Gesellschaft und Handwerk - Wissen sucht Könner für die Zukunft!


Wissen und Können in einer Hand

Die Zukunft sucht Könner!

Könner benötigen Verständnis!

Kinder können Könner werden, wenn die Eltern mitmachen!


 

 Es reicht nicht, dass Handwerkskammern wunderbare Flyer verteilen und sich bei bestimmten Anlässen bei der Politik und den regionalen Vertretern für das Handwerk ins Zeug legen oder bei Messen langweilige Zahlenreihen vortragen.

 

Warum wird das Handwerk gesellschaftlich vernachlässigt?

Zwischen Schule und Studium werden sehr oft die auf der Hand liegenden Alternativen völlig außer Acht in gelassen. 

Ganz besonders die Handwerksberufe. 

Der Ehrgeiz von Eltern, gepaart mit dem gesellschaftlichen Druck, lässt als erfolgreichen Schulabschluss meist nur noch das Abitur gelten. "Wer danach nicht studiert", so der allgemeine Tenor, "hat sein Leben aus der Hand gegeben."

"Der Weg zum Erfolg führt über das Studium", lautet die landläufige Meinung. 

Ist dem wirklich so? 

Gibt es noch andere, interessantere Wege? Ich behaupte ja! 

Mit dieser Behauptung stehe ich nicht alleine.  

Die immer weiter  fortschreitende Akademisierung bietet interessante Einblicke in unser gesellschaftliches Miteinander, sofern noch von einem Miteinander in Gesellschaft und Arbeitswelt gesprochen werden kann. 

Einige Psychologen und Soziologen sprechen bereits vom gesetzlich organisierten Nebeneinander unterschiedlicher Berufs- und Gesellschaftsgruppierungen.

 

Vision trifft auf Realität

Es ist die Rede von selbst fahrenden Kraftwagen und LKWs. 

Die Zukunft der Logistik ohne menschliches Zutun. 

Taxis, welche mit Smartphone per Auftrag jede Fahrt bei jeder Witterung durchführen. Vom Traum der Lufttaxis und Paketzustellungen mit Drohnen noch gar nicht gesprochen.

Häuser, welche von Robotern gebaut werden. 

Spezialteile, welche von 3-D-Druckern fix und fertig zum Versand hergestellt, von Robotern verpackt, ohne LKW-Fahrer transportiert, sofort lieferbar sind.  

Ställe, in denen Kühe ihr Fressen sowie Nahrungszusätze von Robotern zugeteilt bekommen. Computer haben vorher punktgenaue Nahrungsplänen nach medizinischen Untersuchungen erstellt.

Traktoren, welche vom PC gesteuert, ackern, mähen, säen und düngen.

Ich könnte jetzt noch viele Zukunftsvisionen unserer Industrie zusammen mit deren Verantwortlichen aufzählen. 


Plötzlich ist alles anders!

Seit 2021 fehlen Fachkräfte an allen Ecken und Enden! 

Es fehlen LKW-Fahrer. 

Die Industrie jammert wegen Fachkräftemangel.

Die Dienstleistungsbereiche finden keine Mitarbeiter, welche Arbeiten erledigen, die sonst keiner mehr macht. 

Ja sogar für das Schneeräumen im Winter findet sich nur schwer jemand. Und wenn, dann kostet dieser Dienst einiges.

Im Handwerk gilt mittlerweile der Spruch: "Bring mir einen Lehrling, dann fange ich bei Dir zu arbeiten an."

Warum entscheiden sich immer weniger junge Menschen für einen Handwerksberuf? 

Diese Frage treibt alle um. 

Industrie, Handwerksbetriebe, Handwerkskammern und Vereinigungen unterschiedlicher Handwerksinnungen. 

 

Unsere Gesellschaft hat vor Jahrzehnten einen fatalen Wandel vollzogen. 

Der Schreibtisch ist in Deutschland neben dem PC zum wichtigsten Arbeitsmittel geworden.

Die Größe des Schreibtischs, die Fläche des Büros und die Anzahl an IT-Geräten in diesem Raum spiegelt die Wertigkeit der Arbeit des Mitarbeiters wider. 

Wer abends abgekämpft sein Sakko über den Stuhl hängt, die Krawatte löst und über alle möglichen Problem des Arbeitsalltages reden kann, hat eine gewisse soziale Stellung in der Hierarchie unserer Arbeitswelt erreicht.

Der Handwerker oder Facharbeiter ist in den Augen unserer Gesellschaft zuständig für alle Arbeiten, die mehr oder weniger mit Dienstleistungen zu tun haben. 

"Er hat unserer Gesellschaft mit seinem Können und seinem Einsatz zu dienen." 

Ein fatale Denkweise. 

Leider hat sich diese Denkweise, sei sie auch unterbebwusst, in vielen Bereichen unserer Gesellschaft manifestiert: Der Handwerker ist der Diener.  

Die Auftraggeber sind Herrschaften, welche glauben, das Problem bereits erkannt zu haben, es aber von ihrem Diener lösen lassen.

 

Leider gilt das Handwerk in der Breite der deutschen Gesellschaft nur bedingt als gesellschaftsfähig, "denn es gilt als schmutzig, unmodern, uncool bis unsexy und obendrein auch noch als schlecht bezahlt", so Sascha Rauschenberger im zweiten Teil seines Artikels "Das Fanal der Demographie: Zusammenhang von Bildung, Handwerk, Facharbeit und Politik für die Zukunft."

