Loyalität - Ehrenkodex oder Egoismus?

Vielleicht auch nur Egoismus 

ohne Gewissensbisse?


Grafik - Oskar Springer

Es ist erstaunlich, wie oft das Wort Loyalität und loyales Verhalten im Berufsleben, ebenso in der Politik benutzt und verwendet wird. 

Ich sage bewusst "benutzt" wird!

Meist wird Loyalität eingefordert.

Aus unterschiedlichsten Gründen. 

Ob dann Loyale bereit sind die Konsequenzen dieser loyalen Eintellung zu tragen bzw. mit zu tragen, wenn aus diesem Verhalten heraus, Druck, persönliche Instabilität oder gar Gefahr für sich oder das persönliche Umfeld heraufbeschworen wurde, steht auf einem anderen Blatt.

 

Begeben wir uns auf eine Wanderung zur Betrachtung des meist sehr gepflegten Parks Loyalität. 

 

Vertrauen in jeder Situation


Wir werden überrascht sein, wie viele Tiere, Pflanzen, Blumen und Bäume dort gedeihen. Nicht zu vergessen, die gut vernetzten Myzelien, welche als unterirdische Ableger aus dem Pilzgeflecht der Loylität hervorgehen. 

Meist sind es ganze Netzwerke unter dem Boden der fruchtbar erscheinenden Oberfläche, welche manchmal zum Guten ein anderes mal aber auch zum Nachteil der auf bzw. über dem Boden wachsenden Früchte, Bäume oder Kräuter wirken.

 

Vertrauen wächst langsam

 

Klären wir vorab einige Begriffe: 

Loyalität 

Nun das Wort stammt aus dem Lateinischen und fundiert auf dem Wort legal.

Loyal ist, wer die Gesetze achtet, sich fair verhält und mit Anstand handelt: Kurzum, Legalität ins Zentrum seines Handelns setzt.

Dies setzt einiges voraus!

Verantwortung: 

Ursprünglich aus dem mittelhochdeutschen. "Verantwürten" war eine Zusammenfassung mehrer Begriffe. Sich als Angeklagter "verantwürten", also verteidigen. 

Zugleich wurde es als Aufforderung benutzt: beantworten, rechtfertigen, vertreten.

Gewissen: 

Die besondere Instanz menschlicher Lebewesen, welche, ethisch begründet, zwischen Gut und Böse unterscheidet bzw. diese Unterscheidung relativ gut einordnen kann und zu dieser Einordnung in der Lage sein sollte.

Gerade beim Begriff Gewissen werden unterschiedlichste Akjektive verwendet: Gewissenhaft, Pflichtbewusstsein, Korrektheit.

Allerdings auch Gewissenlosigkeit, Egoismus, Vorteilnahme, Hinterhältigkeit und Gruppenzwang.
 

Ergebenheit: 

Begriffe wie Treue, Fügsamkeit und klaglose, kritiklose Hingabe bis hin zum ideologisierten Fundalentismus finden hier Eingang in ein Konglomerat von Eigenschaften, welche sich unter dem Dach der Loyalität sammeln (können).

Das Problem liegt in der Dehnbarkeit, Benutzung und Instrumentalisierung dieser Eigenschaften.

 

Vertrauen:

Loyalität basiert auf Vertrauen. 

Vertrauen auf die Werte und Grundsätze menschlicher Beziehungen, ebenso, wie auf die Einhaltung bestehender Gesetze und Richtlinien.

Nur wer diese Grundwerte in sein Handeln einbezogen hat, darf auf Unterstützung und Hilfe in jeder Situation hoffen.  


Loyalität benötigt dauernde Energie

Für Loyalität wird, wie in der Physik, immer Energie benötigt. 

Besser ausgedrückt, fließende Energie, welche sich vom Minus- zum Pluspol bewegt, um gemeinsamen Anstrengungen, im positiven oder negativen Sinn, gerecht zu werden.

Dabei gilt es, die temporäre Besetzung der beiden Pole zu beachten, um Vertrauen mit Verantwortung in Einklang bringen zu können.

