Polit-Talks: Worthülsen tanzen mit Moderatoren ...
... zum Orchester der Plaudertaschen
Ich weiß gar nicht, wer Polit-Talks im Fernsehen erfunden hat.
Es soll irgendwann 1956 in Amerika gewesen sein.
Wohin das geführt hat, kann heute jeder in den Nachrichten verfolgen.
Deutschland hinkte da knapp 40 Jahre hinterher, was vielleicht gar nicht so schlecht war.
- "Je später der Abend..." :Diese Show, die ab 1992 im ZDF ausgestrahlt wurde, gilt als eine der ersten politischen Talkshows im deutschen Fernsehen.
Auch Günther Jauch moderierte von 2011 bis 2015 aus dem Berliner Gasometer Politisches – Wir nannten es „Jauchs Ausschaltrunde“.
Gut, die Nachwirkungen bekämpft Jauch ja heute mit seinen Medikamenten aus der Shop-Apotheke.
„Je später der Abend ..., (um so schöner die Gäste)“, hätte für diese Sendung gepasst, denn sie war kurzweilig, witzig und Gott sei es gedankt, nicht permanent mit Gästen politisch besetzt.
Dank der Privatsender kann heute jeder Politiksüchtige täglich politische Talkshows sehen und, sich über alles und jedes aufregen, ja sogar seine Freunde und Bekannten belehren, verbessern und sogar missionieren.
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Psychotherapeuten und Psychiater an den Folgen von Polit-Talks verdienen und manche Mediziner evtl. sogar Medikamente deshalb verschreiben.
Alleine wenn ich Herrn Lauterbach über die Krankenhausreform reden höre, überlege ich mir, ob ich evtl. vor einem stationären Aufenthalt die Schweizer Sterbehilfe in Anspruch nehme, um mir ein längeres Siechtum einschließlich eines kostenfreien Krankenhauskeimes zu ersparen.
Der Tenor: Krieg, Katastrophen und Weltuntergang
Dass die Welt vor dem ersten Atomkrieg steht, Europa untergehen wird und Deutschland eine Zeit mit unheimlich schlimmen Jahren bevorsteht, versteht der Südtiroler Markus Lanz wunderbar zu moderieren.
Sollte der Atomkrieg nicht eintreten, wird auch niemand überleben, weil die Welt auf ihrer Oberfläche zur Herdplatte mutieren wird.
Das bringt uns Herr Klammroth so oft in das Wohnzimmer, dass man schon davor Angst hat, die Schuhsohlen werden am nächsten Tag im vor Hitze aufgeweichten Asphalt versinken.
Auch bei Sandra Maischberger und Anne Will sitzen Medienvertreter und werfen mit ihren neuesten Erkenntnissen und Insiderinformationen so um sich, dass man als Zuschauer nur noch fragen kann: „Wann arbeiten die eigentlich in ihren Redaktionen, wenn sie sich doch dauernd auf Talks vorbereiten müssen?“
Vermutlich sitzen sie dort, um am nächsten Tag in ihren Print- und Onlinemedien über ihre Talkpartner medial zu urteilen und diese obendrein zu beurteilen.
Mir erschließt sich auch nicht, wer zu diesen Runden eingeladen wird, um die Publikumsränge zu füllen bzw. die Beifallsekunden nach Phonstärke zu nutzen.
Suchtprobleme?
Vielleicht handelt es sich bei Zuschauern an den Bildschirmen um ein Suchtproblem, das bisher noch nicht als gesundheitsgefährdend erkannt wurde, und wenn doch, als noch nicht weitgehend gefährdend eingestuft ist.
So wie der Kokainsüchtige regelmäßig seine Linie ziehen muss, so müssen sich diese Süchtigen regelmäßig einen Polittalk reinziehen, um ihren Adrenalinspiegel auf hohem Level zu halten.
Von den volkswirtschaftlichen Schäden ganz zu schweigen:
Wenn die Zukunft von Politikern, Wissenschaftlern und Medienverantwortlichen nicht nur dunkelgrau, sondern schwarz wie die Nacht beschrieben und gedeutet wird, wer bitte geht dann am nächsten Tag seine Aufgaben optimistisch und mit Zuversicht an?
Offensichtlich die immer weniger werdende Schar der Masochisten und Alltagsflagellanten.
Wir hören nur noch von Miseren und Katastrophen: Schulmiseren, Bildungskstastrophe, Gesundheitsmisere, Altersmisere, Digitalmisere, Rüstungsmisere, Geburtenmisere, Babyboomerkatastrophe, Fachkräftekatastrophe und nicht zu vergessen, das Allerwichtigste - Die Misere der inneren Kündigung.
Misere: Schlimme Katastrophe, Schlimmer Zustand.
In die imaginären Druckgeschwüre der Bevölkerung dieses Landes wird offensichtlich mit Lust und Freude regelmäßig verbales Salz gestreut.
Vermutlich, um sich daran zu ergötzen, wie sich die noch nicht von Polittalks Infizierten täglich den Vorwürfen ausgesetzt sehen, sich im negativen Spektrum aller Miserenkenner nicht konform zu verhalten.
Als neutraler Beobachter dieser Zu- und Umstände dieses Landes kommt man zu dem Schluss, die Verhaltensverordnungen eines Kleingartenvereins haben das Format einer Anleitung zum Glücklichsein.
Dem gegenüber haben die kleinkarierten, politischen Miserengespräche, welche nie ein Ergebnis, geschweige denn Vorschläge für mehr Optimismus im Land liefern, gar nicht das Format Zuversicht zu vermitteln.
Sollen sie vermutlich auch gar nicht: Angst, Schrecken und Depression müssen hierzulande den Ton angeben, um der politischen Kaste, welche dies zu verantworten hat, das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden.
Da empfehle ich als Laienkritiker der Polittalks doch eher mal Filme, wie „Wer früher stirbt, ist länger tot“ oder den „Schuh des Manitou“ anzusehen: Diese Filme bieten Lösungen für das Leben und lassen Miseren hinter sich.
„Das Leben besteht nicht aus Politik, auch wenn Politiker und Medien versuchen, uns dies Glauben zu machen.“
„Porca Miseria!“, würden Italiener dazu sagen.
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