 

Das Handwerk braucht mehr öffentlichen Event!

 Sie werden sagen, jetzt spinnt er. Jeden Tag sehen wir auf Baustellen genügend Handwerker herumwuseln. 

Stimmt. Aber wissen Sie auch genau, was die alle machen?

Es reicht nicht, dass Handwerkskammern wunderbare Flyer verteilen und sich bei bestimmten Anlässen bei der Politik und den regionalen Vertretern für das Handwerk ins Zeug legen oder bei Messen langweilige Zahlenreihen vortragen. 

Junge Menschen wollen heute mehr. 

Sie wollen Erlebnis- und Eventkultur. 

Wo heute eine Musikband auftritt, bleiben junge Menschen stehen, wenn ihnen die Musik zusagt. Wenn die Band es versteht "einzuheizen", gehen die Zuschauer auch mit. 

Was will ich damit sagen?

 

Das Handwerk muss heraus aus der Ecke des sichtbaren Unsichtbaren. 

Es muss sich in öffentlichen Bereichen (Einkaufszentren, öffentlichen Plätzen und vielleicht auch Schulhöfen) zeigen. Zusammen mit einer Schulband, oder einer Musikgruppe aus der Umgebung. 

Schülern muss die Gelegenheit gegeben werden, mitzumachen!

Bei Sägewettbewerben und am Nagelbalken können Preise gewonnen werden. 

Ein altes Auto gemeinsam zu zerlegen und die Einzelteile zu erklären fasziniert mehr, als in der Schule die Theorie Kraftübertragung über Zahnräder erklärt zu bekommen.

Die Kunst des Blechbiegens der Dachdecker und das Verlegen von Dachplatten mit seinen Vorbereitungsarbeiten kann wunderbar simuliert werden. 

Welche Heizungen heute aktuell sind, wie sie arbeiten und welche technischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen, reizt die Neugier. 

Elektriker, Fliesenleger, Schmiede und Feinmechaniker können mit Unterstützung der Handwerks-, Industrie- und Handelskammern regelmäßig öffentliche Events abhalten. 

Es gibt bestimmt genug Gesellen und Lehrlinge, welche ein Instrument spielen. Würde sich da eine Band zeigen, oder begabte Handwerksgesellen Kunststücke vorführen, wäre so eine Veranstaltung ein Highlight. 

"Mensch, Handwerk ist mehr als Arbeit - Handwerk ist Event und Kunst. Vom Handwerk bin ich begeistert", so muss am Ende der Tenor lauten. 

Ganz zu schweigen vom Geschmacksgenuss:

Bäcker und Konditoren, welche sich mit ihren Kreationen in der Öffentlichkeit zeigen, können nur gewinnen. Aber, sie müssen sich zeigen. 

Es reicht nicht, seine Waren schön zu präsentieren. 

Es muss gezeigt werden, wie diese Waren hergestellt werden, was dafür benötigt wird, wie die Rezepte entstehen und, wie auf ökologische und energetische Werte ein Auge geworfen wird. 

Wer heute noch einen Schuster kennt, kann sich glücklich schätzen. Er gehört heute bereits zu den selteneren Berufen. 

Mit Schuster meine ich einen Schuster, welcher Schuhe maßangefertigt herstellt. Der noch Leisten und Leder verarbeitet. Schuhe, welche eine Lebensdauer von 10 und mehr Jahren haben. 

Seltenere Handwerksberufe sollten bei diesen Präsentationen nicht auf der Strecke bleiben.

 

Bitte keine Verkaufsmessen, 

wie Heim- und Handwerk oder Handwerksmesse

Eine Handwerksmesse oder eine Heim- und Handwerk mögen ja recht nett und sogar schön sein. 

Aber zeigen sie die reale Arbeit? 

Nein. 

Diese Messen sind reine Verkaufsmessen.

Sie sprechen kein Publikum an, das Handwerksberufe erlernen möchte.

Ganz offen, wie viele Schüler und junge Menschen gehen zu solchen Messen? Meist nur solche, welche vom Elternhaus vorbelastet sind. 

 

Ich kann den Verantwortlichen nur zurufen:

"Raus aus dem Versteck der Arbeitskunst - hinein in das Leben, der für vieles offenen und suchenden Jugend." 


Das Handwerk muss das Leben suchen.


Handwerk hat goldenen Boden

leider wenig Nachwuchs


 Leider suchen Handwerksbetriebe in Deutschland verzweifelt Nachwuchs. 

Sogar Inhaber von Handwerksbetrieben haben Probleme Nachfolger zu finden. 

Was sind die Ursachen dafür?

Vermutlich ist es ein Konglomerat unterschiedlicher Gründe. 

1. Gesellschaftliche Stellung von Handwerkern.

Handwerker sind gefragt, wenn es um die Lösung von technischen Problemen rund um das Haus oder im Haushalt geht. 

Deren Wissen und Können sollen alle Probleme lösen und, wenn möglich, zur Verbesserung jeglicher Bequemlichkeiten beitragen. 

Haben die Handwerker das Haus verlassen, wird noch geschimpft, sie hätten die Kellertreppe verschmutzt oder im Hauseingang nicht rechtzeitig die Plastiküberschuhe angezogen. Gerade ist geputzt worden. Und nun das. 

Ich habe auch erlebt, dass Hauseigentümer versuchen, mit Handwerkern ins Gespräch zu kommen. Dabei erzählen sie von ihrer Arbeit und ihren tollen Berufen.

