gehirns, leidet an extremer Unterfunktion.


1. Die unsichtbare Welt der Ängste

Was sind nun die meisten oder größten Ängste der Menschen? Dr. Schmidbauer gibt dazu eine eine interessante und lesenswere Zusammfassung in der Zeitschrift GEO ab.

Interessant dabei, dass heute auch Ängste wegen der Vielfalt der privaten und beruflichen Möglichkeiten heraufbeschworen werden.

Dabei geht es in erster Linie darum, Fehler zu vermeiden, was wiederum Ängste schürt.


Ängste wiederum stellen die Basis für viele Geschäftsmodelle dar. Wer sich mit Aktien beschäftigt, wird feststellen, viele Geldquellen der Börse stehen auf den Fundamenten der unterschiedlichsten Angstszenarien: Versicherungen, Pharmaunternehmen, Waffenindustrie, Cybersicherheit Pflegeversicherung und nicht zu vergessen Schönheitspflege.

Um was geht es dabei?

Angst vor Verlust: Hab und Gut, Gesundheit und Leben, Verteidigung und Angriff, Datensicherheit, Schönheitserhaltung um jeden Preis; Kurz gesagt, es muss alles so erhalten werden, wie es ist.


Angst und Ideologien!

Hier spielen Menschen mit den Ängsten anderer, um die eigenen Ängste zu bekämpfen.

Ideologen haben immer vor etwas Angst. Deren Ängste sind diffus. Es wird aber ein Punkt gesucht, auf den man seine Ängste konzentrieren kann.

Sei es Umwelt, CO², Feinstaub, Kriegsgefahren, Fleischessen, Noten in der Schule, Autos, Flugzeuge oder ganz banal, wie in der Coronakrise: Kein Toilettenpapier und zu wenig Bewegungsfreiraum.


Die leisen, individuellen Ängste!

Einsamkeit, Hunger, (Krebs)Erkrankung, Querschnittslähmungen, Armut, Demütigung, Verlust des Augenlichts, Versagensängste, Depressionen.

Es sind die Ängste, welchen jeden treffen können, in jedem Alter und zu jeder Zeit.


Genau diese kurze Subsummierung von Ängsten hat eine Abzweigung: Man nennt diese Hoffnung.


2. Die Welt der Hofgnungen

"Wo Angst zu Hause ist, wohnt die Hoffnung nicht weit entfernt."

Ein Satz mit viel Wahrheit.

Alle gehen mit den zwei unsichtbaren Krücken - Angst und Hoffnung - durch das Leben.

Wer eine Brandversicherung abschließen muss, hofft, diese nie in Anspruch nehmen zu müssen.

Wer einen Aktienkauf tätigt, hofft, der Wert des eingesetzten Geldes vermehrt sich, lebt aber zugleich mit der unterschwelligen Angst, das eingesetzte Kapital könnte sich verringern.

Derzeit hoffen alle, es möge kein Krieg ins Land kommen, deshalb wird auch die Waffenproduktion erhöht und der Stationierung von Marschflugkörpern zugestimmt.

Wer eine Schulaufgabe schreiben muss, hofft auf eine lösbare Aufgabe, welche zusätzlich gute Noten bringen soll.

Trotz Pflegeversicherung bzw. Kranken- oder Unfallversicherung hoffen alle, diese nie in Anspruch nehmen zu müssen.


Angst, die Triebfeder unseres Handelns, sucht immer die Hoffnung. Die Hoffnung auf Erfolg, Sieg, Reichtum, Gesundheit, Besitz, Liebe und, sogar die Suche nach medizinischen Möglichkeiten, möglichst unsterblich zu werden.

Alles Eigenschaften wider der Natur - Geburt, Leben, Sterben - und ihrer chemischen Gesetze: Alles ist ein Kreislauf, alles verwandelt sich, aber nichts geht verloren.

Dazu braucht es keine Hoffnung, es ist das Leben des Universums, in dem wir keine Rolle spielen, sondern lediglich ein klitzekleines, winziges Staubkorn im Lauf der Zeit sein dürfen.

Und doch hoffen wir, immer besser, klüger und schlauer zu sein als die Gesetze der Natur. 


Kommen wir erst zur Frage " Was ist Hoffnung?"

Auf diese Frage finden wir im Internet hunderte Definitionen, leider greift keine für alle.

Lediglich in Wikipedia ist eine allgemein verständliche Definition zu finden: Hoffnung (vgl. mittelniederdt.: hopen „hüpfen“, „[vor Erwartung unruhig] springen“, „zappeln“) ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht.


Hoffnung, die undefinierbare Kraft des menschlichen Gefühlslebens. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", passender könne ein Satz die Macht der Hoffnung über Angst und Verzweiflung nicht beschreiben.

