BIO - Nostalgie im Einmachglas der Realität? Eine Zeitreise

"Zwischen 

Sehnsucht und Wunsch 

ernährt sich die Realität 

vom Bedürfnis der Menschen."


Bildgestaltung: Oskar Springer


Bio, das Wunder des langen, gesunden Lebens leidet unter der Energiekrise.

Inflation und Energiekosten nagen kräftig an den Bio-Produkten. Es wird ein steiniger Weg.

Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich dem Überlebenskünstler Sarkasmus zu seinem Erfolg mit einem bescheidenen, aber aufrichtigem Klatschen gratulieren.

 

Das Segment BIO in unserer Ernährungslandschaft hat sich seinen bescheidenen, aber berechtigten Raum erobert. 

Nun muss aber unterschieden werden zwischen Ultra-BIO, BIO-Anhängern, BIO-Genießern und sogenannten BIO-Zufallskonsumenten.

Dazu kommen die "ist mir egal Konsumenten", welche ab und zu zum BIO-Produkt greifen, weil anderes gerade nicht vorhanden ist.

Ja, Bio hat viele Facetten. Ebenso viele Konsumenten mit sehr unterschiedlichen Einstellungen.

Ich gebe zu, ich frage nicht nach Bio, weil ich mich vom Moment des visuellen Eindrucks leiten lasse und dabei bereits das fertige Gericht vor mir sehe. 

Ich gehöre wohl zu den Bio-Zufallskonsumenten.

Eben darum geht es. 

Bio-Produkte haben es bisher noch nicht geschafft, den breiten Weg in die Konsumlandschaft zu ebnen. 

Genau das ist der Grund, warum viele Menschen in diesen Zeiten auf günstigere Alternativen ausweichen.

Dabei wird nicht gefragt, wie es den Produzenten und Händlern von Bio-Produkten in diesen Zeiten geht. 

Im Gegenteil, die Großhandeslketten haben dieses Segment mittlerweile in ihre Produktvielfalt integriert.

Der Mix aus Bio und Masse kann dabei ausgezeichnet gemischt und vermischt werden. 

Seien wir ehrlich, Bio hört sich gut an, beruhigt das Gewissen und, vorsichtig ausgedrückt, erhöht manchmal das Ansehen bei Gästen, wenn Essen aus Bio-Produkten auf den Tisch kommt.  

Nur, gibt es Bio, also reines Bio überhaupt noch?


Wie komme ich auf diesen Gedanken?

Mir war es vergönnt, als "Vollbiokind" auf einem kleinen Nebenerwerbs-Bauernhof aufzuwachsen,  aber auch die damit verbundenen Mühen intensiv kennen zu lernen.

 Allerdings möchte ich keine Minute davon missen.

So war es bereits früh meine Aufgabe, mich um die Hühner zu kümmern, im Winter den sogenannten Getreidebruch, mit den Eierschalen täglich zu mischen und den im Sommer freilaufenden Hühnern etwas Sand in den Trog zu schütten, um deren Calcium Haushalt zu erhalten. 

Der Getreidebruch war eine Mischung aus minderwertigen Körnern von Gerste, Weizen und Roggen, welche in einer kleinen Getreidemühle grob gemahlen (gebrochen) werden mussten.

Da sowohl meine Eltern als auch der Großvater täglich zur Arbeit gingen, lernte ich - freiwillig - bereits mit 8 Jahren das Stallausmisten und Einstreuen. 

Spielerisch brachte mir meine Großmutter das Melken per Hand bei.

Im Herbst wurde ein Wagen neben den Misthaufen gestellt und ich begann diesen nach meinen Hausaufgaben mit Mist zu beladen, der dann am Abend mit dem Traktor auf die Felder gezogen wurde.

Von der Ladefläche aus wurde der Mist mit der Gabel verbreitet und anschließend eigeackert.

Im November und Februar oder März wurde die Odelgrube geleert. Es musste dafür immer etwas Schnee auf den Wiesen liegen. Auf den Grund dafür komme ich später zu sprechen.

Meine eigene Einnahmequelle waren Hasenställe mit Freilaufgehege. 

Ca.20 Hasen waren täglich zu versorgen. Wenn diese schlachtreif waren, brachte sie mein Großvater zum Metzger - nachdem diese "ausgenommen" und das Fell abgezogen worden war.

Verflucht habe ich das Harken, auf bayerisch hagg'ln, von Kraut, Rüben und Kartoffeln ebenso, wie das Unkraut zupfen im Pfefferminzteefeld.

 Gnadenlos brannte manchmal die Sonne vom Himmel.

Im Winter waren die Küche und die Ställe warm. Zentralheizung gab es nicht. War es ganz kalt, wurden Wärmflaschen mit heißem Wasser aus dem Grand des Herdes gefüllt und ins Bett gelegt.

Holz wurde zum Kochen und zur Warmwasseraufbereitung im sogenannten Grand benutzt.

Gegessen wurde größtenteils was der Hof hervorbrachte: Kraut, selbst gehobelt und gesalzen aus dem Fass war als Sauerkraut immer vorhanden, Milch von den Kühen, leicht angewärmt, entwickelte sich nach dem Abseihen der Molke zu Frischkäse, welcher mit Salz und Pfeffer gewürzt lange haltbar war. Nach Gusto wurde individuell nachgewürzt.

Fleisch von den Schweinen wurde in einer provisorischen Räucherkammer in hervorragenden Speck verwandelt.

Ausgezeichnet schmeckte der Honig von den vier Bienenstöcken, welche angeschafft worden waren, um für die Bestäubung im Obstgarten zu sorgen. 

Sogar mein Spielzeug war BIO! Ein gebogener Haselnusszweig an dessen Enden eine Schnur die Spannung aufrecht hielt, war mein Pfeilogen.