 

Vorurteile und herablassendes Denken

Die Mitarbeiter von Handwerksbetrieben, welche technische Probleme  lösen müssen, haben gar nicht den Nerv oder die Zeit sich auf solche Gespräche einzulassen.

Jeder Handwerker muss seine sieben Sinne bei jedem Handgriff zusammen haben, um zur Zufriedenheit der Auftraggeber und seiner Firma oder seines Unternehmens zu arbeiten. Das wird meist völlig außer Acht gelassen.

Danach heißt es, "nicht einmal für ein kurzes Gespräch bestand Interesse. Na ja, was will man von einem Handwerker auch groß verlangen. Viel Bildung und Wissen können sie in ihrem Beruf ja auch nicht erwerben."

Zack, da ist  es wieder, das Vorurteil: Handwerker arbeiten mit den Händen und benutzen den Kopf nur, um ihre Brotzeit einzukaufen. 

 

Handwerker haben Bodenhaftung

Handwerker marschieren nicht in das Büro eines ihrer Auftraggeber und erzählen diesem, wie toll sie den Anschluss für die Klimaanlage gelegt haben. Nebenbei, zusätzlich, die separate Sicherung vorgeschaltet zu haben, damit bei einem Spannungsproblem nicht die Hauptsicherung reagiert und das ganze Haus lahmgelegt wäre. 

Sie erzählen nicht, dass sie am Wochenende, zusammen mit der Blaskapelle, in der sie seit Jahren aktiv sind, nach Wien, Venedig oder London fliegen oder fahren, um dort bei einem Kunstfestival aufzutreten.

Auch haben sie keine Zeit, sich über die Technik beim Abschlag oder Putten auf dem Golfplatz zu unterhalten. Dabei sind sie bis zu ihrem Ausbildungsbeginn regelmäßig bei Meisterschaften in anderen Sportarten angetreten und haben dabei gut abgeschnitten. 

Ja, Handwerker haben neben ihrem Beruf oft viel zu bieten. 

Nur entspricht deren tägliche Arbeit nicht immer den Erwartungen unserer, leider immer mehr verakademisierten Gesellschaft.

Sie finden es nicht erforderlich, während ihrer Arbeitszeit über ihre breit gestreuten Interessen und Begabungen zu sprechen oder damit Eindruck zu schinden.

Man könnte sagen, sie stehen mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen. Tatsachen, an denen sehr oft die verzweifeln, welche permanent nach mehr Bildung rufen.

 

Berufswahl der Kinder

Man könnte viele Untersuchungen anstellen, aus welchen gesellschaftlichen Schichten sich Handwerker rekrutieren. 

Leider wird in unserem Bildungs- bzw. Schulsystem gar nicht mehr groß erwähnt, dass Handwerksberufe durchaus Alternativen zu einem unendlich langen Schul- und Studienweg sind. 

Meisterprüfungen in Deutschland stehen auf gleicher Höher mit einem Studienabschluss.

Leider gilt das Handwerk in der Breite der deutschen Gesellschaft als nicht unbedingt gesellschaftsfähig, "denn es gilt als schmutzig, unmodern, uncool bis unsexy und obendrein auch noch als schlecht bezahlt", so Sascha Rauschenberger im zweiten Teil seines Artikels "Das Fanal der Demographie: Zusammenhang von Bildung, Handwerk, Facharbeit und Politik für die Zukunft."

Ich kann allen nur wärmstens empfehlen, sich diesen Artikel zu Gemüte zu führen, denn Rauschenberger legt die Finger sehr schmerzerzeugend in die Wunde unseres Denkens: von der Bildung über das Handwerk bis hin zum Fachkräftemangel.

 

Handwerk bzw. handwerkliche Tätigkeiten sind vielen Schülern heute so fremd wie ein Wahlscheibentelefon. Damals hatte man viele Telefonnummern noch im Kopf. Hintergrund war die erforderliche Wiederholung der Telefonnummer mit dem Wahlscheibentelefon. 

Hammer, Laubsäge, Nägel, Schrauben, Muttern, Eisensäge, Wasserwaage, Gabelschlüssel, Ringschlüssel, Ratschenschlüssel, Maurerkelle oder Holz-, Metall- und Betonbohrer sind für viele ein Fremdwort. 

Phasenprüfer, Aale, Holzsäge, Astsäge, Blechschere, Sense, Sichel, Dengelhammer, Schraubstock, Amboss und Motorsäge haben mittlerweile den Ruf von Kriegswaffen. Von Meißeln für Mauerbearbeitung und Stechbeitel für Holzarbeiten ganz zu schweigen. 

Dafür werden Bausätze utopischer Kriegsfiguren und Weltraumkapfmaschinen gekauft, welche nur Bauanleitungen zum Zusammenstecken als Hilfsmittel anbieten. 

Kinder, welche heute Metallbaukästen oder Fischertechnik geschenkt bekommen, können sich glücklich schätzen. 

Sie werden viele technische Zusammenhänge spielend lernen. Legosteine, um ein Haus mit Fenstern und Türen zu bauen sollten in der Sammlung nicht fehlen. Tragen doch alle genannten Baukästen dazu bei, die Feinmotorik der Finger zu trainieren, sowie spielendes Verständnis für mechanische Zusammenhänge zu vermitteln.     

