Kindergeschichte: Regenwurm Mumm und …

 … seine Freunde

 Die Reise des Regenwurms Mumm

Regenwurm Mumm, Apfelbaum Tausendarm, die Familie Pinselohr und Elisabeth, die Amsel.

 


 

Am Morgen, wenn Sonnenstrahlen die Tautropfen in glitzernde, kleine Edelsteine verwandeln, macht sich Mumm, der kleine, braune Regenwurm auf den Weg, um nach seiner Nachtarbeit noch einen kurzen Morgenspaziergang zu genießen. 

Er streckt seinen Kopf aus seiner warmen Werkstatt. Dabei atmet er die kühle Morgenluft tief ein und blinzelt durch die Blätter des Apfelbaumes, unter dem sich seine kleine Wohnung befindet, zum Himmel.

Der Apfelbaum Tausendarm steht wie ein König in der Wiese. Er trägt seine Äpfel und Blätter mit großem Stolz in seiner Krone. Manchmal machen ihm aber der  Wind, der Sturm und zu warmes Wetter sehr zu schaffen.

„Guten Morgen Tausendarm, gut geschlafen?“, grüßt Mumm seinen Vermieter. Unter einer Wurzel von Apfelbaum Tausendarm hat Mumm seine Wohnung. Mumm schläft während des Tages. In der Nacht arbeitet er lange. In seiner Werkstatt zerkleinert er alte Blätter, altes Gras und andere Abfälle von Bäumen und Pflanzen. Daraus machen er und seine vielen Freunde unter der Erde guten Humus für Tausendarm.   

Kurz bevor er sich schlafen legt, schaut er am Morgen noch aus seiner Werkstatt nach oben, um von den Tautropfen zu trinken.

Brummig antwortet Tausendarm, dass er im Sommer fast nie schlafe, weil er auf seine Äpfel und Blätter aufpassen muss.

„Noch dazu stehe ich ja immer, um das große Gewicht der Äpfel, Äste, Zweige und Blätter zu tragen. Da freue ich mich doch auf den Herbst, wenn die Ernte vorbei ist und der Wind meine Blätter wegbläst. Dann kann ich wenigstens ohne Last länger ausruhen und vor mich hin dösen.“

Mumm erzählt Tausendarm, wie warm und gemütlich es in dieser Nacht in seiner kleinen Werkstatt gewesen sei. Nicht einmal der Maulwurf Rotnase hätte ihn in dieser Nacht gestört. Der ist immer unterm Grasboden unterwegs, um neue Tunnel zu graben, damit die Wiese ausreichend belüftet wird.

„Auch der Igel Stachelpelz hat diese Nacht kaum geschnarcht“, ergänzt Mumm noch.

  Stachelpelz ist ein Freund von Mumm, Maulwurf Rotnase und Tausendarm. Er kriecht am Abend immer unter den alten Laubhaufen auf der anderen Seite des Stammes von Tausendarm. Dort ist es zum Schlafen trocken und warm.

„Tausendarm, ich muss einmal mit dir reden, da ich immer wieder einen Traum habe, aus dem ich dann enttäuscht aufwache“, grummelt Mumm, nachdem er ganz aus seiner Wohnung gekrochen ist.

„Was träumst du denn Schönes, Mumm?“, fragt Tausendarm und streckt dabei die Äste dem Himmel entgegen, damit seine Äpfel genügend Sonnenlicht erhalten.

„Na ja, ob das schön ist kann ich nicht sagen, aber aufregend ist es schon.“

„Nun fang einmal ganz von vorne an und erzähle mir welches Abenteuer dich im Traum verfolgt. Vielleicht kann ich dir helfen. Vielleicht können dir Rotnase oder Stachelpelz helfen. Ich kann auch die Vögel fragen.  Die kommen oft und rasten in meiner Krone.“

Mumm erschrickt: „Den Vögeln und auch den Hühnern die hierher zum Picken und kratzen kommen, erzählst du bitte davon nichts, sonst bin ich nicht mehr sicher. Du weißt ja, dass die Vögel immer Jagd auf mich und meine vielen Freunde machen, um ihre Kinder zu ernähren. Die Hühner werfen uns oft aus Spaß durch die Gegend. Wer da nicht schnell genug unter der Erde ist, der schwebt in Lebensgefahr.“

