Freiheit hat viele Gesichter! Warum ...


... Freiheit verzweifelt ihren Platz sucht.


Liberté, Égalité, Fraternité

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.


Freiheit, alle wollen sie. 

Viele kämpfen für bzw. um sie. 

Und doch wird individuell oder gemeinsam versucht, der Freiheit einen goldenen Käfig zu bauen, aus dem sie, je nach Bedürfnis und Laune für begrenzte Zeit heraus darf.

Nach Erfüllung ihrer Aufgabe und Befriedigung von Wünschen hat sie sich wieder in ihrem Käfig einzufinden, um keinen größeren Schaden im Denken der Allgemeinheit anzurichten.

Einerseits hat Freiheit ihren festen Platz auf dem Altar der Theorie. 

Andererseits wird sie in der Praxis des Lebens als Fluch des Miteinander verdammt.

Heute einen Text ohne Genderregularien zu schreiben, hat in manchen Augen fast Züge von Anarchie.

Dabei fällt mir auf, bei Brüderlichkeit müsste ich doch auch, irgendwie, gendern. 

Nur, wie wird ein Begriff, der Teil des Schlachtrufes eines der angeblich gesellschaftlich wichtigsten Umbrüche der Weltgeschichte war, ja noch immer ist, gegendert?

Dabei geht mir einiges durch den Kopf. 

Ist es noch möglich, einen Beitrag zu schreiben, welcher die Freiheit des Denkens mit der Freiheit der Worte in Einklang bringt?

Besser ausgedrückt, welcher nicht in den Fesseln geschlechtsspezifischer Neonormen seines Sinnes beraubt wird.

 

Vielleicht darf man sich auf Immanuel Kant berufen:

Niemand kann mich zwingen auf seine Art (wie er sich das Wohlsein anderer Menschen denkt) glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit Anderer, einem ähnlichen Zwecke nachzustreben, die mit der Freiheit von jedermann nach einem möglichen allgemeinen Gesetze zusammen bestehen kann, (d.i. diesem Rechte des Andern) nicht Abbruch thut.“

– Immanuel Kant: AA VIII, 290[21]



"Freiheit: Ein Wort, welches Wünsche mit der Zeit in Illusionen verwandelt, die meist von der Realität aus dem Fokus der individuellen Wahrnehmung in das Licht von Recht und Gesetz getragen werden (müssen), um eventuell im Raum der gesellschaftlichen Demokratie angesiedelt werden zu können."


Für diesen Satz musste ich eigene Erfahrungen mit Erzählungen meiner Vorfahren und den aktuellen politischen Situationen in einem Gedankenpuzzle vereinen.


Bin ich nun Manager, Führungskraft, Dompteur oder doch nur der Transporteur meiner Gedanken?

Eines steht fest: "Die Gedanken sind frei!"

Die andere Frage lautet: "Wieviel Freiheit gestehen wir unseren Gedanken zu?"

Hier betreten wir das sensible Feld der Psychologie.

Beherrschen Gedanken unser Handeln oder sind wir die Herrscher über unsere Gedanken?

Sind wir Herr unserer Emotionen oder werden unsere Emotionen durch unser Denken beflügelt bzw. angeregt?

Wie viel Angst, Freude, Lust oder Trauer lassen wir zu?


Anders gefragt: Beherrschen unsere Emotionen die Gedanken? 

Emotionen dringen tief in unsere Gehirnwindungen vor. 

Ob unsere Gedanken als "Wächter" im Denkprozess ähnlich agieren, wie die Wächterknoten in unseren Blutbahnen, welche als immer aktive Lymphgefäße das Vordringen von Krankheitserregern, Bakterien und Fremdkörpern verhindern?

Dafür aber Nährstoffe zu unseren Zellen hin- und deren Abfallstoffe abtransportieren?


Nun, in erster Linie bin ich beim Schreiben oder Reden eher Mitarbeiter bzw. Transporteur meiner Gedanken. 

Nur Herr seiner Gedanken zu sein, wäre eine Option welche sehr hilfreich sein könnte. 

Aber, hätten wir dann interessante Bücher oder könnten wir ohne Emotionen in Zeitungen blättern, uns über Blogger echauffieren oder über Sendungen in Rundfunk und Fernsehen aufregen? 