 

Handwerker, Partnerwahl und Duktus der Unterhaltung

"Was hat denn dein Freund für einen Beruf?", wird manche Tochter gefragt, wenn sie ihren Eltern eröffnet, sie hätte sich verliebt und wird ein Wochenende mit ihrem Freund verbringen. 

"Er ist Installateur, (Dachdecker, Schlosser oder Schreiner)." 

Ich habe diese Berufe bewusst der Reihe nach ausgesucht. Installateur, kann viele Bereiche beinhalten. Elektroinstallateur, Heizungs-, Gas-, Wasser- und Abwasserinstallation und Klimatechnik. Solarenergie und Erdwärme noch gar nicht berücksichtigt. 

Allein diese Bandbreite an technischen Alternativen erfordert ein geballtes Wissen an Zusammenhängen und Möglichkeiten.   

Für Eltern gewisser Gesellschaftsschichten mag es ein Schock sein, wenn sich ihr Kind in einen Handwerker verliebt. 

Schreiner haben in dieser Kategorie einen etwas gehobenen Stellenwert. Sie gelten als Interieur-Künstler unter den Handwerkern. Dabei müssen sie oft auf das Wissen anderer Handwerksberufe zugreifen. 

"Oh Gott, ein Handwerker. Ich weiß ja gar nicht, was ich mit dem reden soll. Na das mag ja ein anstrengender Abend werden. Ich darf gar nicht daran denken, sollte unsere Tochter / unser Sohn den / die auch noch heiraten."

Da wären wir bei der Sprache und dem Leben angelangt.

Mittlerweile schleichen sich neben unserer ursprünglichen Muttersprache immer mehr, sich separierende Nebensprachen ein. Man könnte unsere Muttersprache mit dem Turmbau zu Babel vergleichen: Alle sprechen die gleiche Sprache. Nur, es versteht keiner mehr den anderen, wenn es um seine Arbeit geht. 

In den letzten Jahren haben diese Verständigungsschwierigkeiten immer mehr an Boden gewonnen. 

Das hat zum Einen mit der technischen Entwicklung zu tun, andererseits aber auch mit gesellschaftlicher Separierung unterschiedlicher Schichten der Arbeitswelt, insbesondere von Berufsgruppen.

Ohne in soziologische Betrachtungsweisen einsteigen zu wollen, hat eine gewisse Gettoisierung von Berufsgruppen Auswirkung auf die Verständigungsschwierigkeiten. Vermutlich in der Stadt mehr als auf dem Land. 

In Städten leben wohlhabendere Gesellschaftsschichten zum großen Teil in privilegierteren Bereichen. Handwerker, Putzdienste und Dienstleistungserbringer verlassen diese Bereiche meist nach getaner Arbeit wieder. 

Sie kehren in ihre Bereiche des Lebens zurück. Was nicht heißen soll, sie würden in schlechten oder primitiven  Bereichen einer Stadt wohnen.

Private Zusammenkünfte bzw. Treffen in Lokalen oder Wirtschaften (ebenfalls ein mittlerweile aus dem Rahmen gefallener Begriff) zwischen den Gesellschaftsschichten in den jeweiligen Stadtteilen gehören eher zur Seltenheit. 

Ich gebe zu, in den Städten Bayerns und ihrem Umland bestehen Ausnahmen. Diese Ausnahmen sind einer tief verwurzelten Verhaltensweise der bayerischen Bevölkerung zuzuschreiben.

 

Man ist sich fremd - sowohl in der Fachsprache als auch im Privatleben.

So passierte es einem renommierten Installateur und Swimmingpool-Fachmann, dass er bei einem Vorgespräch zur Planung des Pools und der dazu erforderlichen Solaranlage von fünf Personen zum Vorgespräch empfangen worden war: dem Hausbesitzer, seiner Ehefrau, einem Anwalt, einem Mitarbeiter der Gemeinde und einem Architekten.

Nachdem alle gesprochen hatten, meinte der Installateur: "Wenn sich dann alle Anwesenden auf die Größe und Ausführung des Swimmingpools geeinigt hätten, dann käme er gerne nochmal, um seinen Teil der Arbeit, selbstverständlich mit Angeboten, zu erledigen."

Was war geschehen?

Der Installateur war aufgefordert worden, seine Pool-Alternativen schriftlich mit Planzeichnung allen Anwesenden zuzuleiten, damit eine Entscheidung über den Bau getroffen werden könne.

Letztendlich sollte der Handwerker die Arbeit der Anwesenden mitmachen. 

"Und am Ende kommen dann Hilfskräfte aus dem Osten und arbeiten nach meinem Plan. Nur ich bekomme nichts dafür", das waren seine Worte, als er mit mir darüber sprach.    

In ländlichen Bereichen können sich wohlhabendere Schichten schlecht separieren. Zudem gehören auf dem Land Handwerker, zumindest Handwerkbetriebsinhaber, ebenfalls zur wohlhabenderen Schicht. Man trifft sich im Heimatort oder Nachbarorten regelmäßig im öffentlichen Bereich. Sei es in den örtlichen Lokalen, den Vereinen oder anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens. 

Man kennt sich und weiß zumindest im Groben, was der oder die beruflich macht. Wenn Hilfe benötigt wird, geht das auch meist auf dem "kurzen Dienstweg" der Verständigung.

 

Begegnungen beruflicher Art

Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, wie schwer es manchen Menschen fällt, welche nicht dem Berufsfeld des Handwerks angehören bzw. Handwerker persönlich nicht kennen, außerhalb ihres Tätigkeitsfeldes mit Handwerkern ins Gespräch zu kommen. 

