Golf: Suche nach der idealen Standposition

 


 




Jeder von uns Golfern kennt die Frage: Passt der Abstand zum Ball am Abschlag oder beim Schlag auf dem Fairway?

Soll ich mich etwas weiter vorbeugen oder doch meine gewohnten Haltung beibehalten?


Gewohnte Haltung und gewohnter Schwung?

Wie komme ich darauf? 

 

Ich war In einem Golfhouseshop und wollte einen anderen, moderneren Driver am Golfsimulator  ausprobieren. 

Dabei fiel mir auf, meine Bälle flogen leicht nach links weg, um dann in einem leichten Slice nach rechts zu drehen. 

Ein Pro, welcher das beobachtet hatte, riet mir, um wenige Zentimeter mehr Abstand zum Ball meine  Position einzunehmen, mich dafür aber ein klein wenig mehr nach vorne zu beugen.

Vorher fragte er mich, ob ich Rückenprobleme hätte, weil ich eine sogenannte Schonhaltung einnehmen würde.

Nein, ich hatte und habe keine Rückenprobleme. 

Allerdings habe ich mir Golf autodidakt beigebracht.

Dabei hat sich eine Fehlhaltung zum Ball eingeschlichen, welche ich mit der Zeit jedoch immer besser in den Griff bekam.

Abstandskorrektur mit Schwung!

Die Abstand-Schwungkorrektur erfolgte ebenfalls autodidakt.

Dafür musste ich allerdings einige Stunden auf der Drivingrange verbringen.

Eine Korrektur ist am Ende Millimeterarbeit.

Nicht zu vergessen, das Ausmerzen der lieb gewonnen Automatismen. 

Regelmäßig meldeten sich diese. 

Wie ein Boomerang, den man mit einem Wurf entsorgen möchte. Dieser aber die Trennung mit seiner Rückkehr hartnäckig verweigert.

Feinmechanik und Körpermuskulatur müssen sich langsam, gemeinsam auf den neuen Schwungablauf einstellen. Dies dauert und erfordert Geduld!

Als dieser Prozess abgeschlossen war, öffnete sich eine Tür: Die Entlastung der Psyche.

Siehe da, plötzlich flogen meine Bälle sehr gerade, ab und an mit einem leichten Hook.


Nun aber der Reihe nach. Ursache und Wirkung

Was waren die Ursachen für meinen, mittlerweile korrigirten Schwung?

 

1. Abschlag:

1.1 Unbewusste Schwungkorrektur:

Wegen meines ungünstigen Abstands zum Ball hatte ich mir einen "Schonhaltungsschwung" angewöhnt: Den Ball zwar mittig treffen, meinen Schwung aber während des Abschwungs, intuitiv zu korrigieren, damit ich den Ball optimaler treffe.

Auf breiten Fairways war das Problem nicht so groß.

Musste ich aber auf schmalen Fairways abschlagen, kam es öfter vor, dass meine Bälle sich nach rechts verabschiedet hatten.

Der Grund?

Ich zog - unbewusst mit der linken Hand - den Schläger minimals mehr zu mir, dadurch öffnete sich das Schlägergesicht bzw. das Blatt leicht und so erhielten Bälle trotz anfänglichem links Abfliegen einen Slicedrall. 

Ja, die Dimples verzeihen nichts, bzw. merken sich alles. 


1.2 Verzicht auf Weite:

Um diesem Problem vorzubeugen, verzichtete ich auf schmalen Fairways auf Weite, um dem Slice die Dynamik zu nehmen. 

Dies bedeutete ein bis zwei Schläge mehr auf dem Fairway. 


1.3 Die Psyche!

Vor dieser Korrektur war der psychische Druck des "Schlagverziehens" immer wieder vorhanden.

Meist ging ich etwas angespannt zum "Aufteen" und kam ins Grübeln. Mein innerer Schweinehund meldete sich leise: "Sei vorsichtig, verzichte lieber auf Weite, wenn das Fairway enger ist."

Schon begann eine leichte Verkrampfung im Schwungablauf ihre Aktivität zu entfalten. 

