Geld, Gold und Gier? Olympische Spiele

 

 Gold, Geld und noch etwas Spiele?




 Wenn es um die Olympischen Spiele geht, werden bereits vor deren Vergabe alle Register von Pro und Contra gezogen. 

Sind diese dann endlich, nach Vor- und Hauptbewerbungen, vergeben, beginnt bereits die Wellen des Tsunamis der Meinungen über die Planer, den oder die Ausrichter und das Olympische Komitee zusammenzuschlagen.

Vergessen wird bei aller Kritik der Sport und jene, die für diesen Sport und ihr großes Ziel, Olympia, leben und arbeiten.

Fahren wir gemeinsam die Bob- und Rodelbahn der politischen und finanziellen Begleiterscheinungen hinunter. Versuchen wir danach den Hochsprung der Kritiker als neutrale Wettkampfrichter zu bewerten.

 

Hier nur eine kleine Auswahl von Fragen, welche täglich kursieren:

Warum gerade dorthin?  

Warum wurden keine Forderungen für umweltgerechte, soziale und ethnische Grundlagen gefordert?

Warum nehmen unsere Sportler daran überhaupt teil?

Warum finden Übertragungen statt?

Warum demonstrieren Sportler nicht während der Wettkämpfe?

Ist das IOC (International Olympic Commitee) zeitgemäß besetzt und wer hat seinen Sitz im IOC?

 

Brauchen wir überhaupt Olympische Spiele?

Jedes Jahr finden Weltmeisterschaften im Bereich Leichtathletik und Wintersport statt. Die Fußballweltmeisterschaften sollen nach neuesten Überlegungen alle zwei Jahre stattfinden.

Warum dann noch Olympia?

 

Alle Fragen und Zweifel kreisen um die Ausrichtung und deren finanziellen Hintergrund. 

 

Beginnen wir mit der letzten Frage. 

Eine berechtigte Frage, welche bereits im 19. Jahrhundert in Griechenland intensiv diskutiert wurde. 

Dass ausgerechnet das Oktoberfest in München den Anstoß für die ersten Spiele in Athen geben sollte, ist vermutlich den meisten unbekannt. 

Dazu müssten wir die Idee von Pierre de Coubertin genauer unter die Lupe nehmen. Coubertin

Letztendlich hat der französische Adelige die Idee von Curtius und Zappas kopiert. Allerdings war sein Bestreben, den Grenzen überwindenden Fortschritt mit  dem Motto "Citius, Altius, Fortius" (Schneller, Höher, Stärker) zu symbolisieren.  

Verständlich, hatte doch zum Ende des 19. Jahrhunderts der industrielle, wirtschaftliche und infrastrukturelle Fortschritt in Europa und Amerika gerade zum Hochsprung angesetzt. 

Bereits die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen waren von der Idee begleitet, den Sport als Botschafter für die Neugestaltung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ins Rennen zu schicken.   

Zuerst einmal sei dabei vorausgeschickt, der deutsche Archäologe Ernst Curtius machte 1852 den Vorschlag, die Olympischen Spiele wieder aufleben zu lassen. 

Seine Arbeiten an der Ausgrabungsstätte Olympia und vermutlich auch damit verbundene Geldprobleme dürften die Ursache für diese Idee gewesen sein.   

Der in der griechischen Diaspora in Rumänien lebende Kaufmann Evangelos Zappas war von  dieser Idee begeistert. Er wollte die Spiele mit eigenen Mitteln umsetzen und die dafür erforderlichen Siegespreise selbst zur Verfügung stellen.

Eine Anfrage an König Otto von Griechenland, aus dem Hause Wittelsbach, blieb längere Zeit unbeantwortet. Nach längerem Hin und Her konnten am 15. November 1859 die ersten Spiele der Neuzeit in Athen durchgeführt werden. 

Kurios daran war, dass das Oktoberfest in München Grundlage für die danach folgenden Olympien in Athen gewesen sein dürfte. 

Nachdem eine griechische Delegation das Oktoberfest besucht hatte, war der Weg für die königliche Verordnung Ottos bereitet. 