„Ja dann“, brummt Tausendarm, „müsstest du mir endlich sagen, von was du träumst und wie ich dir helfen könnte.“

„Also“, druckst Mumm herum und windet sich ein klein wenig am Boden, „ich träume öfter davon, unsere Wiese von oben sehen. Dabei liege ich auf einem deiner Äste. Glaubst du, dass so etwas wirklich möglich ist? Oder weißt du jemanden, der mir dabei helfen könnte?“

Hm“, brummt Tausendarm, „das ist ein außergewöhnlicher Traum. Dafür müssten wir erst einmal jemanden finden, der dich vom Boden auf einen meiner Äste bringt. Es muss aber jemand sein, den ich kenne, damit du sicher bist.“

„Genau Tausendarm. Und ganz wichtig ist, dass ich wieder auf den Boden gebracht werde. Ich glaube, das wird schwierig. Vielleicht sollten wir das lassen. So ungefährlich ist das nicht, glaube ich.“  

Auch Tausendarm überlegt angestrengt. Plötzlich hebt er seine Äste. „Mumm, ich glaube ich weiß jemanden, der uns vielleicht helfen könnte.“

„Das wäre schön. Wer ist es denn?“, will Mumm wissen.

„Gerade ist mir eingefallen, dass die Eichhörnchen ab und zu in meinen Ästen rasten. Manchmal schenke ich ihnen einen meiner vielen Äpfel. Sie genießen es, gemeinsam einen Apfel zu verspeisen.  Vielleicht hat ja Frau Pinselohr oder ihr Mann Zeit, dich auf den Ast zu tragen. Du brauchst auch keine Angst zu haben. Eichhörnchen essen keine Würmer. Wer weiß, vielleicht werdet ihr ja Freunde.

Mumm ist ganz aufgeregt und freut sich über das Angebot, denn vom Sehen kennt er Herrn und Frau Pinselohr.

„Also gut, fragen kostet ja nichts“,  meint Tausendarm. „Aber versprechen kann ich nichts“, meint er noch.  

Zwei Tage später sitzt Herr Pinselohr, wieder auf einem großen Ast von Tausendarm und schaut sich nach passender Nahrung um.  

 „Na, kleiner Baumflitzer, schmecken dir meine Äpfel?“, fragt Tausendarm Pinselohr. 

Pinselohr wäre beinahe vom Ast gefallen, da er niemanden sah und auch von seinen Freunden niemand eine so tiefe Stimme hat. Gerade konnte er noch den Apfel festhalten bevor er sich leicht verschluckte.

„Nicht erschrecken, ich bin´s nur, der Apfelbaum, auf dem du sitzt“, beruhigt ihn Tausendarm und kichert leise.

 „Sag mal, bist jetzt völlig aus dem Häuschen, mich so zu erschrecken!“, ruft Pinselohr aufgebracht und fügt noch hinzu: „Ja, ich gebe zu, deine Äpfel sind Extraklasse. Süßsauer und fest, dabei nicht so groß. Für mich gut zu transportieren.“

Familie Pinselohr liebt die Äpfel von Tausendarm. Heute ist Herr Pinselohr alleine unterwegs, denn seine Frau muss auf die vier Kinder aufpassen, die im Kobel auf ihren Vater warten. Der Kobel ist die Wohnung der Pinselohren. Es ist eine Höhle aus Ästen und Zweigen hoch oben im Tannenbaum.

„Pinselohr, hast du kurz Zeit für mich, da ich dich etwas fragen möchte?“, fragt ihn Tausendarm. „Außerdem, da ganz oben links, da ist ein schöner Apfel, der so richtig von der Sonne verwöhnt ist und fast süß schmeckt.“

Pinselohr wird misstrauisch. „Du alter Schwerenöter mit deinen tausend Ästen und Zweigen, sonst sprichst du ja fast nie mit mir. Heute bietest du mir sogar noch Äpfel von deinem Baum an. Da steckt doch was dahinter. Irre ich mich, oder habe ich recht?“

 Etwas verlegen antwortet Tausendarm. „Ganz unrecht hast du nicht. Aber es geht nicht um mich, es geht um einen Freund von mir. Der möchte gerne von einem meiner Äste diese Wiese von oben sehen. Na ja, und weil er in der Erde wirklich sehr gute Nahrung für mich vorbereitet, wollte ich ihm diesen Wunsch erfüllen. Die Äpfel, die bei mir am Baum wachsen, kommen auch von seiner guten Arbeit.“

„Tausendarm, zur Zeit ist es etwas schwierig, weil meine Frau und ich auf  unsere Kinder aufpassen müssen. Aber in zwei Wochen, wenn die Jungen aus dem Nest sind, ginge das schon. Könnt ihr so lange warten? Nebenbei, um wen geht es denn, wenn ich das noch fragen darf“, ergänzt Herr Pinselohr.