Manche sind gehemmt, andere überheblich. Einige mehr zurückhaltend und vorsichtig.

 "Hier kommt jemand, dem kann ich kein X für ein U vormachen. Er aber könnte es. Kann ich ihm vertrauen? Meist sind die Rechnungen der Handwerker sowieso überzogen. Wenn die miteinander reden, verstehe ich nur die Hälfte."

Zack, da haben wir schon die nächsten Vorurteile. 

Einem Handwerker ist es egal wer sein Gegenüber ist. 

Er versteht es meist, mit jedem und jeder ins Gespräch zu kommen.

 Schließlich betreibt er ein Geschäft bzw. er ist Mitarbeiter eines Handwerksbetriebes und stolz, für einen Betrieb mit gutem Ruf zu arbeiten.

Handwerker haben einen unausgesprochenen Ehrenkodex. 

Sie wollen ihre Arbeit zur Zufriedenheit ihrer Kunden erledigen, um sich damit selbst zu motivieren und den guten Ruf ihrer Firma zu verteidigen.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit, welche sie täglich erledigen, steigert nicht nur ihr Selbstbewusstsein, sondern reizt sie jeden Tag für neue Problemlösungen.

 

2. Respekt, Anerkennung und Flexibilität

Über ihre Arbeit erlangen sie Respekt und Anerkennung. Dafür müssen sie viel investieren. Die Ausbildung ist lediglich das Fundament für ihren späteren beruflichen Werdegang. 

Jeder Handwerksberuf unterliegt  technischen Neuerungen und neuen Vorschriften, welche immer wieder für Arbeitsabläufe berücksichtigt werden müssen. 

Die Meinung, "Handwerker haben es schön, für sie bleibt alles beim Alten", ist so falsch, wie die Aussage "morgen fange ich die Fische beim Spaziergang im Wald."

Während Lehrer, Rechtsanwälte, Philosophen und viele andere akademische Berufe sich auf historisch gewachsene Fakten und Erkenntnisse berufen können und müssen, sind Handwerker gezwungen, sich neuen Erfordernissen schnell und flexibel anzupassen.

Ein Heizungsinstallateur muss heute das Zusammenspiel von Brennwertheizungen, Solarenergie und Erdwärme in Kombination mit Kachelöfen und Stromheizungen schnell seinen Arbeitsabläufen und den gesetzlichen Bestimmungen anpassen.

Elektroinstallateure, ziehen nicht mehr nur die Leitungen, durch welche der Strom fließen soll. Sie müssen die neuesten technischen Möglichkeiten mit den Wünschen ihrer Auftraggeber kombinieren. Nebenbei müssen sie dabei fit im Bereich IT-Technologie sein, um Fernsteuerungsmöglichkeiten per iPhohne und PC zu ermöglichen. 

Mechatroniker im KFZ-Bereich sind mittlerweile Spezialisten bei der Arbeit mit fahrenden IT-Anlagen. Dazu müssen sie aber wissen, wann und wo es erforderlich ist, ein neues Teil in die Mechanik einzufügen oder eine Platine der Motorsteuerung auszuwechseln.

In der produzierenden Industrie sind IT-Kenntnisse unerlässlich. Die Herstellung von Präzisionszubehör für Maschinen, Handwerk, Haushalt und viele weitere Zweige unserer immer weiter fortschreitenden Technik erfordert fundiertes Wissen über Verarbeitung von Rohstoffen und deren passende Bearbeitung. 

Im Teil 3 seines Artikels spricht Sascha Rauschenberger die ausführlich die Probleme des Fachkräftemangels an.               


3. Selbstvertrauen, Geduld und Unterstützung aus der Familie

Wer sich für das Handwerk entscheidet, sollte Selbstvertrauen und  Geduld für seinen beruflichen Werdegang mitbringen. 

Dafür bedarf es bereits früh der Unterstützung und dem Verständnis der Eltern. 

Hier liegt mit eines der größten Probleme. 

Wie sollen sich Kinder und Jugendliche für Handwerk und Technik interessieren, wenn alles was in und um das Haus von  Dienstleistern erledigt wird. Wenn in der Wohnung oder im Haus kein Werkzeug mehr zu finden ist, "denn das hat der Handwerker mitzubringen."

Ich kann mich noch erinnern, als ich bei meinem Onkel mit 6 Jahren während der Ferien war. Er betrieb eine Schmiede und reparierte landwirtschaftliche Geräte. Es war für mich jedes Mal ein Erlebnis, wenn ich mit ihm "ausrücken" durfte, weil ein Traktor, Anhänger oder eine Egge auf dem Feld repariert werden musste. Ich lernte alle Handgriffe und wusste mit der Zeit was er an Werkzeug brauchte.

Bereits mit acht Jahren konnte ich den Ladeaufbau eines alten Anhängers zerlegen und widerspenstige Schrauben mit einer Flex abtrennen. Danach war ich begeistert dabei, wenn der Neuaufbau der Ladefläche des Wagens in Angriff genommen wurde. 

Leider musste ich mit 10 Jahren mit meinen Eltern in ein anderes Dorf ziehen. Der Bezug zum Handwerk riss schlagartig ab. Mein Vater legte Wert auf eine gute Schulbildung. So verlor ich mit der Zeit den Bezug zu handwerklichen Arbeiten und machte die Ausbildung in der gehobenen Beamtenlaufbahn.