Die sportlichen Wettkämpfe, welche damals wie das Bier zum Oktoberfest gehörten, sowie ein sich damit vermengendes gesellschaftliches Leben dürften den Ausschlag für die Zustimmung der politischen Vertretung Griechenlands gegeben haben. 

Eine Delegation griechischer Politiker war damals nach München eingeladen worden, um sich vom Ablauf dieses Festes einen Eindruck zu verschaffen.

Zuerst waren es die Olympien, welche bis 1888 nach unterschiedlich langen Zeitabständen durchgeführt wurden. Kuriositäten eingeschlossen. 

Vor allem durften nur Griechen als Sportler teilnehmen. In der allgemeinen Begeisterung war es durchaus möglich, dass Ordnungskräfte ihre Uniform auszogen, um an Wettläufen teilzunehmen. 

Kurzum, es waren freie und lockere Spiele mit der Huldigung an die griechische Historie.

 

Der Vollständigkeit geschuldet: Ursprung und Antike

Die Olympischen Spiele der Antike ...

... gehen nach Überlieferungen bis in das 2. Jahrtausend vor Christus zurück. 

Im 4. Jahrhundert vor Christus wurden die Siegerlisten rekonstruiert. Sie reichen bis 776 vor Christus zurück.

Olympiaden hatten einen religiösen Hintergrund. 

Es wurde dem Göttervater Zeus und dem Helden Pelops gehuldigt. Neben den sportlichen hatten musische Wettbewerbe einen sehr hohen Stellenwert.

Im Jahr 148 hatten die Römer Griechenland erobert. Auch damals hatten Kriege und Eroberungen Einfluss auf die Olympiaden.  Der oströmische Kaiser Thodosius II. verbot 393 die Spiele wegen ihres "heidnischen" Hintergrundes. 

Vordergründig dürften auch damals bereits die hohen Kosten und das Fehlen von Arbeitskräften während der Spiele einen nicht unerheblichen Anteil am Verbot gehabt haben.

 

Zwei zentrale Punkte haben nie geändert: 

1. Die Finanzierung der Spiele.

2. Das Interesse, sich im Glanz des Sports zu präsentieren. 

Die finanzielle Grundlage für die Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen hatte Zappas mit seinem Testament gelegt: Er hinterließ den größten Teil seines Vermögens dem Komitee der Olympien, um geeignete Sportstätten zu errichten. 

Noch heute zeugen das Stadion Panathanaikon und das vielfach verwendbare Zappaion in Athen von diesem Vermächtnis.

Wie schon gesagt, der Franzose Pierre de Coubertin erkannte die Kraft und Ausstrahlung olympischer Großveranstaltungen. So sagte Baron  Coubertin damals: „Deutschland hatte das ausgegraben, was vom alten Olympia noch vorhanden war. Warum sollte Frankreich nicht die alte Herrlichkeit wiederherstellen?“

Mit dem Satz "die Jugend der Welt soll sich in sportlichen Wettkämpfen messen und nicht auf dem Schlachtfeld bekämpfen", gelang es ihm, sich Gehör bei  Wirtschaft und Politik zu verschaffen. 

1896 ließ er Athen den Vortritt für die Ausrichtung der ersten Spiele der Neuzeit. 

Der große Erfolg in Athen, machte es ihm leicht, die Olympiaden im Jahr 1900 (Paris) und 1904 (St. Louis) zeitnah mit den jeweils in diesen Städten stattfindenden Weltausstellungen zu verknüpfen. 

Allerdings litt die Organisation der Spiele darunter erheblich. Olympische Spiele waren die Federboa zum Umhängen, um den technischen Fortschritt zu schmücken. 

Nicht unerwähnt sollte dabei bleiben, dass Coubertin 1912 mit seinem Werk "Ode an den Sport" als erster Literat Olympiasieger geworden ist. 

Von 1912 bis 1948 fanden zusätzlich olympische Kunstwettbewerbe in den Kategorien Architektur, Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei statt. 

Meist war jedoch die Jury prominenter besetzt als die Gruppe der Teilnehmer.