„Es geht um einen Regenwurm. Mumm heißt er. Also, Mumm ist mein Freund, der in der Erde unter meinen Wurzeln lebt und jede Nacht für mich fleißig Essen aus alten Blättern und Grashalme macht. Meine feinen Wurzeln schicken mir mit Wasser meine Nahrung über den Stamm nach oben. So wachsen die Blätter, entstehen Blüten und danach die Äpfel, die du ja auch ganz gern verspeist.“

„Also gut, Tausendarm, und was sollen jetzt meine Frau oder ich dabei machen?“

„Entweder du oder deine Frau müsste Mumm auf einen meiner Äste bringen. Er möchte sich die Wiese von oben ansehen. Davon träumt er seit langem. Allerdings sollte das am Abend sein, denn erst da beginnt Mumm zu arbeiten. Am Tag schläft er lange. Die alten Blätterteile und das verfaulte Gras unter die Erde zu ziehen, um es zu zerkleinern, macht er während der Nacht, damit ihn niemand dabei stört. Den Wunsch könnten wir ihm doch mit eurer Hilfe erfüllen, oder?“

„Wenn ich so überlege“, Pinselohr schaut dabei nachdenklich zum angebotenen Apfel, „es könnte klappen. Aber meine Frau sollte dabei sein“, ergänzt er noch. „Zusammen lässt sich das leichter erledigen. Sollte etwas Unvorhergesehenes passieren, können wir uns gegenseitig helfen.“

„So lange wird das nun auch nicht dauern. Mumm darf nicht so lange an der Luft bleiben, sonst trocknet seine Haut aus. Höchstens 10 Minuten. Regenwürmer fühlen sich am wohlsten, wenn die Erde leicht feucht ist und sie in ihrer Höhle arbeiten können“, ergänzt Tausendarm. „Aber ihr solltet dabei bleiben, bis Mumm wieder auf die Erde zurückgebracht werden soll. Er kann ja nicht alleine herunterklettern.“

„Gut, ich spreche erst einmal mit meiner Frau und dann sagen wir dir Bescheid.“

Nach einem eleganten Sprung auf den Fichtenast, gleich neben dem Apfelbaum, verschwindet Herr Pinselohr in den Zweigen der Tanne und flitzt den Baumstamm aufwärts zu seiner Wohnung.

Herr Pinselohr erzählt seiner Frau am Abend von dem Gespräch mit Tausendarm. Frau Pinselohr meinte nur: „In zwei Wochen verlassen unsere Kinder das Nest, dann haben wir Zeit. Gut wir machen das. Wer weiß, vielleicht brauchen wir auch einmal die Hilfe von Tausendarm. Also, machen wir Mumm die Freude und helfen“, ergänzt sie noch.

Am nächsten Tag besucht Herr Pinselohr wieder Tausendarm:  „Meine Frau und ich haben beschlossen Mumm und dir zu helfen. Aber wie gesagt, das geht erst in zwei Wochen.“

„Gut“, meint Tausendarm, „auf die paar Tage wird es auch nicht mehr ankommen. Mumm, mein kleiner, schlanker Untermieter wird sich freuen. Morgen, gleich in der Frühe erzähle ich ihm, dass ihr uns helfen könnt.“

Als Mumm am nächsten Morgen von Tausendarm die gute Nachricht erhält ist er ganz aus dem Häuschen. „Das hätte ich nicht geglaubt, dass mein Traum wirklich erfüllt werden kann. Ich glaube, heute kann ich nicht schlafen, so aufgeregt bin ich.“

Zwei Wochen später warten Herr und Frau Pinselohr am Abend auf dem Ast von Tausendarm und unterhalten sich mit ihm.

