HOCHDEUTSCH gesprochen - Bayerisch g‘red‘t: Ei'gwanderd und Zuag'roasd: "Geh hoam ...

... und fotz dei Goas"


Auf Hochdeutsch heißt das: "Bitte geh' nach Hause, auf Deinen Käse, den Du jetzt von Dir gibst, hat keiner mehr Lust.

Warum sich das so drastisch anhört, ist eine längere Geschichte, welche mit der Landwirtschaft in Bayern zu tun hat. Ich komme noch darauf zurück.

 

Zunächst geht es um den Dialekt.

Es lebe der Dialekt und die regionale Sprache, welche als Identitätsmerkmale seit Jahrhunderten die Vielfalt unserer Regionen prägen.

Bevor am Ende der Spruch "Geh' hoam und fotz dei Goas" genau erklärt wird, sollten noch einige andere Begriffe des Bayerischen geklärt werden, um die sich langsam, aber immer mehr einschleichenden Differenzen zwischen den selbsternannten Sprachdeutern und des bildhaft Bayerischen klären zu können. 

Vor allem sind es die Feinheiten, an denen sogar in den Regionen Bayerns Geborene scheitern, da ihre Eltern entweder nicht in der Lage waren, sich den Sprachgewohnheiten anzupassen oder sich den in der Region üblichen Sprachwendungen verweigert haben.

Die Gründe mögen unterschiedlichster Natur sein. 

Das sei bitte auch nicht als Vorwurf zu verstehen, sondern drückt lediglich Verständnis für die "Zuagroasd'n" aus. 

Eingewanderte Bürger anderer Nationen sind von diesen Spekulationen ausgenommen. Diese haben allein schon mit den Schwierigkeiten der deutschen Sprache zu kämpfen. 

Wobei es vermutlich mehr Eingewanderte gibt, welche des Bayerischen absolut mächtig sind , als Zugewanderte und sich auch sonst mit Leib und Seele zugehörig zur hiesigen Bevölkerung fühlen. 

Die "Einheimischen" akzeptieren dies nicht nur, sie freuen sich für und mit diesen Menschen.

 

Klären wir die Begriffe "zuagroast" und "ei'g'wandert"

"Zuagroasde" (Zugereiste) und "Ei'g'wanderde" (Eingewanderte) haben völlig unterschiedliche Herkunftsmerkmale. 

Die "Zuagroasd'n" kommen aus den unterschiedlichsten Gebieten Deutschlands und haben in Bayern ihren Wohnsitz. 

Die "Ei'g'wanderd'n" kommen aus den Gebieten außerhalb der Grenzen Deutschlands. Egal ob aus dem deutschsprachigen Ausland oder aus fernen Ländern dieser Welt. 

Mit der Bezeichnung Immigranten wird seit einiger Zeit nicht mehr zwischen Zuagroasde und Eig'wanderde unterschieden. Wir Bayern passen uns an, um der modernen Sprache gerecht zu werden. 

Jetzt gibt es eben "zuagroaste Imigrand'n0" und "echte Imigrand'n."


Bayerisch:

Singular: A Imigrant. 

Plural: de Imigrand'n. 

 

Kommen wir nun zu den Bezeichnungen

"Zuagroaste" wurden früher als "Preiss'n" (Preußen) tituliert, da sie aus den Gebieten kamen, welche früher zum großpreußischen Reich gehört hatten. 

Dabei wird bis heute nicht unterschieden woher die "Zuagroast'n" kommen. Sie kommen eben aus dem Norden, den früheren Pickelhaubengebieten, und suchen hier ein angenehmeres Leben.  

Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begann sich in Bayern eine Differenzierung der Herkunft durchzusetzen. 

Wobei kein Unterschied zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gemacht wurde. Es waren halt "d'Sachs'n" - die Sachsen.

Wer aus Berlin oder nördlich von Berlin kam blieb weiterhin "da Preiss", der Preuße, da deren Sprache sehr der bisher bekannten "Preiss'nsprache" ähnelte. 

 

"Ei'g'wanderte", also die Eingewanderten von außerhalb der Grenzen Deutschlands, behielten immer die Bezeichnung ihrer Herkunftsnation. 

Man sprach vom Chines'n, vom Österreicher, Italiener, Engländer oder Spanier. Wer z. B. aus Brasilien kam, blieb ein Brasilianer. Ebenso Amerikaner, Kanadier, Türken usw..

In Bayern wird eben noch der Respekt für andere Nationen gepflegt.


Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen dazu die Polen, Tschechen und Slowaken. 

Lediglich Jugoslawien blieb was es gewesen war. Man sagt in Bayern "die Jugos" bzw. die Jugoslabm, ohne es abwertend zu meinen.

Vermutlich deshalb, weil man bis heute nicht begreifen kann, warum sich diese Menschen in einem fürchterlichen Krieg ihrer Freiheit selbst beraubten und in manchen Teilen bis heute nicht mit ihrer Freiheit umgehen können.

Es wäre so, als würden Oberbayern, Niederbayern, Schwaben und Franken sich bekriegen, weil hier mehr Katholiken und dort mehr evangelisch Gläubige wohnen.

Wir sind eben die Bayern. Mehr oder weniger, das darf noch angefügt werden. 

Auch russische Staatsangehörige behielten die Bezeichnung ihrer Nation: Sie waren in der Mehrzahl d'Russn bzw. im Singular da Russ'.

 

Und schon sind wir mitten drin, im Problem.  

Den "Zuagroast'n" vorzuwerfen, sie würden sich mit der Kultur ihrer neuen Heimat nicht oder zu wenig auseinandersetzen, wäre ungerecht. 

Sie nehmen an Veranstaltungen teil, genießen die Freiheit in Bayern und freuen sich über das hier herrschende Lebensgefühl. 

Und doch haben sie tief im Herzen Heimweh. Über Generationen!

Heimweh nach ihrer Stadt, ihrem Dorf, ihren Freunden und ihrer Umgebung, vor allem aber nach den aufgegebenen dortigen Lebensverhältnissen. 

Am liebsten wäre vielen Zuagroasd'n, wenn hier nur endlich mit  Tach, Tschö und Moin, Moin und Tschüss gegrüßt würde und manche Städte größtenteils von Einheimischen geräumt werden könnten, damit man endlich unter sich sein "Pilsgen mit einem Kurzen" in der Kneipe ungestört von Einheimischenlauten trinken kann.

Wirtshäuser sind für sie reine Ausflugslokale. 

Die Bedeutung von Wirtshäusern, als Kulturgut und Begegnungsstätte für die Menschen vor Ort, bleibt diesen, meist weltkulturbeflissenen Regionalnegierern fremd.

In den Ausflugslokalen hat die Bedienung zu springen, auch wenn der Nachwuchs mit seinen schmutzigen Schuhen über die Bänke läuft. 

"Ach ist dat uurich hier", seufzt die Ehefrau des Dreiachtelmanagers aus München-Untergiesing, welcher aber vor dem Betreten seiner Wohnung die Schuhe ausziehen muss, "weil die rumänische Putzfrau nicht umsonst gezahlt wird."


Gerade in diesen Situationen zeigt sich der nachsichtige Großmut der Ureinwohner Bayerns. "Mei, do wo de heakemman, do mogs ausschaung, Pfiad di God." (Mein Gott, wo die herkommen mag es aussehen, auf Wiedersehen.)


So versuchen die Zuagroasdn leise, aber doch mit sich immer weiter steigernder Energie ihre ehemaligen Heimatgefühle hier zu implementieren bzw. zu implantieren.

Mit der, gerade von den Zugereisten so intensiv geforderten Integration, ist es plötzlich vorbei. 

Meist geht es um Unzulänglichkeiten, aber daran können sie sich unendlich hochziehen.

Es stört plötzlich das Kirchengeläute, die Kuhglocken, die Blasmusik zu Fronleichnam, welche zu früh durch die Straßen zieht, der Biergarten nahe dem Wohnhaus, der Gockel, welcher am Morgen kräht, der Duft einer Bäckerei in der Nachbarschaft, Traktorenlärm, weil die Ernte auch am Wochenende eingebracht werden muss, der Geruch von Ställen und Mist.

Neuerdings stören auch Autofahrer, welche zur Arbeit fahren (müssen), Gas- und Ölheizung und seit langem die CSU als Regierungspartei in Bayern. 

Auch bayerisch sprechende Politiker anderer Parteien sind den Zuagroasd'n suspekt.

Sogar der Handwerker solle doch gleich die Wohnung reinigen, nachdem er einen tropfenden Wasserhahn repariert hat.