 

Übergang in die Moderne

Auch die Olympiade 1908 war von finanziellen Problemen begleitet.

Ursprünglich sollten die Spiele nach Berlin vergeben werden. In Deutschland fand sich kein Rückhalt für diese Idee. 

Danach zeigte Rom Interesse. Wegen des Vulkanausbruchs des Vesuvs, am 7. April 1906, stand kein Geld für die Ausrichtung mehr zur Verfügung. 

So erhielt London den Zuschlag, in letzter Sekunde, weil sich die British Olympic Association (BOA) für die Ausrichtung der Spiele in Zusammenarbeit mit den britischen Sportverbänden stark gemacht hatte.

Und dieses Mal standen die Spiele im Mittelpunkt; sie traten aus dem Schatten der bisherigen industriellen (Haupt)Veranstaltungen heraus und streiften das Stigma des "Anhängsels" ab. 

Mit dem Bau des Leichtathletik-Stadions, White City Stadion, speziell für olympische Spiele, begann eine neue Zeitrechnung.

Man könnte sagen, "in London feierten die Olympischen Spiele ihren Übergang in die Moderne.“

1912 erhielt Schweden den Zuschlag. Nach den chaotischen Organisationen bis 1908 gab es keine weiteren Bewerber.

Zum ersten Mal hatten die Spiele nicht mit finanziellen oder politischen Problemen zu kämpfen. Der Sport und dessen Wirkung auf Akteure und Zuschauer hatte im Mittelpunkt gestanden.

 

Spiele nach dem Ersten Weltkrieg

Olympische Spiele in Deutschland standen unter einem schlechten Stern:

1916 sollten die Spiele in Berlin stattfinden; der Erste Weltkrieg verhinderte dies. 

1936 waren es Propagandaspiele des NS-Regimes, welches bereits in dieser Zeit die jüdische Bevölkerung und weitere "nicht arische Minderheiten" in perfider Weise drangsalierte.

1972 kann als Break der Spiele der Neuzeit bezeichnet werden: Wie in den Jahren davor, in Mexiko, Tokio, Rom, Melbourne und Helsinki begannen die Spiele mit Leichtigkeit und Offenheit, bevor palästinensische Terroristen diesem Spirit ein jähes Ende bereiteten. 

Den Olympischen Spiele wurde 1972 mit unsäglicher Brutalität das Herz der Völkerverständigung herausgerissen.

Der Spirit der Spiele verlor in München seinen Glanz.

 

1920: Olympiade in Antwerpen / Belgien. 

Es war nach dem 1. Weltkrieg der Lichtblick in Europa, welcher 17 Millionen Menschen das Leben gekostet hatte.

Ausgeschlossen waren Deutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien und die Türkei wegen ihrer völkerrechtsverletzenden Aktivitäten im Ersten Weltkrieg.

Der Amerikaner Gustavus Town Curby war das Herz dieser Spiele. Ohne seine Kreativität und unbändigem Idealismus hätten die Spiele im damals sehr schlimm zerstörten Antwerpen nicht stattfinden können.

Zum ersten Mal wurde die olympische Flagge mit den fünf Ringen gehisst.

Zum letzten Mal wurden Wettbewerbe der Wintersportarten (Eiskunstlaufen und Eishockey) während Olympischen Sommerspielen ausgetragen. 1924 hatten die Olympischen Winterspiele in Chamonix Premiere.

1924 wurde Paris noch einmal die Ehre zuteil, die Spiele auszurichten. Coubertin wollte damit die Schmach der schlechten Organisation Frankreichs aus dem Jahr 1900 vergessen machen.

 

Die Vermarktung der Spiele beginnt

1928 sicherte sich die niederländische Agentur Vaz Diaz die Exklusivrechte für die Übertragung der Spiele über den Rundfunk. Deutsche Sender konnten sich aus Kostengründen keine Übertragung leisten. 1936 nahm das Reichsministerium für Aufklärung und Propaganda in Deutschland dies zum Anlass, die Übertragungsrechte ebenfalls exklusiv zu vermarkten.

