Warum Golfbälle alles wissen!- Kapitel 1: Prolog und Gedanken


Liebe Golferinnen,

werte Golfer,

wie oft haben Sie schon einen Golfball auf ein Tee gelegt? 

Tausendmal? Fünftausendmal? Zehntausendmal? 

Ich wette, darüber hat sich noch niemand Gedanken gemacht.

Wie oft haben Sie darüber nachgedacht, was ein Golfball in seinem kurzen, vielleicht auch längeren Leben alles erleben durft?

Was, wenn Golfbälle, Tees und Schläger erzählen könnten. 

Ist das Golfbag ein Ort der Dialoge? 

Was erzählen sich die Utensilien eines Golfbags? 

Sprechen sie über ihre Spielerinnen und Spieler? 

Welche Erfahrungen machen sie und was sind ihre Schlüsse aus diesen Erfahrungen?

Ja, ich habe versucht mich in einen Golfball hinein zu versetzen, um seinen vermutlich nicht vorhandenen Gefühlen eine Stimme zu geben. 

Vor allem aber, allen Golfern und anderen, die sich für diesen Sport interessiern, einen entspannten Einblick in die imaginäre Gedankenwelt von Golfbällen, Tees und Schlägern zu gewähren. 

Selbstverständlich nicht ohne die menschlichen Verhaltensweisen und deren Ursachen außer acht zu lassen. 

Das ist das Ergebnis des ersten Teils.

 

Meine Reise in der Welt der "Golfianer/*innen

Einleitung: Menschen bleiben immer Suchende


„Golfer*innen haben es noch immer nicht realisiert: 

sobald Menschen mit dem Spiel Golf beginnen, 

werden sie zu Sklaven.

Zu Sklaven von uns Bällen.

Wir Bälle lassen die Menschen jedoch in dem Glauben, 

sie seien unsere Dompteure.“

Philosophierende Golfbälle / O. S.

 

Für uns gilt: „Flieg, du kleine, weißeSau.“

Mit dieser ‚bezaubernden‘ Anrede werden wir sehr oft auf unsere ‚Flugreisen‘ geschickt. Golfer*Innen feuern sich mit diesem oder ähnlichen Sprüchen angeblich zu Höchstleistungen an. 

Auslöser hierfür dürfte der Ehrgeiz sein. Die Gier nach Anerkennung, Geltung und Erfolg. Dafür müssen meine Kollegen und ich sehr oft in den sauren Apfel des missglückten Fluges beißen.  

Was würde wohl eine Spielerin oder ein Spieler sagen, würden wir nach dem Schlag rufen: „Schlechter Flug, Du Schwunglegastheniker*In. Mehr Driving Range, Sie stocksteifes, verbissenes Herumgehacke.“

Es wären interessante Golfrunden, mit funkensprühenden, gefährlichen Dialogen. Um des lieben Friedens willen müssen wir Golfbälle unfreiwillig schweigen. Was nicht heißt, wir verzeihen jedes Fehlverhalten. 

Schon gar nicht, wenn uns der Driver voll Vorfreude angrinst und dabei frech erklärt, wir müssten sowieso das machen, was er uns mit seinem dicken, meist glänzendem Glatzkopf, befiehlt.

Allerdings, hinter jedem Driver, Eisen, Holz oder Putter steht immer ein Mensch. Eine Frau oder ein Mann, auch Kinder oder Jugendliche. 

Viele golfende Menschen sind Getriebene ihres Ehrgeizes. Meist geführt von ihren Wünschen, begleitet von den Zwängen, Golf möglichst erfolgreich spielen zu wollen, vielleicht sogar zu müssen.

Diese Zwänge haben unterschiedlichste Ursachen.

 

Menschen bleiben immer Suchende.

Immer auf der Suche nach dem optimalen Schwung, nach Gelassenheit, nach innerer Zufriedenheit, nach Gesundheit, nach Glück und nach Liebe. 