 „Sag mal Tausendarm, wie lange stehst du denn schon am Waldrand neben der Wiese?“

„Im Frühjahr waren es 65 Jahre. Ich wurde in einem Blumentopf groß gezogen. Als kein Platz mehr war, wurden meine Brüder und Schwestern zusammen mit mir hier eingepflanzt.“

„So alt bist du schon“, staunt das Ehepaar Pinselohr.

„Ja, so alt sind wir. Und, wir hoffen, noch einige Jahre an der windgeschützten Seite dieses Waldes genießen zu können.  Ah, da kommt ja Mumm aus einer Wohnung gekrochen.“

Tausendarm stellt seine Besucher erst einmal vor: „Mumm, darf ich dir das Ehepaar Pinselohr vorstellen? Die Eichhörnchen in diesem Revier. Sie waren so freundlich und haben sich heute für dich extra viel Zeit genommen.“

„Hallo Mumm, endlich lernen wir uns mal kennen. Tausendarm hat uns schon viel von dir erzählt. Vor allem, dass du sein Essen so gut vorbereitest, damit er viele Äpfel und Blätter wachsen lassen kann“, ruft Frau Pinselohr.

Herr Pinselohr will mit seinem Wissen auch glänzen: „Mit den Blättern macht er Sauerstoff für uns alle. Auch die Äpfel sind gute Nahrung für uns.“

 Also wie machen wir das nun?“, fragt Frau Pinselohr Mumm, der noch etwas vorsichtig aus seiner Höhle lugt.

Mumm fasst schnell Vertrauen zu den beiden und antwortet: „Ganz einfach, wenn ich mich in eurem Fell festhalten darf. So könntet ihr mit mir auf die Äste von Tausendarm klettern.“

Blitzschnell klettern die Pinselohrs vom Baum. Frau Pinselohr hebt Mumm vorsichtig in die Höhe. Sie setzt ihn in den Nacken ihres Mannes. Vorsichtig klettern die beiden mit Pinselohr in die Baumkrone von Tausendarm und bleiben weit oben sitzen.

„Kannst du etwas sehen?“, fragt Herr Pinselohr.

„Ja, die ganze Wiese und sogar den Bach dort drüben. Puh, jetzt ist mir etwas schwindlig. Bitte, bleib ruhig sitzen, sonst falle ich noch runter. „Uiiih, solche Höhen bin ich nicht gewohnt. Außerdem ist es hier furchtbar hell. Meine Augen müssen sich erst an das Licht gewöhnen.“

 „Klar, ich bleibe mit dir hier und warte, bis du wieder runter möchtest.“

Und?“, fragt Tausendarm, „wie ist es, kannst du die ganze Wiese sehen? Die vielen Büsche und, schau, am Wiesenrand, da kommen gerade Rehe zum Bach. Die wollen dort trinken.“

„Ja, jetzt sehe ich sie auch“, ruft Mumm ganz aufgeregt und zwinkert mit seinen klitzekleinen Augen.

  „Auch die vielen Blumen und Gräser, die schauen von oben ganz klein aus.“

„Am besten gefallen mir die Kornblumen am Wiesenrand. Die habe ich noch nie gesehen. So ein kräftiges Blau, das ist schon alles sehr schön.“

„Sag mal, auf deinen Ästen wächst ja Moos Tausendarm, ist dir das nicht lästig?“, fragt Mumm

„Nein, bestimmt nicht Mumm. Moose und Flechten helfen mir im Winter, wenn es besonders feucht und kalt ist. Sie halten die Wärme und meine Rinde wird bei Kälte und den Schnee nicht rissig.“

„Da könnte man es sich richtig gemütlich machen“, meint Mumm. „So im Moos zu liegen und in die Welt zu schauen. Es wäre schön. Aber ich liebe auch meine Arbeit unter der Erde sehr.“

Während er das sagt, zieht Tausendarm kurz etwas seine Äste zusammen und flüstert: „Vorsicht, da fliegt gerade die Amsel Elisabeth. Gleich wird sie sich wieder in meinen Wipfel setzen. Sie singt mir dann immer ein Lied vor.“

Mumm zuckt zusammen und rollt sich in den Haaren von Pinselohr zusammen. Er macht sich ganz klein. Elisabeth, die Amsel, singt sehr schön. Leider  ist sie dabei aber auch etwas hinterlistig.