Entstehen Gedanken erst nach der Begegnung mit einer Meinung oder einer Impression und werden Phantasie und Kreativität damit angeregt? Oder verhält es sich umgekehrt?

Woher kommt die Nahrung für unsere Gedanken? 

Über Informationen, Emotionen und Impressionen?

 



Leider bzw. Gott sei es gedankt, spielen sehr oft externe Einflüsse eine nicht unbedeutende Rolle für die Ergebnisse unseres Denkens. 

Vielleicht sogar die entscheidende Rolle!

Herrscher über seine Gedanken zu sein, würde bedeuten, Emotionen und Impressionen, welche unsere Gefühlswelt beinflussen, weitgehend zu negieren, um unseren Gedanken nur die nackte Realität zu präsentieren.

In Zukunft wird vermutlich künstliche Intelligenz (KI) die Trennung von Gefühlen bzw. Emotionen und Denken vollziehen. 

Oder, wenn es dem Zweck dient, sehr kunstvoll miteinander verbinden.

Offen ist die Frage welche Auswirkungen dieser Eingriff der KI auf unsere Persönlichkeit haben wird bzw. haben kann.

 

Ich möchte jedenfalls meinen Gedanken die Möglichkeit bieten, sich zu entfalten, um mit meinen Emotionen bzw. Gefühlen zu interagieren.

 

Je mehr Freiheit ich meinen Gedanken und Gefühlen zugestehen kann, um so mehr Nahrung für meine Denkprozesse werden sie freiwillig liefern. 


Bei all diesen Prozessen treffen Angst und Trauer auf Freiheit und Abenteuerlust. 

Es beginnt der interessante, manchmal auch dramatische Kampf der Psyche mit den Gedanken.

Wer wird gewinnen bzw. hat die Kraft, sich durchzusetzen? 

Angst, Trauer, Freiheit, Freude, Lust, Liebe, Gier, Depression oder Ekstase, Berechnung oder Großzügigkeit?

Vermutlich ist es das Miteinander dieser Gefühle, das unsere Persönlichkeit formt. 

Manchmal nehmen wir diese Entwicklung wahr, orientieren uns neu oder um.

 

Oft aber registrieren wir nicht sofort, welche Veränderungen in unserem Verhalten vollzogen werden, weil wir zu sehr mit der Verarbeitung unserer alltäglichen Erfahrungen beschäftigt sind.

 

Als Diener bzw. Mitarbeiter meiner Gedanken müsste ich mich mit ihnen immer auf die Seite von Freiheit und Abenteuerlust schlagen. 

Nur, diese beiden Eigenschaften fordern viel positive Energie für den Mut, sich zu ihnen zu bekennen.


Angst, Wut und Trauer 

dürften der Nährboden für negative Energie sein, welche manchmal in Verzweiflung einmünden. 

Sie dürften die Chamäleons unserer Psyche sein. 

Sie passen sich ihrer bzw. unserer (Denk)Umgebung täuschend ähnlich an; Kopieren deren Verhaltensweisen und kriechen langsam durch deren Revier, welches sie jedoch intensiv gegen andere Eindringlinge, wie Freude, Euphorie, Lust und Suche nach neuen Impressionen verteidigen. 

Wegen ihrer lähmend-langsam erscheinenden Verhaltensweisen glauben viele, sie würden nur wenig Energie benötigen.

Letztendlich benötigen diese Gefühlschamäleons genau so viel Energie wie jede andere Lebensweise. 

Sie unterscheiden sich eben in der Art und Weise ihrer Fortbewegung, welche meist leise und langsam kriechend von statten geht - so als wären sie ein Ölteppich mit schillernden Farben auf der Oberfläche des Wassers der Denkprozesse.

Angst und Trauer lähmen unsere Verhaltensweisen. 

Wir werden mutlos, sind antriebslos und verfallen in lethargische, nicht mehr uns selbst, bewusst lenkende Verhaltensweisen. 

Dabei wird uns suggeriert, wir wären lediglich in einer Erholungsphase, welche etwas länger andauert, um sich irgendwann wieder zu verabschieden.

 

Angst und Trauer kennen keine Freiheit. 