Wäre dieser Bruch im Lebensumfeld nicht gewesen, vermutlich wäre ich beruflich im Handwerk gelandet. 

Wie heißt es schön: "Umwege im Leben lassen sich nicht vermeiden. Man darf sich auf ihnen nur nicht verirren."

Erst mit 35 Jahren beim Umbau eines Hauses war ich wieder in meinem Element. Ich nahm Urlaub, um selbst in der Bauarbeiterkolonne mitzuarbeiten. Alles, was ich dabei gelernt habe, kann ich heute noch verwenden, wenn es um Reparaturarbeiten geht.

Auch danach blieb ich am Ball, um mir immer wieder Neues  beizubringen, damit ich vieles, soweit es möglich war, selbst erledigen konnte. 

Nicht, weil ich unbedingt Geld sparen wollte. Es hat mich immer interessiert, wie alles zusammenhängt.   

Der Heizungsinstallateur und ich einigten uns darauf, dass ich die Wartung der Heizungsanlage selbst vornahm. Er kam nur, um die jährlich erforderlichen Testmessungen durchzuführen. 

"Das spart mir Personaleinsatz. Außerdem komme mal zu einem Gespräch, das sich nicht nur um Probleme dreht."



4. Politik, Schule und Unternehmen sollten gemeinsam neue Wege gehen

In den letzten 30 bis 40 Jahren haben es Schule, Politik und Unternehmen versäumt, an einem Strang zu ziehen, um das Handwerk und die für die Industrie erforderlichen Facharbeiterberufe ausreichend zu fördern. Vor allem aber sich um den Nachwuchs zu kümmern. 

Wenn in den Schulen  MINT-Fächer nach fragwürdigen Lehrplänen unterrichtet werden, braucht man sich nicht zu wundern, wenn selbst interessierte Schüler mit der Zeit nur noch darauf achten, dass ihre Noten passen.

Praxis und Theorie in Einklang zu bringen, fächerübergreifendes bzw. fächerineinandergreifendes Lernen wäre der optimale Weg. 

Warum werden Musik- und Physikunterricht nicht mal für einige Stunden zusammengelegt. Die Ausbreitung von Schallwellen mit dem Musikunterricht in Einklang bringen und dabei Schwingungsberechnungen anstellen. Für die beiden Lehrkörper wäre es sicher eine willkommene Abwechslung und für Schüler eine im Gedächtnis haften bleibende Überraschung.  

Gerade in diesen Fächern sollte der Reiz des Erfahrens und Erlebens in der Praxis die entscheidende Rolle spielen. 

Nebenbei könnte vielleicht das Interesse am Erlernen eines Musikinstruments auf diese Weise geweckt werden.

Wie funktionieren Verstärker und Lautsprecher?

Dazu müsste schon seit langem ein Unterrichtsfach IT in der Grund- und Hauptschule eingeführt werden. 

Um mein Wissen in Chemie und Physik aufzufrischen habe ich mich im Internet umgesehen. 

Chemie mit Mai Thi Nguyen-Kim (musstewissen Chemie)  war für mich wie ein Bad im klaren Wasser des Meeres: Erfrischend, kurzweilig und mit viel Inhalten. In kurzer Zeit waren mein Wissen wieder aufgefrischt. 

Mathematik und Physik mit Lehrer Schmidt. Das wäre ein Unterricht gewesen, der mir in der Schule Freude bereitet hätte. 

 

Ja, es wäre dringende notwendig, nicht nur von Bildung zu reden, sondern die Schule den Erfordernissen der modernen Welt anzupassen. 

Nebenbei, Bildung heißt nicht nur Wissen vermittelt zu bekommen und dieses ohne weitere Verwendung für Noten "zu verschlingen". 

Bildung heißt auch Interesse an der Umwelt, an Mitmenschen und dem breiten Spektrum des Lebens zu zeigen.

Das kann Schule allein nicht schaffen. Hier sind die Eltern und ihre Verantwortung gefragt. Schule ist kein kostenloser Dienstleistungsbetrieb, welcher funktionierende junge Marionetten für das Leben ausbildet. Schule vermittelt das Grundwissen für das spätere Berufsleben.

Wer seine Eltern nur am Abend und am Wochenende sieht, hat bereits in der Kindheit das Problem, den Bezug zur Arbeitswelt nur am Rande zu erleben. Arbeit hat für diese Kinder etwas Schmerzhaftes, wenn nicht sogar Bedrohliches: "Die Arbeit stiehlt uns unsere Eltern." Sie können es nicht artikulieren, aber in ihrem Bewusstsein arbeiten die Gedanken.  

Umfängliche Bildung? Dafür sind die Eltern verantwortlich. Dafür müssen sie Zeit und Energie in die Erziehung ihrer Kinder stecken. Erziehung heißt, "Einflussnahme auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen."

Wie könnte das besser gelingen als mit dem abgedroschenen Begriff: "Wenn Vater und Mutter mit ihren Kindern gemeinsam Erfolge, aber auch Misserfolge bei Arbeit und Spiel erleben, blühen Kinderherzen auf."

Gut, wer das Glück hat, als Handwerker, Bauer oder Selbständiger daheim zu arbeiten, dessen Kinder erhalten einen anschaulichen Einblick in die tägliche Arbeit ihrer Eltern oder zumindest eines Elternteils.

 

Kurz und knapp: Das Handwerk hat sein Ohr am Puls der Zeit, da es sich theoretisch und praktisch immer den neuesten technischen Errungenschaften anpasst und anpassen muss. 