Während sie singt, sucht sie den Boden ab. Vielleicht kann ein fetter Käfer, eine Fliege oder vielleicht auch ein Wurm von ihr geschnappt werden. Tausendarm ist manchmal nicht gut auf sie zu sprechen. Manchmal lässt sie ein kleines Häufchen auf ihn fallen. Dafür befreit sie ihn oft von Ungeziefer. 

Mit ihrer Hilfe kann er die Apfelwickler von seinen Zweigen fernhalten. Die Apfelwickler sind kleine braune Schmetterlinge. Die legen gerne ihre kleinen Eier in der Nähe der Äpfel. Aus den Eiern schlüpfen ganz kleine Raupen. Die beißen sich durch die Apfelschale. Den ganzen Sommer fressen sie im Apfel, bis sie schöne große, fette Würmer sind und am Ende als hässliche Falter zur Apfelwicklern werden. 

Darum begrüßt Tausendarm Elisabeth auch immer freundlich, und flüstert es ihr, wenn wieder ein Apfelwickler am Werk ist. Genauso bietet er auch Finken, Meisen und Drosseln seine Zweige zur Rast.  Manche nutzen sie die Äste von Tausendarm sogar als Nistplatz. Dafür helfen auch sie ihm beim Kampf gegen den Apfelwickler.

„Tausendarm, heute hast du aber viel Besuch“, begrüßt sie den Apfelbaum. „Und ihr zwei, rastet heute beim Apfelbaum, das ist aber ungewöhnlich. Normal schwingt ihr euch doch in den Bäumen im Wald von Ast zu Ast. Gibt´s dafür einen besonderen Grund?“

„Wir unterhalten uns gerade über alles Mögliche“, antwortet Frau Pinselohr. Herr Pinselohr bleibt ganz ruhig sitzen.

Mumm flüstert: „Lass mich ja nicht fallen, sonst schnappt mich Elisabeth. Die ist ganz wild auf Würmer, besonders dann wenn sie Ihre Kinder im Nest füttern muss.“

Pinselohr grinst. Er antwortet Elisabeth ganz ehrlich: „Meine Frau und ich haben Mumm heute einen Wunsch erfüllt. Er will ungestört einmal die Wiese von oben sehen. Wir helfen ihm dabei. Bitte lass ihn in Ruhe, er liegt in meinem Fell und hat Angst vor Dir.“

„Mumm der Regenwurm?“, fragt Elisabeth. „Dem würde ich nichts tun. Er ist ein Freund von Tausendarm. Ich habe ihn schon öfter am Morgen gesehen. Aber ich mache Mumm jetzt ein Angebot. Ich fliege mit ihm einmal über die Wiese und zeige sie ihm. Danach setze ich ihn auf den Boden vor seinem Eingang zu seiner Wohnung wieder ab. Seid ihr damit einverstanden? Mumm machst du mit? Traust du dich? Ich tue dir nichts, fest versprochen. Ganz großes Baumerlebnisehrenwort“, zwitschert sie noch.

Tausendarm schüttelt seine Äste. Er ist sich nicht ganz sicher, ob Elisabeth wirklich ihr Wort hält. Plötzlich zieht er seine Äste zusammen und flüstert: „Vorsicht, da hinten schleicht sich die Katze Samtpfote an. Auch die Eichhörnchen sehen, wie Samtpfote vorsichtig und leise zum Stamm vom Apfelbaum schleicht.

„Schnell“, ruft Elisabeth, „ich nehme Mumm in den Schnabel und fliege mit ihm weg, dann könnt ihr euch in Sicherheit bringen.“

„Mumm, das ist unsere einzige Möglichkeit, sonst müssten wir mit dir in den Wald fliehen. Dabei könnten wir dich verlieren. Wir müssen uns auf das Ehrenwort von Elisabeth verlassen“, ruft Herr Pinselohr.

 „Elisabeth, bring ihn in Sicherheit“, ruft Tausendarm.

Elisabeth greift Mumm mit dem Schnabel. Schwupps ist sie auch schon in der Luft. Herr und Frau Pinselohr flitzen blitzschnell in die Äste, die sich zur großen Buche hin strecken. Sie springen mit gewagten Sprüngen auf die Äste der Buche. Schon verschwinden sie in ihrer Krone in den Blättern.