Dabei realisieren sie nicht: Suchen und Finden sind zwei untrennbar verbundene Kinder der Eltern Glück und Zufriedenheit.

Sehr interessant, wie viele Knospen in den Büschen der Zwänge ihre Blüten entfalten. Vor allem aber, welche Früchte in den Bäumen der Wünsche gedeihen.

Golfbälle haben dafür größtes Verständnis. 

„Wir bemühen uns intensiv, zusammen mit unseren Partnern, den Schlägern, die Wünsche golfspielender Menschen zu erfüllen."

Dabei sollen wir zusammen mit den Dienern dieses Spiels, den Golfschlägern, die individuellen Stufen vieler ausbaufähigen Möglichkeiten mit Genauigkeit und Weite befriedigen“, murrte ein bereits erfahrenerer Ball in der Tasche nach meiner ersten Runde.  

Das Eisen 5 schloss sich seinen Vorwürfen an. „Zusätzlich wird von uns verlangt, Rücksicht auf die Gesundheit der Spieler*innen zu nehmen, damit deren mentales Wunsch- und Forderungsdenken regelmäßig einer Seelenmassage unterzogen werden kann. Zweifel an der magischen Formel des perfekten Schwungs sollen so von uns zerstreut werden.“ 

Körper und Geist golfender Menschen, trainieren im offenen Raum der Psychosomatik ihr Zusammenspiel. 

Viele verborgene Charakterzüge suchen dabei ebenfalls ihren Weg ans Tageslicht, um sich gnadenlos zu entfalten zu dürfen. 

Dies sorgt, temporär, für intensivere Dissonanzen.

 Vergessen wird zeitweise das Laissez-faire, die Haltung des Nichteinmischens mit dem Vertrauen, alles kann sich gut entwickeln.

„Laissez-faire auf und neben den Fairways, welches sehr oft intensiv, manchmal sogar verzweifelt gesucht wird, könnte für alle die sehnsüchtig erhoffte Entspannung bieten“, grummelte der Putter.

Wie die meisten bereits festgestellt haben, bedienen sich Menschen gerne gewohnter Verhaltensmuster; manchmal bewusst, manchmal unbewusst.  

Die Regeln des Fairplays zu akzeptieren, ist die große Herausforderung für individuelles Agieren. Diese jedoch von anderen gnadenlos einzufordern, füttert die Arroganz. Deren Schwester, die Ignoranz, lacht sich dabei ins Fäustchen.

„Wir Bälle, die kleinen, runden, mit Dimples - Grübchen - versehenen ‚Weltkugeln‘ der Spieler*innen, müssen alle Verhaltensweisen wohl oder übel akzeptieren“, fasste mein erfahrener Kollege die Diskussion zusammen, um mich auf meine künftigen Aufgaben vorzubereiten.

Eines steht fest, Bälle und Menschen sind auf das Suchen und Finden angewiesen. 

Werden wir ins Aus, in die Teiche, in den Wald, in die Büsche oder in hohes Gras, pardon Rough, geschlagen, heißt es für uns auf das Glück des gefunden Werdens zu hoffen. Deshalb wünschen sich alle Schläger, ihre Spieler*Innen mögen den optimalen Schwung immer finden.   

Auf-, Ab-und Durchschwung zu einer fließenden Bewegung zu verbinden, ist die große Kunst in dieser Sportart.

 

 „Schwünge für Driver, Eisen, Hölzer und Putter auf konstant gutem Level zu halten, erfordert körperliche Fitness, gepaart mit mentaler Stärke, merkt euch das!“

 

Homo Golfiens - unsere Sklaven

Golfer*Innen haben es noch immer nicht realisiert: sobald Menschen mit dem Spiel Golf beginnen, werden sie einerseits zu Sklaven. Zu Sklaven ihres Spiels

Andererseits begeben sie sich gerne in die Abhängigkeit von ihren Schlägern, welche ihnen immer wieder die Hoffnung vermitteln, in Kürze den Traum des himmlischen Schwungs verinnerlicht zu haben. Sie verwandeln sich mit der Zeit in Homo Golfiens.   