Politik, Schule und Industrie sollten das, bei all ihren - manchmal mehr als fragwürdigen Entscheidungen - immer vor Augen haben. 

 

 5. Lehrzeit nach der Schule - eine gute Alternative.

Am Ende: Muss jeder Abiturient wirklich den langen Weg des Studiums einschlagen, um irgendwann feststellen zu müssen, doch nicht den ersehnten Beruf gefunden zu haben. Gibt es noch andere Wege?

Muss nach der Haupt- oder Realschule unbedingt sofort eine weiterführende Schule besucht werden, oder sollte doch erst ein Beruf erlernt  werden?

"Welche Handwerksberufe haben denn Zukunft?", diese Frage steht meist im Raum.

Welche Handwerksberufe gibt es denn? Ihr werdet staunen: 130 Berufe stehen im Angebot

"Bin ich dafür geeignet?", kommt als nächste Frage.

Welcher Handwerksberuf zu einem passt lässt sich nicht pauschal beantworten. 

Auf alle Fälle lohnt sich ein Praktikum während der Ferien. 

Manche Schulen bieten auch Berufspraktikas für Schulabgänger an, wenn sie Betriebe an der Hand haben, welche sich bereit erklären Schülern einen Einblick in ihren Arbeitsalltag zu gewähren. 

Entscheidend dürften folgende Kriterien sein:

- Bist Du ein ein Typ der gerne im Freien arbeitet, dem Wind und Wetter wenig ausmachen?

- Bevorzugst Du Handarbeit in Kombination mit IT-Technik?

- Arbeitest Du lieber allein oder zu zweit, oder fühlst Du Dich in der Gruppe wohler?

- Hast Du den Ehrgeiz, in Deinem Beruf den Meister oder Techniker zu machen?

- Begeistert Dich analoge Technik in Kombination mit Computerarbeit?

- Bevorzugst Du Feinmechanik oder eher die härter fordernde Grobmechanik?

- Hast Du bereits ein Hobby, das Du gerne mit in den Beruf übernehmen möchtest? - Eine Voraussetzung.

 

Lehrzeiten:

Vielleicht würde es manchen  Schülerinnen und Schülern sehr hilfreich sein, nach dem Abitur, der Mittleren Reife oder der Hauptschule erst einmal einen Beruf zu erlernen.

Ein Großteil der Haupt- und Realschüler wechseln ins Berufsleben. Leider brechen zwischen 20 und 25 Prozent der Azubis ihre Ausbildung ab. 

Wie viele danach in eine andere Ausbildung einsteigen ist die Frage. 

Vielleicht gelingt ein Einstieg im Handwerk. 

Der Tunnelblick auf eine schnelle berufliche Karriere sollte dem Weitblick der Möglichkeiten weichen.   

Manche Studenten benötigen für ihr Studium sechs bis acht Jahre. 

Warum sollte sich ein interessierter junger Mensch nicht auch die Freiheit gönnen, für seine späteren beruflichen Ambitionen eine, vielleicht sogar zwei Lehrzeiten zu absolvieren? 

Nebenbei wird dabei Geld verdient und täglich für das Leben gelernt.

Nach der Lehre könnte ein Studium oder eine weiterführende Schule anschließen. Mit dem Wissen aus der Praxis lassen sich diese Alternativen mit Sicherheit leichter bewältigen.

 

Persönliche Stärken mit und während einer Ausbildung

Manche junge Menschen erleben mit dem Eintritt ins Berufsleben eine wahre Befreiung. 

Sie erleben die Praxis eines Berufes und beginnen sich immer mehr dafür zu interessieren. 

Endlich können Theorie und praktische Anwendung in Einklang gebracht werden.

Egal ob Gymnasium, Real- oder Hauptschule; manche Schüler blühen in der Praxis eines Berufes auf. Sie lernen dabei ihre persönlichen Stärken erst kennen. 

Ob dabei das Handwerk der richtige Weg ist, muss sich zeigen. 

Auf keinen Fall sollte nach dem Motto verfahren werden, "Handwerk kann jeder."

Die innere Einstellung und die Grundbegeisterung für den Handwerksberuf müssen vorhanden sein. 

Generell muss die Grundeinstellung zum Erlernen eines Berufes vorhanden sein.

Auch sollte die Flinte nicht voreilig ins Korn geworfen werden. Manche Problem lassen sich in einem persönlichen Gespräch, nach der Arbeitszeit klären. 

Sollte jemand feststellen, der zu erlernende Beruf entspricht nicht seinen Vorstellungen, stehen immer Wege offen, einen anderen Beruf zu erlernen oder nach der Lehrzeit mit einer weiterführenden Schule oder einem Studium zu beginnen.

 

6. Studieren ohne Abitur?

Zieht es manche nach der beruflichen Ausbildung doch wieder auf die Schulbank, dann kann ihr Weg über die praktische Ausbildung und Berufserfahrung zum Studium führen.

Was sie aus der Praxis mit ins Studium nehmen, schenkt ihnen einen großen Vorteil: Wissen, welches theoretisch im Studium vermittelt wird, haben sie zum Teil bereits in der Praxis erlebt. Sei es Materialkunde, Physik, Chemie oder ganz banal das Zusammenspiel von Kraft und Hebelwirkung. 

Empfehlenswert ist, sich mit dem derzeitigen Arbeitgeber abzusprechen, ob eine Rückkehr nach einem Studium in das bisherige Unternehmen möglich ist.