Diese Zusammenspiel von Denken, Vorsicht und Geschwindigkeitsreduzierung beim Schwung führte leider öfter zu misslungenen Abschlägen oder zu Fairwayschlägen, welche leider nicht sehr genau waren.


2. Mein Fairwayspiel:

2.1 Ohne Schwungkorrektur mit Eisen und Hölzern!

Das Problem mit der unbewussten Schwungkorrektur war zusätzlich auf dem Fairwyay präsent.

Aus heutiger Sicht betrachtet, waren meine Fairwayschläge etwas eckig. Es war immer eine Blockade im Schwung.

Seit ich auch hier minimal mehr Abstand zum Ball halte und mich ein klein wenig mehr nach vorne beuge, ist mein Schwung "runder" oder besser ausgedrückt, "gleitender". 


2.2 Weite und  Richtung des Balles nach der Korrektur:

Ohne mehr Kraft zu investieren fliegen - zusätzlich - meine Bälle weiter. 

Der berühmte "Push up" für meinen Schlag kommt nun wie von selbst. 

Push up: Wie beim Werfen eines flachen Steines über das Wasser (Flintstone, Titschen oder auf bayerisch Platschgen), wird mit der Wurfhand dem Schlägerblatt zusätzliche Geschwindigkeit auf den letzten 10 Zentimentern vor dem Auftreffen des Schlägerblatts auf den Ball mitgegeben.

Dies war bei der unbewussten Korrektur des Schwungs während der "Schonhaltung" nicht möglich.


2.3 Genauigkeit

Meine Schläge aus der 100-Meter-Zone landen seitdem sehr punktgenau. 

Gerade bei Schlägen auf das Grün hat sich der sehr gute Tipp des Professionals am Spielsimulator bezahlt gemacht.


3. Änderung des Abstandes zum Ball

3.1 Suche nach dem passenden Abstand zum Ball

Wie bin ich vorgegangen?


3.1.1 Abschlag mit Driver und Holz 3

Einschlagen mit altem, bisherigen Schwung

Zuerst habe ich 5 Schläge mit meiner bisherigen Technik absolviert.

Dabei habe ich mir den Schaft eines Schlägers an die Fußspitzen gelegt.


Umstellen meiner Haltung für neuen Schwungablauf

Zuerst Schaft des liegenden Schlägers um 2 cm nach hinten [zu mir her] gelegt, weil ich zu nah am Ball stand.

(Wer zu weit weg vom Bal steht, sollt den Schaft des liegenden Schlägers cm um cm zum mehr Ball hinschieben und damit etwas aufrechter stehen)

Den Oberkörper etwas mehr (minimal) nach vorne gebeugt.

Ergebnis: Mein Schwung war runder, gleitender. 

Der Schlägerkopf zischte flacher zum Ball. Meine recht Hand gab auf den letzten 10 cm zusätzlich Power um den Durchschwung einzuleiten.Fast jeder Ball flog gerade. 

Nun hieß es, diesem Schwung in den Körperhaltungsautomatismus zu integrieren.

Dafür ging ich folgendermaßen vor: 2 Bälle schlagen, weggehen und den Ablauf der Standposition im Kopf wiederholen.

Danach wieder 2 Bälle Schlagen und wieder weggehen.

Wichtig: Erst einmal die Weite außen vor lassen, um den Schwungablauf nicht wegen zu viel Krafteinsatz zu stören. 

Erst nach einer halben Stunde begann ich die Dynamik zu integrieren.


3.1.2 Schlag mit den Eisen und Hybrids

Auch hier begann ich zum Einschlagen mit meiner bisherigen Schwunghaltung.

Danach begann ich mit dem Sandwedge genau so vorzugehen, wie mit dem Driver.

Klar, die Fußstellung zum Ball muss mit jedem Schläger neu justiert werden. Marcus von Golfstun.de erklärt das ausgezeichnet.

Je nach Gefühl und Schlägerlänge liegt der Ball von der Körpermitte aus gesehen immer weiter links (bei Rechtshändern). 

Beim Sandwedge ist es die Körpermitte.

Beim Pitcher und 9er Eisen vermutlich auch. 

Ab dem Eisen Acht liegt der Ball immer etwas weiter links von der Körpermitte.