Andreas M. Krafft hat sich in seinem Beitrag "Gesellschaft, gestern und heute", aus dem Jahr 2022, umfassend mit den vielen Facetten der Hoffnung auseinandergesetzt.

Individuelle Hoffnungen und gesellschaftliche Hofnungen werden dabei intensiv unter die Lupe genommen.

Nun, werden manche fragen, wo Hoffnung und Glaube (im Sinne der Religion) ihren Platz haben. Anders gefragt, "haben Hoffnung und Glaube etwas mit Religion zu tun?"

Ja, haben sie,

Egal welche Religion dieser Welt, jede spricht von Hoffnung, Glaube und der daraus folgendenZukunft - sehr oft auch von Zukunft nach dem Tod. 

Hoffnung und Glaube sind und bleiben unzertrennliche Zwillinge unserer menschlichen Natur, welche die Psyche vor den Ängsten dieser Welt in Schutz nehmen.


3. So und nun wird es persönlich. 

Es betrifft mich. Mich und meine Erfahrungen mit Ängsten und Hoffnungen.

Ja, ich hatte oft Angst. 

Warum?

Weil ich mit zwei Jahren zu meiner Tante kam, da mei e Mutter arbeiten wollte und meine Großeltern wohl mit mir überfordert gewesen wären, da sie einen kleinen Bauernhof zu bearbeiten hatten.

Ich kann mich an die 2 1/2 Jahre nur bruchstückhaft erinnern. 

Aber daran, dass ich am Sonntag, nach dem Besuch meiner Eltern, furchtbar deprimiert war, und mich meist für einen Tag irgendwo verkroch.

Ansicht mit 4 1/2 Jahren plötzlich wieder zu meinen Großeltern musste, nachdem mit ich mich mit meiner Situation bei meiner Tante abgefunden hatte, begann bis zur Schulzeit die brutale Zeit der Einsamkeit.

Abseits des Dorfes, ohne Kinder, nur mit der Großmutter, Großvater arbeitete wieder in einer Ziegelei, war ich plötzlich auf mich allein gestellt.

Ich hatte Angst alleine im Haus zu sein, Angst vor den Tieren, Angst irgend etwas in der Welt der Erwachsenen falsch zu machen.

Unter Tränen und mit Drohungen musste ich am Sonntag das Schuhband binden lernen. Ich hatte Angst, wenn das Wochenende kam und ich wieder irgend etwas machen musste, was ich nicht wollte.

Von der Bäckerin, welche mit Brot, Semmeln und anderem Gebäck zweimal in der Woche auf unseren Hof kam hörte ich, dass ich bald zur Schule gehen dürfe.

Es war ein Hofnungsschimmer, der Enge zu entkommen.

Und ich lernte schnell, mich nützlich zu machen. 

Nach der Schule Stall ausmisten, Hühner, Schweine und Kühe zu füttern. 

Und, ja, auch Holz hacken lernte ich schnell.

Alles was ich lernte war ein Schritt Hoffnung.

Plötzlich führte ich ein für mich glückliches Leben.


Dann kam der Tiefschlag: Umzug mit den Eltern in ein anderes Dorf, neue Schule, alles fremd, keine Arbeiten, die mir Freude bereitet hätten.

Plötzlich alleine. Von 6.00 Uhr Morgens bis 18:00 Uhr Abends.


Elf Jahre war ich alt, als mein Bruder zur Welt kam, auf den ich ab diesem Zeitpunkt aufpassen musste, da meine Mutter psychisch sehr angeschlagen war.

Meine Erholungszeit? Abends ab 20:00 Uhr, wenn ich Hausaufgaben machte.


Ja ich begann zu beten, um aus diesem Hamsterrad zu kommen.

Die Gebete wurden erhört. 

Ich durfte mit 12 nach München in die Realschule.

Meine Hoffnung hatte sich erfüllt.


Und doch hatte ich immer Angst, es in der Schule nicht zu packen, weil ich oft übermüdet im Unterricht saß, da ich weiterhin manchmal bis 23:00 Uhr an den Hausaufgaben saß.

Auch hatte ich Angst, von anderen gehänselt zu werden, weil wir nicht genug Geld für Kleidung hatten.


Bis ich mich eines Tages wehren musste.

Es waren mir Schläge nach der Schule angedroht worden.

Ich hatte vor mich zu wehren, bis es vielleicht nicht mehr ging. Meine Hoffnung war meine Schnelligkeit und mein Wille.

Und siehe da, ich gewann diese Schlägerei und dabei den Respekt von den älteren.


Ab diesem Zeitpunkt hatte ich weniger Angst und meine Hoffnungen auf ein besseres Leben wuchsen jeden Tag.


Es gäbe noch viel zu erzählen, aber ich möchte damit herausstellen, für viele von uns sind Angst und Hofgnung die Krücken des Lebens, deren wir uns Betroffene - leider - bedienen und stellen  müssen, um im Leben zu bestehen.

















 



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