Und, bitte nicht vergessen, in der Schweiz, genauer in St. Moritz, fanden die ersten "richtigen Winterspiele" statt. 

Mit den Winterspielen gewannen die Schnee- und Bergregionen an Bedeutung. Ob ohne Winterolympiaden der Schneetourismus seinen heutigen Stellenwert hätte? Schwer zu beantworten. Sicher ist aber, der Samen der Begeisterung dafür wurde damals in den Schnee bzw. auf das Eis gesät.

Der Weg für die monetäre Nutzung des Sports und seiner Protagonisten war geebnet. 

Nur die Sportler selbst mussten sich den strengen Regeln der Amateurstatuten des Olympischen Komitees unterwerfen.

 

1932 Los Angeles: Das erste olympische Dorf wird gebaut.

Genau diese Regeln führten dazu, dass Paavo Nurmi 1932 in Los Angeles wegen einer fehlerhaften Spesenabrechnung lebenslang von den Spielen ausgeschlossen worden ist. Für den deutschen Olympiasieger im Ringen, Jakob Brendel, wurden in Nürnberg 1000 Euro für die Reisekosten nach Amerika gesammelt.

Auch die Technik hielt Einzug: Zum ersten Mal kamen die elektronische Zeitmessung mit Startpistole und das Zielfoto zum Einsatz, um Sieger und Platzierte genau zu ermitteln.

Das olympische Dorf wird erstmals errichtet. 550 Häuser wurden für die Unterkunft der männlichen Athleten gebaut. Die Frauen waren in Luxushotels untergebracht.

Die Olympischen Winterspiele 1932 in Lake Placid verschlangen allein 1,2 Millionen Dollar. Godfrey Dewey spendete sogar einen Teil seines Landbesitzes, damit die Bobbahn gebaut werden konnte.

Nebenbei: Die US-Regierung bezahlte die Fahrt der Deutschen Eishockeymannschaft, damit wenigstens vier Mannschaften am Turnier anwesend waren.

 

1935: Erster Boykottaufrufe Olympischer Spiele.

„Ein Regime, das sich stützt auf Zwangsarbeit und Massenversklavung; ein Regime, das den Krieg vorbereitet und nur durch verlogene Propaganda existiert, wie soll ein solches Regime den friedlichen Sport und freiheitlichen Sportler respektieren? Glauben Sie mir, diejenigen der internationalen Sportler, die nach Berlin gehen, werden dort nichts anderes sein als Gladiatoren, Gefangene und Spaßmacher eines Diktators, der sich bereits als Herr dieser Welt fühlt.“

Thomas Mann hatte zusammen mit aus Deutschland emigrierten Intellektuellen einen öffentlichen Aufruf zum Boykott der Olympiade in Berlin gestartet.

Beinahe wäre es zum Boykott amerikanischer Athleten gekommen, hätte nicht Avery Brundage, der damalige Präsident der Amerikanischen Athleten Union (AAU), in langen und eindringlichen Gesprächen mit den einzelnen Vertretern der AAU für die Teilnahme der amerikanischen Athleten geworben. Am Ende stimmte die AAU mit 58:56 Stimmen für eine Teilnahme.

Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass Brundage dafür sorgte, ein für nationalsozialistisches Denken vorzeigbares Team aufzubieten. So wurden zum Beispiel zwei Läufer jüdischer Herkunft bei der 4 x 100 Meter Staffel kurz vor dem Start aus dem Team genommen und ersetzt.

Thomas Bach sollte also heute nicht davon sprechen, Sport und Politik seien getrennt zu betrachtende Gebiete, welche sich (zwangsläufig) bei den Olympischen Spielen die Hand reichen (müssen).

 

1936 - Polit-Propaganda nutzt Olympische Spiele

Sommerolympiade in Berlin, Winterolympiade in Garmisch-Partenkirchen.

Ein geschenktes Fressen für die Planer des Reichs der 1000-jährigen Kurzlebigkeit.

 

Die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen

Nur den Einheimischen dürften die Auswirkungen der Winterspiele bekannt sein. Die ‚Gemeinden Garmisch und Partenkirchen wurden wegen der Spiele 1935 zwangsvereinigt.