Loyalität im positiven Sinne fließt immer in zwei Richtungen: in der Vertikale on oben nach unten und umgekehrt. Ebenso in der Horizonzale, auf gleicher Ebene, in beide Richtungen.

Loyalität basiert nicht, wie sehr oft angenommen, auf einem Über- oder Unterordnungsverhältnis.

Loyalität basiert auf der Energie des Vertrauens der legalen Vernunft ihrer Nutzer und dem Bewusstsein der Verantwortung gegenüber Gesellschaft und den demokratisch geprägten Gesetzen.

 

Kommen wir nun zu den eingangs genannten Fragen. 


Loyalität - was ist das?

Das Prinzip der Loyalität fußt auf Gesinnung, Verhalten und Haltung.

Zusätzlich spielen weitere Faktoren ein entscheidende Rolle: Sympathie, (Gruppen)Zwang und Egoismus.

Loyalität ist ein Versprechen, gemeinsam an Zielen zu arbeiten, welche einer Belegschaft, Gesellschaft oder Unternehmen im Gesamten für eine gute Zukunft dienen. 

Hierbei haben Egoismen und persönliche Interessen in den Hintergrund zu treten.

 Idelologien und Gruppenzwänge dürfen dabei ebenfalls keine Rolle spielen.   

 

Auch Loyalität hat Grenzen

Loyalität darf keiner Forderung unterworfen sein, sondern sollte aus einer guten Beziehung bzw. aus vertrauensvollen Beziehungen erwachsen.

Leider muss der Realität ins Auge gesehen werden: Loyales Verhalten wird meist eingefordert, um sich für eigene Interessen den Rücken freizuhalten.
 
Loyales Verhalten zeigt sich in der Unterstützung von Menschen in schwierigen oder zweifelhaften Situationen, in dem man sich an getroffene oder auch unausgesprochene Vereinbarungen hält.
 
Angefügt sollte hier noch werden: "Solange die moralischen und ethischen Werte des Zusammenlebens von Menschen mit dieser Vereinbarung in Einklang zu bringen sind."
 
 
Loyalität als Lebensphilosphie?
 
Loyalität als berufliche, politische oder sogar gesellschaftliche Lebensphilosophie zu installieren, wurde und wird immer wieder versucht. 
 
Allerdings sind diese Versuche über kurz oder lang zum Scheitern verurteilt, denn loyales Verhalten bedarf eines gegenseitigen Vertrauens, welches Egoismus und Zwang immer wieder zerstören. 
 
Ich meide es bewusst, Beispiele aus Politik, Gesellschaft oder Verwaltung anzuführen, denn hier soll es lediglich um die wertneutrale Betrachtung des Begriffs Loyalität gehen. 
In dem Moment, in dem Beispiele genannt werden, verliert die Betrachtung ihre Schärfe. 

Mit Beispielen oder faktenunterlegten Tatsachen werden Emotionen geweckt, welche das ursprüngliche Thema verblassen lassen. 
 
Loyalität als Prinzip?
 
Schwierig wird es, sollte Loyalität zum Prinzip beruflicher Lebensphilosophie erkoren werden, um sich damit Vorteile im beruflichen Umfeld zu verschaffen. 
 
Leider nutzen viele diese Art der Werteorientierung innerhalb von Unternehmen oder in der Politik. 
 
Das mag einige Zeit funktionieren. Mit der Zeit allerdings merkt das Umfeld, wie sich die Verhaltenskultur eines Unternehmens verändert.
 
Schlimm wird es dann, wenn gute und sehr gute Mitarbeiter das Unternehmen verlassen oder, noch schlimmer, das sogenannte "Quiete Quitting" schleichend um sich greift.
 
Nicht selten (be)nutzen Mitarbeiter in Führungspositionen (dazu zählen auch Politiker) Loyalität, um sich auf den nächsten Karrieresprung vorzubereiten. 
 
Sie versuchen, diese in persönlichen, vertraunsvollen Gesprächen einzufordern.
 
Mitarbeiter, welche sich an diesem Katz- und Mausspiel beteiligen, dafür jedoch nicht einmal geachtet werden, sind die sogenannten Maulwürfe der Belegschaft. 
 