Sie vermitteln am Anfang das Gefühl der Geborgenheit, die nicht mit Freiheit in Kontakt kommen dürfe, um evtl. aus dem Gefühlskokon der vermeintlichen Geborgenheit auszubrechen. 


Sie genießen vermutlich die Gesellschaft der müden Psyche, welcher sie sich ohne Hemmungen bedienen.

Sie wollen nicht loslassen. Sie beißen sich in unser Denken wie Zecken in unsere Haut, um mit ihrem Gift immer mehr Schaden in unserer Gefühls- und Gedankenwelt anzurichten.

 

Freiheit und Abenteuerlust ...

 ... suchen die Energie! Sie spüren sie auf, wie ein Jagdhund das Wild.

  

 



Dabei suchen sie den Genuss des Neuen und Unverbrauchten; Begeben sich mit uns in "Gefahren", welche sich manchmal im Unvorhergesehenen zeigen, das überwunden werden muss, um Zielen und Vorhaben näher zu kommen.

 

Sich zur Freiheit zu bekennen erfordert Mut. 

Mut wiederum lenkt die Schritte hin zum Abenteuer. Allerdings sollte jeder Schritt für ein neues Abenteuer abgewägt werden.

Habe ich genug Ausdauer?

Bin ich bereit, mich für eine gewisse Zeit einzuschränken? Finaziell und mit meiner Freizeit. Wobei beides vermutlich Hand in Hand geht.

Bin ich bereit, für ein neues Abenteuer mein aktuelles soziales Umfeld zu verlassen oder zumindes für eine gewisse Zeit in den Hintergrund zu stellen?

Auf keinen Fall sollte die bereits hart erarbeitete Unabhängigkeit über Gebühr eingeschränkt werden, damit der Angst oder den Zweifeln von vornherein ein großer Riegel vorgeschoben wird.


Ich erlaube mir einen Ausflug in das Berufsleben.

Die Unterschiede: Manager, Firmengründer, Mitarbeiter.

 

Nicht umsonst verhandeln Manager und Führungskräfte vor dem Start in ihr neues Arbeitsumfeld wochenlang ihre Verträge aus. 

In ihren Verträgen werden sogar Abfindungen und Bonis bis ins kleinste Detail festgeschrieben. 

Mittlerweile prüfen diese Verträge zusätzlich dafür ausgewählte Anwaltskanzleien, um jeden Zweifel auszuräumen. 

Meist wissen Headhunter, freiberuflich agierende "Edelsteinsucher für Management" bzw. "Goldwäscher für Führungskräfte", welche Qualitäten ihr Klientel mitbringen muss, um den Anforderungsprofilen ihrer neuen Unternehmen zu entsprechen.

Ob sich am Ende der erwünschte Erfolg durch diesen personellen Kraftakt einstellt und für das Unternehmen den erhofften "Schub" bringt, kann und wird nicht schriftlich mit entsprechenden Klauseln fixiert. 

Letztendlich beruht das Konstrukt auf dem Prinzip Hoffnung. Schon deshalb, weil niemand die Zukunft voraussagen kann.

Am Ende zeigt sich erst während des Arbeitslebens der Manager bzw. Führungskräfte, ob der ausgehandelte Vertrag den beiderseitigen Erwartungen gerecht geworden ist. 

Der Vorteil von Mangern und Führungskräften liegt darin, selten mit einem persönlichen, finaziellen Investitionsrisiko in den neuen Job gestartet zu sein.

Die Frage, ob Manager bzw. Führungskräfte in und mit ihren Handlungen Freiheit genießen, dürfte mit einer eher zum NEIN tendierenden Antwort zu beantworten sein. 

Sie mögen freier agieren dürfen, müssen aber immer am Ende die Bilanz dieser persönlichen Freiheit offenlegen.  

 

Anders sieht es bei Selbständigen bzw. Firmengründern aus. 

Sie suchen ebenfalls den Weg für sich und Ihre "Berufung".

Allerdings beginnen diese sehr oft als Einzelkämpfer in ihrem Gewerbe. 

Wächst und gedeiht dieses Vorhaben, müssen Mitarbeiter eingestellt werden, um den Aufträgen gerecht zu werden.