Der Widerstand war von beiden Seiten nicht unerheblich. Gauleiter Wagner beorderte die Bürgermeister und Gemeindevertreter nach München und drohte ihnen mit der Einweisung ins KZ Dachau, falls der Zusammenlegung nicht zugestimmt werden sollte.

Im Schlusssatz des Präsidenten des deutschen OK, Karl Ritter von Halt, war alles zusammengefasst, was für die Spiele und deren Erscheinungsbild  in der Welt wichtig war: „Wir Deutschen wollen der Welt auch auf diesem Wege zeigen, dass wir die Olympischen Spiele getreu dem Befehl unseres Führers und Reichskanzlers zu einem wahren Fest des Friedens und der aufrichtigen Verständigung unter den Völkern gestalten werden.“

Dafür wurden in den Austragungsorten und im weiteren Deutschland die Schilder „Für Juden verboten“ abmontiert.

Wegen des Attentats auf den NSDAP-Landesgruppenleiter Wilhelm Gustloff am 4. Februar in der Schweiz, wurde angeordnet, keine Einzelmaßnahmen gegen Juden vorzunehmen.

Noch etwas zum Sportlichen: 1936 fanden zum ersten Mal Wettbewerbe im Alpinen Skisport statt. Das führte zu Auseinandersetzungen zwischen dem IOC und dem internationalen Skiverband: Skilehrer wurden nicht zugelassen, da diese als Profis eingestuft wurden. Das Ergebnis war ein Boykott des österreichischen und Schweizer Skiverbandes, welche keine Teilnehmer zu den Wettbewerben entsandten. 

Die Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen waren der Testlauf für propagandistisch überbordende  Sommerspiele.

 

Die Sommerspiele in Berlin

Pikant dabei: Adolf Hitler ließ 1936 dem in Not geratenen Pierre de Coubertin 10.000 Reichsmark zukommen. 

Auf Nachfrage, warum er die Nationalsozialisten unterstütze, meinte Coubertin lapidar, es sei egal, ob die Spiele für Tourismuswerbung in Kalifornien oder für ein politisches System verwendet werden. Hauptsache, die Olympischen Spiele werden grandios gefeiert.

Man könnte nun sagen, in China schließt sich der Kreis. Nüchtern betrachtet gilt der Spruch: "Geschichte wiederholt sich immer wieder."

Und wie die Olympiade in Berlin gefeiert wurde: 77 Millionen Reichsmark verschlangen die Baumaßnahmen auf dem "Reichssportfeld", in dessen Zentrum das Olympiastadion für 100.000 Zuschauer thronte.

Es war eine wahre Bauorgie, an deren Ende ein Schwimmstadion, die Deutschlandhalle, ein Hockeystadion und ein Radstadion auf dem sogenannten „Reichsfeld“ glänzten.

Dazu das Olympische Dorf in Döberitz bei Berlin. Es bot alles, was das Herz eines Olympioniken höher schlagen ließ: 140 einstöckige und fünf zweistöckige Hauser für die männlichen Athleten. (Athletinnen wohnten im Deutschen Sportforum Charlottenburg.)  Für Verpflegung und medizinische Betreuung waren ein Krankenhaus mit angegliedertem Ärztehaus, ein Speisehaus mit 38 Speisesälen - für die jeweiligen Nationen, eine Schwimmhalle mit Sauna, eine Sporthalle und, last but not least, das Hindenburghaus für Filmabende sowie kulturelle und musikalische Veranstaltungen, gebaut worden.

Im Hotel Adlon residierte das IOC. Die Vertreter des Internationalen Olympischen Comites wurden vom Deutschen Reich für ihren Einsatz mit der besten Unterkunft belohnt.

 

Berichterstattung erreicht neue Dimensionen

Die Berichterstattung übertraf alle Erwartungen.

Der Zug "Vermarktung" von Übertragungen der Wettkämpfe hatte nicht nur volle Fahrt aufgenommen, er war bis auf den letzten Platz besetzt.

