München - Wer kennt sie noch? Die ...

... Mingastritzi!


München - Freiheit - Leben - Mingastzritzis

 

Stadtführer in München wissen viel über Historie und ehemalige Persönlichkeiten Münchens. 

Leider nur wenig über echte Münchner Herzbuben, ohne die diese Stadt wie fast jede andere wäre. 

Leider können Stadtführer nicht einmal ehemalige "Glanzlichter" der früheren gastronomischen Geheimtipps zeigen, denn diese wurden dem apokalyptischen Zwang der globalen Gleichmacherei geopfert.

Gerade in diesen "Originalen Treffs" der Stadtviertel waren sie zu Hause, die Herzbuben Münchens: die Stritzis. Mit vollem Namen: die Mingastritzis.

 

Die Stritzis von München liebten das Leben und die Freiheit.

Es bedarf profunder Kenntnisse der "Münchner Feinsinnigkeit", um diese Raritäten menschlicher Eckpfeiler in Worte zu fassen. 

Der Stritzi Münchens liebte das Leben, die Unabhängigkeit und sein "Viertel" mit den Menschen, die dort mit ihm lebten. 

Er stand zu seiner Herkunft, schätzte und pflegte seine Freundschaften. Er war punktuell sensibel, einfühlsam und hilfsbereit, liebte seinen Beruf, den er zum Broterwerb, jedoch nie zur Selbstbestätigung nutzte.

Dabei spielte es keine Rolle, aus welcher gesellschaftlichen Schicht er kam. Jeder gute Stritzi lebte für seine tief in ihm ruhenden Gefühle und Prinzipien. 

 

Seine Charakterstärke und die ebenfalls tief in ihm lebende Selbstverständlichkeit der Lebensbejahung versprühten den Optimismus für das Heute und Jetzt.

Sportlich war er aktiv. Ihm war immer bewusst, "das ist Freizeit mit Freunden und kein internationaler Wettbewerb". 

Eine feste Bindung hätte seine Lebensphilosophie in einen Käfig gesperrt. Er hätte gelitten, wie ein Fisch an Land. Mit dieser Philosophie hielt er nicht hinter dem Berg.

 

Der Stritzi und sein Denken: Freiheit war sein Markenzeichen, sein Grundsatz.

Der Mingastritzi verkörperte das Recht auf Freiheit mit Verantwortung. Dabei stellte er sich nur ab und zu in den Mittelpunkt. Wenn es sein musste und sich nicht vermeiden ließ.

Das sind wohl die Gründe, weshalb Frauen seine Nähe suchten und diese genossen. Sie fühlten sich wohl, entflohen mit ihm dem Alltag. Sie waren keinen Zwängen unterworfen.

 

Leider starb diese seltene Spezies Münchens langsam aus, von der in München hinter vorgehaltener Hand vom Mingastritzi  geflüstert wurde.

 

Diesen Originalen Münchens widme ich diese Verse, 

welche vertont ebenfalls gut von den Lippen gehen:

 

Durchtrainiert und braun gebrannt,

Kennerblick mit viel Verstand.

Das Lächeln von James Dean,

es schmelzen alle Frauen hin.

 

Nach jeder langen Nacht

geben Damen auf ihn acht.

Bodywaer, modern und chic,

von Terrence Hill der Edelblick.

 

Des is da Mingastritzi!

Eahm kennt a jede Mingamitzi.

Nur er das Echte hat,

das Herzblatt dieser Stadt.

   

Wenn er in München rumflaniert,

die Damenwelt elektrisiert, 

will jede ihn für sich gewinnen,

das  Singlegirl und auch die Ehebienen.

 

Theater, Oper, Galerie und mehr,

das ist für ihn wie Kreisverkehr.

Sein Leben ist der Zirkus dieser Stadt,

jeden Tag füllt der ein Extrablatt.


Hendl, Weißwurst, saure Zipfel, 

ein Genuss im Wirtshaus Gipfel.

Kaviar, auch Trüffel,  meidet er, 

alles Weicheis Laissez-fair.


Zieht er durch's Oktoberfest,

gibt's de Mitzis fast den Rest.

Lederhosenhintern, harte Wadln,

es zittern auch die braven Madln.


Verehrt wird er als Isartaucher,

bei Sonnenschein, am Oberflaucher.

Sein  futuraler Kennerblick

weckt instinktives Damenglück.


Des is da Mingastritzi!

Eahm kennt a jede Mingamitzi.

Nur er das Echte hat, 

das Herzblatt dieser Stadt.