 













Ähnlich verhält es sich beim Deuten bayerischer Sprichwörter:

Wenn der bayerischen Wirtschaftsminister, hier bekannt als "Hubbsi" Aiwanger, mal mit seinem verbalen Vorschlaghammer auf dem Amboss der Sprachenschmiede ein Sprichworteisen liebevoll und gekonnt in Form bringt, beschuldigen ihn die Zuagroasd'n, er würde zur Gewalt gegen Frauen aufrufen.

Dem ist auf das heftigste zu widersprechen!

"Geh' hoam und fotz dei Goas", rief er, nachdem er sich beim Politischen Aschermittwoch wegen der Verhaltensweisen der Klimakleber heiß geredet hatte.

 

Was wurde damit bildlich ausgedrückt?

Werte Amateursprachdeuter von Dialekten,

mit der Unterstellung, Herr Minister Aiwanger hätte mit seinem Spruch "Geh' hoam und fotz dei Goas", einen frauenfeindlichen Spruch herausgehauen, liegen Sie leider falsch. 

Um es in "modern language" auszudrücken, "in the Middle of Mistake!"

Auch mit Gewalt gegen Menschen oder Tiere hat dieser Spruch nichts zu tun!

Mit dieser Aufforderung wurden im Wirtshaus früher "Siebeng'scheite", in der medizinischen Fachsprache septem Sapientes genannt, auf den von Ihnen verzapften Unsinn aufmerksam gemacht.

Diesen Menschen deren Unsinn auszureden, wäre so sinnlos, wie eine Geiß (Goas) zu erziehen.

Also forderte man diese Mitmenschen höflich auf, nach Hause zu gehen, um erst mal ihre Geiß zu erziehen, bevor sie versuchen anderen Menschen ihre Meinung aufzudrängen.

 

Woher kam dieser bildhafte, aber doch passende Vergleich?

Die "Goas", Mehrzahl "Goass'n", Sinnbild für Unerziehbarkeit!

In früheren Zeiten wurden auf Bauernhöfen auch und oft Ziegen gehalten. 

Ziegen (Goass'n) waren die eigensinnigsten Tiere auf dem Bauernhof, fraßen und knabberten an Allem. 

Obendrein nutzten sie jede Erhebung, um dort hinauf zu klettern, meckerten frech und grundlos überall, über alles, ohne zu wissen warum.

Es war unmöglich, Ziegen zu erziehen, da sie unbelehrbare Herdentiere waren. 

Siebeng'scheite wurden mit diesem Spruch auf die Ebene meckernder Ziegen gehoben, welche auch durch eine damals in Bayern übliche Erziehungsmethode, eine Fotz'n, sprich kräftige Ohrfeige, nicht zur Vernunft gebracht werden konnten.

Weil es eben sinnlos war, seine "Goas" zu erziehen, hat sich der Spruch "Geh hoam und fotz dei Goas" für "Siebeng'scheite Möchtegerne" als klare Ansage für deren verzapften Unsinn manifestiert.

Die bayerische Sprache hat sehr viel Bildhaftes zu bieten, das nur die verstehen, welche dieser Sprache und den Gebräuchen noch mächtig sind.


Damit zur Aussage des Sprichworts:

Also: Weder Herr Minister Aiwanger hat jemanden aufgefordert, seine Frau zu Hause zu schlagen, noch beinhaltet dieser Spruch Gewaltverherrlichung!

Der Spruch beinhaltet lediglich eine bildhafte, fast philosophische Ausdrucksweise für "siebeng'scheite Alleswisser" oder, wie es heute heißt,
"Alles-besser-macher-wisser-der-letzten-generation",
um sie aufzufordern, die Öffentlichkeit nicht mehr mit ihrem ideologisch geprägten Egoismus zu belästigen.

Und hoffentlich können wir alle wieder irgendwann das Lied anstimmen: "Ei, ei, ei, ei, de Goas is weg, de Goas is weg, de Goas is weg und koana babbt im Straßendregg, im Straßendregg, im Straßendregg."

Am Ende wurde auch diesem Personenkreis ein Getränk gewidmet: Die Goaß'nmass! 

Wer davon zu viel trank, lief ebenfalls schnell Gefahr,  nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein.

Genau, so schaut's aus!

Und im nächsten Beitrag werde ich mich intensiver mit dem Begriff Zipfeglatscha beschäftigen, welcher vor noch nicht allzu langer Zeit ein wichtiger Bestandteil der Mitarbeiter in der bayerischen Nahrungsmittelkette war.





Wer in Bayern lebt,

seinen Massgruag hebt,

Muas oiwei wissen:

"Auf Siemg'scheide is g'schissn!"




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