Um die Olympischen Spiele direkt zu übertragen wurden 41 Rundfunkanstalten zugelassen. 3000 Übertragungen in 40 Länder fanden während dieser Spiele mit Unterstützung der Deutschen Kurzwelle in alle Kontinente der Welt – außer Australien – statt.

Premiere hatte das Fernsehen; eine Farnsworth Kamera übertrug 15 Sendungen mit einer Gesamtdauer von 19 Stunden. Der Fernsehsender Nipkow sendete täglich von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr und von 15:00 Uhr bis  19:00 Uhr, insgesamt konnten so 175 Wettkämpfe in 138 Stunden übertragen werden. Weil kaum jemand einen Fernseher besaß, wurden Fernsehstuben eingerichtet: 25 in Berlin, zwei in Leipzig, eine in Potsdam. Gezählt wurden 162.228 zahlende Zuschauer.

 

Die Propaganda kam dabei nicht zu kurz

Mit der Parole „Olympia – eine nationale Aufgabe“, wurde der deutschen Bevölkerung vermittelt, jeder sei Teil der Olympischen Spiele. Damit sollte der Bevölkerung neues Selbstvertrauen gegeben werden.

Eine Olympia-Wanderausstellung war in fast 100 Städten in Deutschland zu sehen.

Die Deutsche Reichsbahn warb in ihren Filialen im Ausland für den Besuch Deutschlands. Für diese Fahrten wurden die Kosten der Tickets um 60 % reduziert.

Insgesamt waren die Olympischen Spiele 1936 ein „propagandistisches Gesamtkunstwerk“. Eine ausgelassen und ekstatisch feiernde Bevölkerung musste dem Gesamtbild den passenden Rahmen  geben.

Dazu passte der erste olympische Fackellauf. Ursprünglich den griechischen Feuergöttern gewidmet, wurde der Fackellauf von Athen nach Berlin als propagandistischer Lauf des Nationalsozialismus durch Europa missbraucht. Hinter vorgehaltener Hand wurde von der „Flamme Europas“ gesprochen, welche in Zukunft in Berlin ihre Heimat haben soll.  

Der Gipfel des perfiden Verhaltens der Nationalsozialisten war, dass während der Olympischen Spiele, in der Nähe Berlins, das Konzentrationslager Sachsenhausen entstand.  

 

1937 verkündete Hitler das Ende von Olympischen Spielen

Leider haben die Olympischen Spiele mit dem Verlassen Athens den Geist der Philosophie auf ihrem Weg durch die Welt verloren.

Sie wurden teilweise dem Diktat der Selbstdarstellung, sehr oft der Propaganda und letztendlich dem Diktat verschiedenster Ideologien untergeordnet.

Adolf Hitler verfügte 1937, dass Deutschland an keiner Olympiade mehr  teilnehmen würde. „In Zukunft würden die großartigsten und größten Sportveranstaltungen in Nürnberg unter uns abgehalten.“

Seiner Ansicht nach sollten die in Berlin abgehaltenen Spiele die letzten dieser Art sein. Sie sollten durch „Nationalsozialistische Kampfspiele“ ersetzt werden, um dem Geist von Olympia eine neue Identität zu verleihen.

Sein Erlass ging mit dem Ende des 1000-jährigen Reichs im Jahr 1945 ebenfalls unter. Man sollte dem hinzufügen:  „Gott sei Dank“.


Bei genauer Betrachtung waren die Spiele, bis auf Ausnahmen, meist mit politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Interessen eng verknüpft (worden).

 Fest steht allerdings, die Olympischen Spiele besitzen noch immer die Kraft der völkerübergreifenden Gemeinsamkeiten im sportlichen Sinne. Daran werden weder Diktatoren noch politisch affine Verantwortliche etwas ändern können.

Allerdings wäre es das Vernünftigste, die Olympischen Sommerspiele wieder in ihre Heimat zurückzuholen, um dem Wettlauf nach immer glänzender, besser und weiter, Einhalt zu gebieten.

Ein Zurück zu den Wurzeln würde nicht nur den Spielen, sondern auch der Tradition des Sports einen guten Dienst erweisen.

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