Auch dafür gibt es einen Begriff: "Bark Beetle Working - BBW". 
Sie werden als Borkenkäfer für den gesunden Baum Unternehmen oder Gesellschaft benutzt.
 
Rufen wir uns in Erinnerung: Loyalität ist ein Versprechen, gemeinsam an Zielen zu arbeiten, welche einer Belegschaft, Gesellschaft oder Unternehmen im Gesamten, im Rahmen geltender, dempkratisch fundierter Gesetze, für eine gute und sichere Zukunft dienen. 
 
 
Wer ist nun loyal?
 
Eine interessante und zugleich äußerst schwierige Frage.
 
Prinzipiell ist jeder Mensch in gewisser Weise loyal.  
 
Swiss  Consult hat sich mit dieser Frage sehr intensiv beschäftigt. 
 
Unter dem Titel "Loyalität, Selbstzweck oder psychische Veranlagung?" ist sehr gut zusammengefasst, wie Loyalität individuell und allgemein einzuordnen ist.
 
Loyale Menschen im positiven Sinne fühlen sich den Werten und Regeln einer Belegschaft, eines Unternehmens oder einer Gesellschaft verpflichtet, ohne die moralischen oder ethischen Grundsätze aus den Augen zu verlieren. 
 
Loyale Menschen im negativen Sinne stellen sehr oft moralisch-ethische Grundsätze hinten an, um Zwängen und Ideologien ebenso zu folgen, wie ihren Egoismen.
 
 
Kommen wir zur letzten Frage.
Wer kann es bzw. beherrscht es, loyal zu sein?
 
Im Prinzip kann jeder Mensch loyal sein, denn Loyalität sollte mit Vertrauen beginnen.

Ich habe lange gesucht, um eine umfassende Zusammenstellung dieser Frage zu fingen. Fündig geworden bin ich im Blog Gedankenwelt.de von Valeria Sabater unter "Loyale Menschen: Den eigenen Prinzipien treu sein".
 
Ehrlich gesagt hatte ich immer ein Problem, wenn mich jemand mit dem Begriff Lyalität versuchte, auf seine Seite zu ziehen. 
 
Für mich erwächst Loyalität aus einem sich langsamen Kennenlernen.
 
Ich muss wissen, wie tickt mein Gegenüber, welche Interessen verfolgt er und wie sieht er mich in seinem Gesamtplan. 
 
Egal ob es sich um eine Mannschaft im Sport handelt, um berufliche Projekte oder um private Verbindungen. 
 
Entscheidend ist die Wellenlänge und, das sollte dabei nicht vergessen werden, die Sympathie.
 
Beides muss sich entwickeln, wachsen und festigen. Erst danach kann ich mich entscheiden, ob ich loyal sein kann.
 
Wirkt jemand sympathisch, heißt das für mich noch lange nicht, dass sie oder er mir sympathisch sein müssten.

Vertrauen und Verantwortung, zusammen mit Ethik und Moral, dürfen nicht in den Rahmen egoistischenr, fundamentaler und ideologischer Lustbefriedigung gepresst werden.

Insofern beinhaltet Loyalität als besondere Aufgabe den Schutz des eigenen Gewissens.  

Unser Gewissen. 

Ein vermutlich durch Erziehung und Erfahrungen geschultes, individuelles Verhaltensmuster, welches manchmal heimatlos über die Autobahn der Verhaltensweisen fährt, weil es sich nicht festlegen kann, wo seine Heimat sein soll.

Die Mittelspur auf der Autobahn des Verhaltens trennt die FAHRBAHNEN von falsch und richtig. 

Diese Fahrspur dürfte das Gewissen sein.

Von der Mittelspur darf und kann jederzeit auf die beiden anderen Fahrspuren gewechselt werden.

Dabei stellt sich immer die Frage, was der Grund für den Spurwechsel ist bzw. sein könnte.

Sind es Vernunft, Rücksicht, Verantwortung, Benehmen und Wissen?

Oder Rüchsichtslosigkeit, Gier, Macht, Verantwortungslosigkeit, Massendrang und bedingungslose Ideologie?





 
 
 
 


      


 

 

 


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