 

In Starnberg, am Undosa,

'ne Lady stöhnt: "Cosi che cosa".

Jede will gleich mit ihm geh'n,

nur er hat das Latinogen.    


Er braucht kein Jagdrevier,

der elegante, smarte Edelstier.

Auf seiner Wiese grasen Frauen,

nur, um nach ihm auszuschauen.

 

Kitzbühel, St. Moritz, Oberstaufen?

Im "Prinze" geht er Schlittschuhlaufen!

Lodenjanker, Kufen, hartes Eis,

so wird's den Damen richtig heiß.


Müncnerinnen lieben ihn,

ja schau, ein paar sogar aus Wien.

Zusammen singen sie im Chor

dem Stritzi IHRE Hymne vor:


Mia san de Mingamitzis,

mia kennan alle Mingastritzis.

Und, weil du da Beste bist,

jede, ab und zu, ihr'n Mann vergisst.


 

Keine Viertelprominenz oder 2/8 Manager


Manche Damen genossen es, "sich den den Hof machen zu lassen".

Je nach Ehestand und Liaison, waren es die Vorder-, meistens aber der Hinterhöfe.  

Sie waren Tröster und  Helfer in manch psychischer, manchmal noch intensiverer Notlage, immer aber dem echten Leben Münchens und seinen Schönheiten zugewandt.

Sie kannten alle Ecken dieser Stadt, in denen die Einheimischen sich noch wohl gefühlt hatten. In diesen Naherholungsreservaten für Bodenständige trafen sie sich gerne mit ihren Begleiterinnen, welche die Gelassenheit dieses Lebens genossen. 

Einige Ehemänner wissen gar nicht, welch immense Kosten ihnen die Mingastritzis erspart haben, nachdem sie verwöhnten Damen einen Blick in das wahre Leben der Münchenaborigines gewährt hatten.   

Sie mieden die gestylten, überlaufenen, mit Viertelprominenz und Zweiachtelmanagern gefüllten Longdrinkhallen Münchner Edelheimatloser, deren Luft von hohlen Worten, starren Blicken und dem Parfum "Eau de wer bin ich?" geschwängert war.

Ihr Leben war auf Werten gebaut, die tief im Herzen ihre Wurzeln hatten. Sie waren die Originale dieser Stadt. Keine Kopien, welche heute gerne im Münchner Nachtleben ihre sinnfernen, dabei herz- und hirnlosen Kreise ziehen.


"Zuagroaste billige Abstauba"

Der Stritzi würde diese Kopien als „Zuagroaste, billige Abstauba“ bezeichnen, welche, meist aus Verzweiflung, der Enge ihrer Mittel- und Norddeutschen Heimatorte entflohen waren. 

Viele dieser Hochdeutschimmigranten dachten und meinen noch heute, das Leben als Event erfinden zu müssen. 

"Nun müsste diesem in München auch noch ein Sinn gegeben werden." 

Ja, ja, Sie reden viel, sagen wenig und wissen fast nichts von der Weltstadt mit Herz.


Gefühl und Lebensfreude

Dem Stritzi war bewusst, dass er dem Leben etwas geben muss, damit es ihn jeden Tag akzeptiert und respektiert.

So verschenkte der Stritzi das was er geben konnte: Gefühl und Lebensfreude, ohne dafür einen hohen Preis zu verlangen. 

War es den Damen irgendwann zu eng, schenkte er ihnen die Freiheit für ihre Entfaltung, nach der sie sich immer gesehnt hatten, sich jedoch nicht auf Dauer mit ihr anfreunden konnten.

Viele dieser Damen sind ihren Stritzis bis an ihr Lebensende im Geiste dankbar geblieben. 

Manches verträumte Lächeln ihrer Angetrauten wissen einige Ehegatten bis heute nicht zu deuten.

  

Text: O. Springer

 

PS: Rudolf Mooshammer, er war zwar kein Stritzi im Besonderen, aber eine bekannte Größe im Münchner Promi-Leben im Allgemeinen.

Er verdient es ebenfalls einen Platz in der Reihe "Münchner Originale" zugewiesen zu bekommen. 


Angeblich soll er vor kurzem vom Lieben Gott zum Modebeauftragten für Himmelsmode ernannt worden sein.


Mit einem Augenzwinkern könnte man ihn als "besonderen Stritzi" bezeichnen, welcher München und deren Upperclass in vielen Bereichen, kunstvoll, mit einem verträumten Lächeln zu nehmen wusste.    



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