„Wir lassen die Menschen gerne in dem Glauben, sie seien unsere Dompteure. Besonders dann, wenn sie ihre Score-Karten ausfüllen, leider jedoch manchen Fehltritt bzw. missglückten Schlag vergessen.“ Mit dieser Weisheit beteiligte ich mich nach meiner ersten Runde zum ersten Mal am Gespräch unter Golfutensilien.

„Am liebsten spielen wir mit Menschen, welche sich nicht in erster Linie über dieses Spiel, sondern über ihre Aktivitäten abseits des Golfplatzes zu definieren wissen.“ 

Diese Feststellung des Drivers ließ mich aufhorchen. 

„Diese Menschen werden selten Sklaven dieses Spiels. Sie verstehen es, Bälle und Schläger als Partner zu behandeln. Wir danken es ihnen - auf unsere Weise“, dabei hörten wir seine Stimme etwas dumpf, denn sein Kopf steckte tief in einer Schutzhülle. 

„Du sprichst vom Homo Realisticus“, meinte der Putter. Spieler*Innen, die Können und Freude kombinieren.    

Es ist die Leidensbereitschaft aller am Golfspiel Beteiligten, die mir zugeflüstert hat, einiges über Menschen zu erzählen, die ich während meiner Reisen begleiten durfte.

Zu meinem Glück war ich fast immer Begleiter optimistischer und fröhlicher Spieler, welche nie im Sinn hatten, dieses Spiel in ihren Broterwerb zu integrieren.   

Mit einer Ausnahme. Katharina aus Frankfurt.   

Sie liebt dieses Spiel. Musste es jedoch aus persönlichen Gründen zum Broterwerb in ihr Leben integrieren. 

Dabei stellt sie sich mit ihrem Können nie über ihre Kunden, sondern nutzt ihre Erfahrung zur Weitergabe ihres Wissens. Sie stellt sich in den Dienst suchender Menschen, welche hoffen, eine möglichst hohe Zufriedenheit mit sich und dem Spiel zu finden.

Bis jetzt habe ich ein Thema außen vor gelassen: die Erotik.

Es wäre banal, Golf als erotisches Spiel zu bezeichnen.

Schon die griechischen Philosophen sprachen von Eros, dem Gott der begehrlichen Liebe.

Vom Liebes- und Geschlechtsleben, also natürlichen Verhaltensweisen einmal abgesehen, könnte ab und zu auf einer Runde der Eindruck entstehen, das Spiel mit Golfbällen auf den Fairways wäre in der Lage, die sinnliche Begeisterung zu steigern.

 Mimik, Gestik und Bewegung, gepaart mit fast spirituellem Glauben an den besten Schwung, wecken vermutlich den

Wunsch, sich diesem Spiel mit Körper, Geist und Seele voll und ganz, ohne Hemmungen, hingeben zu müssen.  

Mit der Behauptung ‚Golf sei ein Fetisch für Masochisten‘ würde ich mich wohl zu weit aus dem Fenster lehnen.

Allerdings haben einige meiner Erlebnisse diesen Eindruck bestärkt. 

 

Das Orchester der Schläger 

mit der Klaviatur der Schwünge, 

zusammen mit den Noten der Technik, 

zu einer fliegenden Symphonie zu vereinen, 

ist der Traum spielender Dirigenten 

auf allen Golfplätzen dieser Welt.

Nach einer „Genussrunde“ sind diese Gedanken erlaubt. / O. S.  

    


E-Book - Kapitel 2

Schönes Spiel

Harte Schale – Weicher Kern – Erste Runde 

In diesem Kapitel erzählt uns der Golfball über seine Geburt und erlebt seine erste Runde. 

Seine Reise durch die Welt der Eitelkeiten, Regeln und individueller Ansichten golfender Menschen beginnt. 





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