Dabei geht es nicht nur um Aufträge, sondern auch um den Ruf und damit den Wert des bereits prosperierenden Unternehmens.

Manche, vermutlich die meisten jungen Unternehmen müssen, um starten zu können, finanzielle Risiken eingehen, weil sie ohne Maschinen, Gebäude und Material ihr Vorhaben niemals in die Realität umsetzen könnten.

Damit bin ich wieder bei dem vorher erwähnten Absatz: "Sich zur Freiheit zu bekennen erfordert Mut."

Mut bedeutet nicht nur ein Risiko einzugehen, sondern an sich selbst neue Forderungen zu stellen, bzw Herausforderungen gerecht zu werden. 

Dies kann durchaus, für kurze oder längere Zeiträume, das Erfordernis persönlicher Einschränkung und bescheidenerer Lebensführung beinhalten. 

Im Fokus steht eben die persönliche Freiheit, welche leider nicht bzw. sehr selten kostenlos zu haben ist. 

Unter kostenslos meine ich nicht nur die monetäre Situation, sondern in einem erheblichen Umfang auch die sozialemotionalen Anforderungen.

Die Zeit erlaubt es einem vielleicht nicht mehr, sich regelmäßig, wie früher, mit Freunden im Biergarten oder am Stammtisch zu treffen, regelmäßig Sport zu treiben, gemeinsame Urlaubsreisen zu genießen oder sich ab und an einen monetären Luxus zu leisten, weil jetzt zusätzlich Kalkulationen, Personalfragen und nicht zu vergessen, evtl. auch die berechtigten Forderungen der Familie zu bewältigen und zu planen sind.

Auch hier hat Freiheit ihre Grenzen - im Rahmen der Veranwortung für Mitarbeiter und Familie.


Arbeitnehmer bzw. Mitarbeiter sind in einem Unternehmen der Treibstoff für den Bau der Brücken zwischen Unternehmen und Kunden.

Je besser der Treibstoff den Motor des Unternehmens am Laufen hält, umso tiefer lassen sich die Fundamente für die Brücken zu den Kunden im Boden des Geschäftsleben verankern.


Ob Arbeitnehmer gut bis sehr gut entlohnt werden (können) hängt von vielen Faktoren ab.

Dabei spielt die Qualität der Produkte, der Preis der Rohstoffe für deren Herstellung, die Nachfrage und, nicht zuletzt, die Zufriedenheit der Verbraucher eine wichtige Rolle.

In größeren Unternehmen, mit gutem Management, werden wertvolle Ideen und Erkenntnisse von Mitarbeitern in der Produktion oder im Vertrieb gerne umgesetzt und entlohnt.

Viele Aktivitäten bzw. zusätzliche Begabungen und berufliche Erfahrungen von Mitarbeitern bzw. Arbeitnehmern in Unternehmen bleiben sehr oft unbekannt.

Statt arbeitszeitraubender Teambildungsmaßnahmen über externe, sehr oft branchenfremde Berater, würde ab und an die Suche nach verborgenem Wissen in der Breite der Belegschaft teure Ausschreibungen für dringend zu besetzende Stellen ersparen.

Das sogenannte "innerbetriebliche Headhunting" sollte, nein, müsste, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, einen sehr hohen Stellenwert haben.

Neben der Mitarbeiterführung wird es immer wichtiger werden, die Begabungen und Fähigkeiten von Mitarbeitern rechtzeitig zu erkennen, um diese für die Wertschöpfung eines Unternehmens einzubinden.

Die Freiheiten der Arbeitnehmer dürften im privaten Bereich erheblich mehr sein, als bei den Vorgenannten.

 Allerdings stellt sich die Frage, wie Arbeitnehmer ihren Freiraum nutzen, um damit für ihr Wohlergehen und ihre Zukunft zu sorgen.

 

Summa Summarum hat Freiheit im Arbeitsleben einen hohen Stellenwert, unterliegt jedoch immer der Verantwortung für unterschiedliche Bereiche.

 

Verlassen wir die Arbeitswelt und wenden uns dem Alltag zu. 


  

Was genau ist eigentlich Alltag?

Unter Alltag werden die gewohnten Abläufe im Tages- oder Wochenzyklus zivilisierter Menschen beschrieben.