Samtpfote zieht enttäuscht ab und macht sich auf den Weg in die Wiese um dort Mäuse zu fangen. „Eine  Amsel, das wäre heute ein Leckerbissen gewesen“, murmelt Samtpfote dabei.

Kurz darauf kommt Elisabeth mit Mumm im Schnabel zu Tausendarm zurück.

„Und, hat dir der Flug gefallen?“, fragt Tausendarm.

„Mir ist noch ganz schlecht“, antwortet Mumm. Elisabeth ist so hoch geflogen, ich habe gedacht, ich komme nie mehr zur Erde zurück. Dabei habe ich viel gesehen. Den Bach, die großen Linden dort drüben, die Häuser vom Dorf dort hinter den Büschen und euch Apfelbäume von ganz oben. Aber jetzt reicht es mir. Elisabeth vielen Dank. Könntest du mich vor meiner Wohnung absetzen? Ich freue mich schon, meinen Freunden, den Würmern, den Asseln, den Springschwänzen und dem Maulwurf Rotnase von meinem Ausflug und dem Abenteuer zu erzählen.“

„Halt“, ruft Tausendarm, „da kommt die Familie Pinselohr von ihrer Flucht zurück. Bedanke dich auch bei ihnen. Ohne die beiden wärst du gar nicht in meine Baumkrone gekommen.“

„Da hast du recht Tausendarm. Danke euch allen. Auch dir Tausendarm für die Warnung vor der Katze Samtpfote. Außerdem habe ich nun ein ganz anderes Bild von der Welt da oben. Aber jetzt krieche ich wieder in meine Werkstatt unter deiner Wurzel. Dort werde ich diese Nacht viele Blätter und Gräser zerkleinern. Schließlich brauchen deine feinen und feinsten Wurzeln viel gutes Essen. So können die Äpfel wachsen und du hast ausreichend Nahrung für deine Äste, Zweige und Blätter.“

„Dafür wollte ich dir schon lange wieder einmal danke sagen. Du machst dort unten mit deinen Kollegen und Freunden einen guten Job. Meine Wurzeln, ganz besonders die Haarwurzeln und mein Stamm erzählen mir immer davon. 

Sie lieben deine gute Küche. Zusammen mit dem Wasser kommt immer gute Nahrung zu meiner Baumkrone. Meine Blätter sind ganz begeistert. Sie arbeiten den ganzen Tag um Sauerstoff zu erzeugen. Nebenbei versorgen sie mich mit Zucker, damit ich im Winter ausreichend versorgt bin. Ihr Regenwürmer seid halt doch die besten Köche in der Erde.“

„Danke für das Lob, Tausendarm. Aber ich habe noch viele, viele kleine und kleinste Helfer, die mich unterstützen. Die Springschwänze, die Asseln, die Milben, die Larven und die Millionen Bodenbakterien. Nur zusammen können wir das alles erledigen.“

„Ja, zusammen können wir viel erreichen“, ruft Frau Pinselohr.

„Dafür müssen wir uns ab und zu gegenseitig helfen“, ergänzt Herr Pinselohr.

Elisabeth setzt Mumm am Eingang zu seiner kleinen Werkstatt ab. „Hat mich gefreut, dir zu helfen, Mumm. Vielleicht wiederholen wird das wieder einmal.“

„Mit euch Freunden würde ich das schon noch mal machen“, antwortet Mumm und verschwindet er in seinem kleinen Schlupfloch unter der Wurzel von Tausendarm, um seine Arbeit für die Zubereitung der Nahrung der Nahrung für Bäume und Pflanzen fortzusetzen.

„Schlaf gut Mumm und später dann frohes Schaffen“, rufen Tausendarm, Elisabeth und Frau Pinselohr mit ihrem Mann.

„Also bis bald und euch einen schönen Tag“, antwortete Mumm, „Leider kann ich euch meine Höhle nicht zeigen, weil ihr zu groß seid. Aber ich bin heute ganz glücklich, weil mein Traum Wirklichkeit geworden ist. Nochmals vielen, vielen Dank.“

Schon kriecht er in seinem Gang und kurz darauf ist von Mumm nichts mehr zu sehen. 

Gute Nacht bis zur nächsten Geschichte. 

 

 

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