Allerdings gibt es hierfür kein Patentrezept, da es auch auf die Situation und die Balllage ankommt. 


Nun zum Abstand zum Ball:

Der Abstand zum Ball wurde mit einem Schlägerschaft geprüft, der an meine Fußspitzen gelegt wurde.

Oberkörper minimal weiter nach vorne. 

Alles Weitere wie beim Driver.

Timo Schuster von Golf Hilfen erklärt dies ausgezeichnet. 


Weite und  Richtung des Balles nach der Korrektur:

Ohne mehr Kraft zu investieren fliegen - zusätzlich - meine Bälle weiter. 

Der berühmte "Push up" für meinen Schlag kommt nun wie von selbst. 

Push up: Wie beim Werfen eines flachen Steines über das Wasser (Flintstone, Titschen oder auf bayerisch Platschgen), wird mit der Wurfhand dem Schlägerblatt zusätzliche Geschwindigkeit auf den letzten 10 Zentimentern vor dem Auftreffen des Schlägerblatts auf den Ball mitgegeben.

Dies war bei der unbewussten Korrektur des Schwungs während der "Schonhaltung" nicht möglich.


So arbeitete ich mich durch meinen Schlägersatz.

Ich gebe zu, es ist ein mühsames Unterfangen, aber es lohnt sich.

Zur Wiederholung:

Seit ich minimal mehr Abstand zum Ball halte und mich ein klein wenig mehr nach vorne beuge, ist mein Schwung "runder" oder besser ausgedrückt, "gleitender".


Wichtig bei jedem Schwung! 

Kopf hoch, Augen auf den Ball, bis er getroffen ist!

Danach schauen die Augen immer noch auf die Stelle, auf der der Ball lag!

Erst wenn "ausgeschwungen" (Schwung zu Ende gebracht) ist, wird nach dem Ball geschaut!

  


4. Dauer der Umstellung? 

Insgesamt dauerte es fast zwei Wochen bis alle Automatismen einigermaßen gut griffen.

Leider ertappe ich mich immer wieder dabei, zu alten Abläufen zurück zu kehren. 

Insbesondere dann, wenn  ich unkonzentriert bin. 

Sei es weil mit den Mitspielern locker geschwätzt wird oder ich etwas müde werde.

 

6. Freiheit für die Psyche!

Seit dieser Korrektur ist der psychische Druck des "Schlagverziehens" weg.

Ich gehe entspannt zum "Aufteen" und kann mich auf das Ziel bzw. die Richtung des Ballfluges konzentrieren.


7. Fazit 

Das Spiel Golf ist Feinmechanik! 

Verbunden mit hoher Konzentration für jeden Schwung und jeden Schlag.

Entscheidend sind Geduld und der ausgeprägte Wille mit jeder Runde sicherer und damit besser zu spielen, ohne sich dabei unter Druck zu setzen.

Und, das sollte hier nicht vergessen werden: Ein Dank an den Pro, welcher mit wenigen Sätzen dazu beigetragen hat, mich intensiver mit der Feinjustierung meiner Standposition für den Schwung zu beschäftigen.

Wer sich den gesamten Golfschwung immer wieder verinnerlichen möchte, bitte sehr. Auf Golf Knigge findet ihr eine perfekte Zusammenstellung.


So, und nun wünsche ich allen Lesern und Interessierten eine erfolgreich Saison 2023, entspannte Runden und, das sollte das Wichtigste sein, eine verletzungsfreies Jahr 2023.

Hinsichtlich der körperlichen Vorbereitung habe ich mich in meinem Beitrag "Fit für den (Golf)Tag?" bereits intensiver ausgelassen.


Am Ende möchte ich noch darauf hinweisen, dass alle Tipps und Ratschläge immer wieder an Grenzen stoßen. Insbesondere dann, wenn es darum geht, Bälle in Hanglagen sicher zu spielen.

Hier gelten wirderum ganz eigene Regeln, welche dem Spielverständnis individuell angepasst werden müssen. 

Marcus Bruns hat sich diesem Thema auf Golfstun.de ebenfalls intensiv gewidmet.





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