Dabei taucht die nächste Frage auf: Was sind zivilisierte Menschen?

Wer sich die Mühe macht, dieser Bezeichnung auf den Grund zu gehen, wird feststellen, es handelt sich leider um eine hochnäsige, dem Zusammenleben von Kulturen abwertende Beschreibung.

Zivilisation:

Dabei soll es sich um eine, von Politik und Wirtschaft geschaffene, sozial und materiell ausgestattete Gemeinschaft handeln, der diese Grundlagen durch Wissenschaft und technischen Fortschritt ermöglicht wurden.

(Aus Wikipedia für mein Verständnis so formuliert)

 


Zivilisation wird als Hochkultur betrachtet.

Und diese globale Hochkultur wäre durch ein oder zwei Knopfdrücke in der Lage, sich selbst auszuradieren?

Passen hier noch Begriffe wie Zivilisation, Kultur, Freiheit oder gar soziale Kompetenz?


Vermutlich liege ich nicht falsch, wenn ich behaupte, die derzeitigen Hochkulturen haben die Kraft, sich selbst zu zerstören, da sie nicht in der Lage sind, ihre Erkenntnisse und technischen Errungenschaften zum Wohle EINER gemeinsamen Hochkultur zu nutzen.

 

Ich erlaube mir sogar zu behaupten, Hochkulturen bekämpfen die natürliche Zivilisation und die sich über Jahrtausende hin entwickelte Form menschlicher Grundwerte.

Hochkulturen entfernen sich von der Natur, ihren Regeln und Gesetzen, um sich in einer antiseptischen Traumwelt der Treibjagt nach Freiheit in vollen Zügen hinzugeben.

Jedes erlegte oder gefangene Stück Freiheit wird euphorisch gefeiert.

Dabei übersehen die (hoch)zivilisierten Jäger, dass die, bildlich gesprochen, in der freien Wildbahn lebende, überall vorhandene Freiheit, sich in jeder Sekunde mit der überall herumstreifenden Sehnsucht paart, und in kürzester Zeit das Revier des erlegten Stücks Freiheit wieder mit Sehnsucht nach Freiheit besetzt.

Sehnsucht und Freiheit, lassen sich niemals von herrschsüchtiger Zivilisation domestizieren oder vertreiben.

 

Sie halten sich dezent im Hintergrund, um nicht in den Ablauf der unterschiedlichen Alltagsbewältigungen einzugreifen oder diesen zu stören.


Während Zivilisation immer mit weithin sichtbaren Symbolen, wie Grenzen, Städten, technischen Errungenschaften, Geld, Kriegen und Ansammlungen von Menschen zu erkennen ist, bleiben Sehnsucht und Freiheit unsichtbar.

Unsichtbar, aber ausgestattet mit der unendlichen Kraft des Wunsches nach Realität.

Sie okkupieren keine Gebiete, drangsalieren oder töten nicht, sehen den technischen und sozialen Fortschritt neutral, vor allem aber sind sie in den Köpfen von Menschen zu Hause.

 

Leider, das zeigt die Geschichte, sind Menschen nicht in der Lage, der Freiheit mit all ihren Atributen den Platz im Denken einzuräumen, welcher ihr seit der Erschaffung der Erde zustehen sollte: Dem Lauf der Zeit mit dem damit verbundenen Fortschritt ein gemeinsames Dasein mit den vielen Kulturen dieser Erde zu ermöglichen.


Damit sind wir wieder beim Alltag angelangt. 

Mit den unterschiedlich geregelten Abläufen des Alltags suggeriert sich die (zivilisierte) Menschheit in gewissen Zeitabschnitten frei zu sein.


Doch ist man jemals frei?

Hier stellt sich die Frage, was ist frei und was ist Freiheit?

Es würde den Rahmen dieses Blogbeitrages sprengen, sich intensiv mit der Definition des Zustandes "frei" und mit der objektiven Betrachtung von "Freiheit" zu beschäftigen.

Fest stehen dürfte, "um frei zu sein, bedarf es der Freiheit."

Freiheit dürfte neben Liebe und Leben der dehnbarste und ebenso strittigste Begriff der Sprachen und Denkweisen sein.