Es ist nie zu spät, für einen Neustart im Berufsleben.

  

7. Meisterprüfung

Eine weitere Alternative ist die Meisterprüfung.

Der handwerkliche Meistertitel ist dem Bachelorabschluss einer Hochschule gleichzusetzen, was aber nicht bedeutet, den Bachelortitel führen zu dürfen.

Eine Meisterprüfung bringt viele Vorteile:

- berechtigt zum Studium an einer Hochschule

- berechtigt zur Eröffnung eines Handwerksbetriebes

- Anerkennung fast überall in der EU - freies Niederlassungsrecht

- höheres Gehalt in der Industrie - wenn als Meister eingesetzt.  

 

Und hier, am Ende noch einmal meine Worte vom Anfang zu Erinnerung:

8. Das Handwerk braucht mehr öffentlichen Event!

 Sie werden sagen, jetzt spinnt er. Jeden Tag sehen wir auf Baustellen genügend Handwerker herumwuseln. 

Stimmt. Aber wissen Sie auch genau, was die alle machen?

Es reicht nicht, dass eine Handwerkskammer wunderbare Flyer verteilt und sich bei bestimmten Anlässen bei der Politik und den regionalen Vertretern für das Handwerk ins Zeug legt. 

Junge Menschen wollen heute mehr. 

Sie wollen Erlebnis- und Eventkultur. 

Wo heute eine Musikband auftritt, bleiben junge Menschen stehen, wenn ihnen die Musik zusagt. Wenn die Band es versteht "einzuheizen", gehen die Zuschauer auch mit. 

Was will ich damit sagen?

 

Das Handwerk muss heraus aus der Ecke des sichtbaren Unsichtbaren. 

Es muss sich in öffentlichen Bereichen (Einkaufszentren, öffentlichen Plätzen und vielleicht auch Schulhöfen) zeigen. Zusammen mit einer Schulband, oder einer Musikgruppe aus der Umgebung. 

Schülern muss die Gelegenheit gegeben werden, mitzumachen!

Bei Sägewettbewerben und am Nagelbalken können Preise gewonnen werden. 

Ein altes Auto gemeinsam zu zerlegen und die Einzelteile zu erklären fasziniert mehr, als in der Schule die Kraftübertragung über Zahnräder erklärt zu bekommen.

Die Kunst des Blechbiegens der Dachdecker und das Verlegen von Dachplatten kann wunderbar simuliert werden. 

Welche Heizungen heute aktuell sind, wie sie arbeiten und welche technischen Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen, reizt die Neugier. 

Elektriker, Fliesenleger, Schmiede und Feinmechaniker können mit Unterstützung der Handwerks-, Industrie- und Handelskammern regelmäßig öffentliche Events abhalten. 

Es gibt bestimmt genug Gesellen und Lehrlinge, welche auch ein Instrument spielen. Würde sich da noch eine Band zeigen, oder begabte Handwerksgesellen Kunststücke vorführen, wäre so eine Veranstaltung ein Highlight. 

"Mensch, Handwerk ist mehr als Arbeit - Handwerk ist Event und Kunst. Vom Handwerk bin ich begeistert", so muss am Ende der Tenor lauten. 

Ganz zu schweigen vom Geschmacksgenuss:

Bäcker und Konditoren, welche sich mit ihren Kreationen in der Öffentlichkeit zeigen, können nur gewinnen. Aber, sie müssen sich zeigen. 

Es reicht nicht, seine Waren schön zu präsentieren. 

Es muss gezeigt werden, wie diese Waren hergestellt werden, was dafür benötigt wird, wie die Rezepte entstehen und, wie auf ökologische und energetische Werte ein Auge geworfen wird. 

Wer heute noch einen Schuster kennt, kann sich glücklich schätzen. Er gehört heute bereits zu den selteneren Berufen. 

Mit Schuster meine ich einen Schuster, welcher Schuhe maßangefertigt herstellt. Der noch Leisten und Leder verarbeitet. Schuhe, welche eine Lebensdauer von 10 und mehr Jahren haben. 

Seltenere Handwerksberufe sollten bei diesen Präsentationen nicht auf der Strecke bleiben.

 

Bitte keine Verkaufsmessen, 

wie Heim- und Handwerk oder Handwerksmesse

Eine Handwerksmesse oder eine Heim- und Handwerk mögen ja recht nett und sogar schön sein. 

Aber zeigen sie die reale Arbeit? 

Nein. Diese Messen sind reine Verkaufsmessen.

Sie sprechen kein Publikum an, das Handwerksberufe erlernen möchte.

Ganz offen, wie viele Schüler und junge Menschen gehen zu solchen Messen? Meist nur solche, welche vom Elternhaus vorbelastet sind. 

 

Ich kann den Verantwortlichen nur zurufen:

"Raus aus dem Versteck der Arbeitskunst - hinein in das Leben, der für vieles offenen und suchenden Jugend." 

Das Handwerk muss das Leben suchen.

      

 


 

 

 

 

 

     

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Azubis - was ist versichert?

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Auszubildende (AZUBIS) - welche Versicherungen?

"Wahlen? Kruzifix, macht endlich mal!" Eine Rede ...

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Demokratie - Nur noch Fankultur oder Verantwortung?

Putten - Königsdisziplin

Abschlag: Warum mit Kraft?

Grazile Kunst: Chippen und Pitchen

Sehnsucht, Gier und wir

Leben in München: Brotzeit contra Globalisierung