Beginnen wir mit einer ganz anderen Betrachtungsweise: "Leben Tiere in der Natur in Freiheit?"

Warum frage ich das? Weil Tiere nur und ausschließlich von ihren Instinkten und Erfahrungen gelenkt werden.

Sie leben nicht in der Welt von Illusionen. Ihr Leben ist geprägt von Nahrungssuche, Fortpflanzung und Revierverteidigung.

Wenn bis vor 30 Jahren in unseren Breitengraden für ausgewachsene und gesunde Rehe, Hirsche, Wildschweine, Hasen und weiteres Niederwild meist nur die Jäger zu vorgeschriebenen Zeiten und kleinere Räuber wie Fuchs, Marder oder Wiesel die Freiheit und das Leben kleinerer Tiere bedrohten, dann hat sich das bis heute erheblich verändert.

Wölfe, Bären, Marderhunde und neuerdings Schakale haben sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs hier ihre Quartiere erobert. 

Vom Überlebenstrieb gesteuert, ohne Rücksicht auf Schonzeiten, suchen diese neuen Mitbewohner unserer Natur ihr Fressen bzw. ihre Nahrung - für sich und Ihre Rudel.

Die vorhandene, temporäre Freiheit der hier frei lebenden Tiere ist und wird in Zukunft erheblich eingeschränkt sein, da der Instinkt anderer (Raub)Tiere keine Rücksicht auf die bisher zugestandenen Freiheiten nimmt.

 



Was will ich damit sagen?

Ebenso wie in der Tierwelt unterliegen Freiheiten der Menschen den Zeiträumen ihrer Entwicklung und Veränderungen.

Und, das darf und sollte nie vergessen werden, wir Menschen haben vor 6 Millionen Jahren als weiterer Zweig des Urbaumes der Lebewesen das Licht der Welt erblickt. 

Erst nach vier Millionen Jahren hatten wir gelernt, mit dem Feuer umzugehen und erste Werkzeuge erfunden, welche uns das Leben erleichterten.

Zu dieser Zeit begannen einzelne Gruppen sich auf den Weg zu machen um ... ja was?, vermutlich sich von anderen Gruppen abzugrenzen, neue Gebiete zu besetzen und evtl. neue Formen des Zusammenlebens zu erkunden.


War dies der Ursprung der Sehnsucht nach Freiheit? 

Oder nach Unabhängigkeit? 

Oder vielleicht doch nur eine Entscheidung, um sicherer und besser versorgt zu leben?

Sind diese Menschen ihren Instinkten gefolgt, welche sie im Lauf der nächsten vier Millionen Jahre dem Fortschreiten der Zivilisation geopfert haben?

Wir werden es nie erfahren. 


Sicher dürfte sein, in den sich langsam bildenden Gemeinschaften wird es vermutlich nie Freiheit oder Unabhängigkeit gegeben haben, denn die Mitglieder der Gemeinschaften waren, um überleben zu können, immer aufeinander angewiesen.

Ja, sie haben sich die Freiheit genommen, in neue Gebiete zu ziehen.

War es wirklich Freiheit oder doch der Zwang oder Druck neue Lebensräume zu finden?

Zwar gab es damals noch keine Gesetze, Grenzen oder Menschenrechte, es war der Zusammenhalt der Gruppe, um zu überleben.

Es dauerte nochmals fast 2 Millionen Jahre bis erste, uns heute bekannte Hochkulturen entstanden: Ägypten, Mayas, Sumerer, Elam, nur um einige zu nennen.

Erst vor etwas mehr als 500 Jahren begann das Zeitalter der mobilen Globalisierung, welches bis heute andauert und unendliches Leid über die Welt gebracht hat. 

Aber auch eine  Menge neuer, wichtiger Erfahrungen.

Und was stand und steht dabei immer noch im Fokus aller Motive: Die Freiheit und deren skurrile Betrachtungsweise von angeblich zivilisierten Gesellschaften, speziell deren kulturell meist sehr hoch stehenden Persönlichkeiten.

Unzählige Sklaven wurden verschleppt, die Ureinwohner Amerikas fast vollständig vernichtet, Asien sehr lange als Kolonie betrieben, Australien der britischen Krone untergeordnet und in Europa kämpften Kaiser und Könige gegeneinander, um mit Reichtum und List Länder zu unterjochen. 

Frei war auch in der Entstehung und Dauer der Hochkulturen kaum jemand.

Wie einem Hund wurde den Menschen die Wurst der Freiheit vor die Nase gehalten.

Immer mit dem Versprechen, nach dem nächsten gewonnen Krieg frei sein zu dürfen.

Dieser Gier und Sehnsucht nach Freiheit wurde alles untergeordnet, auch das eigene Leben.

Die Gier nach Freiheit wuchs und wächst noch immer in allen Gesellschaftsschichten. 

Die Sehnsucht nach Freiheit gedeiht heute ebenfalls in allen Gesellschaftsschichten.

 

Die kühne Behauptung, Reichtum und Macht verleihen Freiheit wurde bereits von Diogenes widerlegt.

 

Man mag über Diogenes und seine Lehren, ebenso über seine, manchmal fragwürdigen Verhaltensweisen denken was man will. 

Unstrittig dürfte dessen Einstellung zum Leben sein: Er erkannte nur Essen, Trinken, Behausung und Geschlechtsverkehr als menschliche Grundbedürfnisse an.

Alles andere ordnete er der Bedürfnislosigkeit zu. 

Die Klärung der Frage, ob Alexander der Große oder Diogenes im Moment ihrer damaligen Begegnung der bessere Philosoph gewesen sein mag, muss jeder für sich entscheiden. 


„Die Griechen […] beschlossen, mit Alexander gegen die Perser einen Kriegszug zu unternehmen, wobei er auch zum Oberfeldherrn ernannt worden war. Da bei dieser Gelegenheit viele Staatsmänner und Philosophen ihm die Aufwartung machten und Glück wünschten, dachte er, dass auch Diogenes von Sinope, der sich eben in Korinth aufhielt, ein Gleiches tun würde. Aber dieser blieb ungestört in seiner Ruhe im Kraneion [Platz in Korinth], ohne sich im Geringsten um Alexander zu kümmern; daher begab der sich zu Diogenes hin. Diogenes lag eben an der Sonne. Als aber so viele Leute auf ihn zukamen, reckte er sich ein wenig in die Höhe und sah Alexander starr an. Dieser grüßte ihn freundlich und fragte, womit er ihm dienen könnte. ‚Geh mir nur‘, versetzte er, ‚ein wenig aus der Sonne!‘ Davon soll Alexander so sehr betroffen gewesen sein und, ungeachtet der ihm bewiesenen Verachtung, den Stolz und die Seelengröße des Mannes so sehr bewundert haben, daß er, als seine Begleiter beim Weggehen darüber scherzten und lachten, ausrief: ‚Wahrlich, wäre ich nicht Alexander, ich möchte wohl Diogenes sein.‘“

– PlutarchAlexandros 14


Bis heute bleibt Freiheit ein Begriff welcher je nach Standpunkt und politischer Betrachtungsweise unendlich dehnbar ist.

Demokratien berufen sich auf Freiheit, wenn sie mit Gesetzen tief in das Leben ihrer Bürger eindringen.

Politische und religiöse Regime berufen sich auf den Freiheitskampf gegen Imperialisten oder Ungläubige.

Diktatoren verteidigen ihre Freiheit und benutzen dafür diejenigen, denen sie Freiheiten versprechen.

Natürlich stellt sich die Frage, wie weit Demokratie Freiheiten einschränken darf und muss, sollten Gefahren drohen.

Welche Gefahren Eingriffe rechtfertigen und wie diese Eingriffe zu handhaben sind, lässt sich vermutlich nur in eingeschränktem Umfang planen.

Corona hat gezeigt, dass Gefahren für Leib und Leben der Menschen mit den Bedürfnissen und Rechten, so weit es geht, in Einklang gebracht werden müssen, um die Abläufe zivilisierter Alltagserfordernisse aufrecht zu erhalten.


Lächerlich dürften die im Krieg bzw. in den Kriegsgebieten der Welt Lebenden die Debatten in Europa hinsichtlich der Welten von Verboten finden.

Die hier Lebenden empfinden die Verbote und Eingriffe in das persönliche Leben als schlimme Verletzung von Vertrauen in die einzelnen Staaten und Europa. Sie bezeichnen diese Eingriffe als Freiheitsverletzung.

Es kommt eben immer auf den Standpunkt an.

Freiheiten des persönlichen Lebens wie Heizen, Waschen, Essen, Trinken, Mobilität, Bildung, Ausbildung, Sprechen bzw. Gendern u.v. mehr unter dem Deckmantel der politischen Verantwortung einzuschränken, zu verbieten oder vorzuschreiben, entspricht einem Konglomerat diktatorischer Züge, religiösem Fanatismus und ideologischer Hingabe.

Statt Menschen mit Hilfe langfristig ausgelegter Planungen, unter zu Hilfenahme technischer Möglichkeiten und mit Rücksicht auf  individuelle Alternativen eine Zukunft mit möglichst viel Entscheidungsmöglichkeiten zu bieten, werden individuelle Freiheitsnischen radikal zugemauert, um nicht zu sagen brutal eingerissen.

Viele aktuelle Demokratien führen ihre Zivilisationen mittlerweile wieder zurück in die unheilvolle Zeit der der verschleierten Diktatsideologien.

Allerdings darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass in der Zivilisation lebende Menschen das natürliche Empfinden für Freiheit im Rahmen der notwendigen Rücksichtnahme immer mehr verlieren.

Freiheit mit Gesetzen und Vorschriften in einem annehmbaren Kompromiss bis hin zum Idividuum in Einklang zu bringen, dürfte die größte Kunst politischer Handlungsweise sein.

Leider beherrschten und beherrschen diese Kunst nur sehr wenige.

Daher werden diese Menschen auch als weise Menschen bezeichnet, welche klare, vor allem aber realistische Ziele zum Wohle aller verfolgen.

 


Dazu darf ergänzt werden, Freiheit bleibt ein Begriff, dessen Beschreibung vermutlich auch in Zukunft wegen der Wünsche und Vorstellungen der Menschen nicht nur sehr schwer zu definieren, sondern noch schwerer zu realisieren sein dürfte.

 

 


 

Am Ende zwei Beispiele für eigene Erfahrungen mit der Freiheit.

Auf meiner Wanderung von München nach Venedig über die Berge und das Flachland vor der Lagune Venedigs habe ich festgestellt, Freiheit bleibt immer der größte Wunsch von uns Menschen. Verbunden mit der Unabhängigkeit. 

Bei jeder Streckenplanung, jeder Änderung der Route, jeder Übernachtung und bei Treffen mit Wanderern wurde mir immer klarer, Freiheit gibt es nur im Kopf.

Unser Leben kann nur mit Kompromissen, Änderungen und Planungen funktionieren. Die Nischen der individuellen Freiheiten müssen sich im Kopf finden, um das Gefühl der Freiheit immer am Leben zu halten.


Das zweite Beispiel ist meine Durchquerung der Namib-Wüste. Je intensiver man in das Farbenspiel von Wüste und Himmel eintaucht um so intensiver wird die Sehnsucht, der Freiheit näher zu kommen. 

Leider hat das Farbenspiel mit dem Untergang der Sonne ein Ende, Kälte überzieht die Wüste und dort, wo sich Himmel und Dünen berührten herrscht jetzt gähnende, ja fast drohende Finsternis.

Die Freiheit ist nach wie vor zu spüren, andererseits meldet sich der Wunsch nach Geborgenheit, um diese Nacht nicht in dieser, jetzt doch unwirtlichen gewordenen Gegend verbringen zu müssen. 

Es kommt immer auf die Betrachtungsweise und die Handhabung an. 

Das Gefühl der Freiheit kann wunderbar, sehr belastend, aber auch, und das ist das Schönste, "befreiend" von Vielem sein.

 

Im Alltag und im Berufsleben kann das Feld der individuellen Freiheit nur bestellt werden, wenn  Grundeinstellung und Realität mit unseren Wünschen und der gebotenen Rücksicht auf andere einen gemeinsamen Nenner finden, ohne sich selbst und andere zu verletzen.

In meinem Beitrag "Wertschätzung - Was ist das?" habe ich mich mit damit ebenfalls auseinandergesetzt.

 

 

 

 

 


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