 Aus Weidentrieben wurden die Pfeile geschnitzt. 

Blasrohre aus Pflanzen (ich sage bewusst nicht welche) und grüne Hollerkerne oder andere harte Beeren waren gefürchtete Munition.

Vom gekonnt-kontrollierten Umgang mit der selbst gebauten Steinschleuder ganz zu schweigen. Heute würde ich dafür vermutlich mit den Eltern bei der Polizei vorsprechen müssen.

Früh lernte ich Holz zu hacken. Vor allem die passende Stelle zu finden, die Schwachstelle des Holzklotzes, damit er leichter zu spalten war.

Geboren bin ich 1955. Bewusst mitbekommen habe ich das alles ab meinem 5. Lebensjahr bis 1965.

Und dann? 1965 zogen meine Eltern in einen Vorort Münchens. Wegen der Nähe zur Arbeit.

Für mich hieß es schlagartig in eine Welt einzutauchen, welche angeblich gebildet, vornehmener und feiner sei.


Plötzlich war ich ein "Nullbiokind".

In einem Diktat kam das Wort Abfälle vor. 

Ich schrieb"Äpfele", weil ich nicht wusste was Abfall ist.

Abfall gab es bei mir/uns bis vor unseren Umzug nicht: Trockenes Brot und Semmeln wurden zu Semmelbrösel gemahlen. Papier, in das Fleisch, Wurst und Brot verpackt worden waren, diente uns zum Feuer machen im Herd. 

In Zeitungen wurden die Hühnereier in 5erReihen gewickelt und für den Verkauf gelagert. Schalen von Gurken, Äpfeln, Zwiebeln, Orangen, Kartoffeln und Essensreste wurde den Schweinen gefüttert. Knochenreste wanderten in den Ofen.

 

Konsum war das neue Bio

In kurzer Zeit erkannte ich, Bildung und vornehmeres Leben besteht aus Konsum und Bequemlichkeit, Rosenrabatten, Kaffeetrinken, Kinobesuchen und Taschengeld für Autowaschen am Samstag. 

Kurz, eine Fassade vor der verzweifelten Suche nach dem Sinn in zentralbeheizten Häusern und Wohnungen.

Meine Erfahrung, mein Wissen, meine Sehnsucht nach Natur interessierte niemanden.

Lebensmittel und Spielzeug wurden gekauft. Woher alles kam, wer dafür gearbeitet hatte, wie es in die Läden kam interessierte niemanden. 

Die Mülltonnen waren randvoll. Die Vorhöfe öfter voll mit Sperrmüll.

Als wir zu einem Kindergeburtstag bei Nachbarskindern eine Möhre aus dem Beet ziehen durften, ich diese kurz mit der Hand abwischte und aß, erhielt meine Mutter einen Brief, in dem stand, sie solle mir doch erst Benehmen beibringen, bevor ich wieder zu ihren Kindern komme. 

Vermutlich hatte diese Frau einen Schock bekommen, weil jemand die Natur so nahm, wie sie war.

Ja, BIO war soweit weg, wie der Mond von der Erde, obwohl wir nur 20 Kilometer näher an der Stadt waren.

Wie schon erwähnt, ich bin 1955 geboren, fuhr von 1961 bis 1965 täglich bei Regen, Schnee, Eis oder Sonne 3 Kilometer mit dem Rad zur Schule, lernte ohne fremde Hilfe Schwimmen in einem 3 Meter tiefen Baggerweiher und, ich las mir in jeder freien Minute die Seele aus dem Leib. 

Das Wort Bio benutzten wir erstmals als Abkürzung für das Unterrichtsfach Biologie in der Schule in München, welches aus meiner Sicht an Theorie nicht zu übertreffen war. 

Vor allem, als eine Lehrerin uns Erdbeerreihen als Kartoffeltriebe "verkaufen" wollte.


Was bedeutet Bio denn im eigentlichen Sinn?

Genau, das was jedes Lebewesen möchte, Leben - hergeleitet vom griechischen Wortstamm BIOS.

 

Ist Bio ein Wunsch oder eine Sehnsucht? 

Oder gar ein Zustand?

Wie wird Bio(logisch) erzeugt? -- Schönes Wortspiel!

Was braucht man dazu?


Vier Fragen von essentieller Bedeutung. 

Leider wollen viele nur die Produkte haben bzw. verzehren, interessieren sich aber sehr oft nur wenig für die Hintergründe und deren Zusammenhänge.

Insbesondere dann, wenn von feinen Herrschaften beim Metzger gefragt wird, ob das Bio-Huhn besser vorher angebraten oder doch gleich gekocht werden darf, weil eine selbst gefertigte Hühnerbrühe sehr aufwendig sei. 

Dabei wird aber nicht gefragt, ob die ungeschälten Zwiebeln und Möhren, ebenso der Lauch und der Sellerie auch Bio sein sollten.

Ganz zu schweigen von den Markknochen und dem Ochsenschwanz, der ebenfalls in den Topf muss, damit die Hühnersuppe Geschmack und Kraft bekommt.

Ja, BIO wirft heute manchmal Fragen auf, von denen man glaubt, es gibt sie nicht.

 

Beginnen wir beim Düngen, der Nahrung der Pflanzen

Wie pflegten sich die alten Bauern in Bayern auszudrücken? Die Nahrung des Bodens kommt aus dem Darm und der Blase der Tiere. 

Gut, diese Weisheit habe ich hier in abgemildeter Ausdrucksweise, für alle verständlich, geschrieben.

In der Mundart gesprochen lautete der Spruch etwas derber: "Soacha und Scheiss'n, dem Bod'n vui Kraft verheiss'n.

Mehr Wahrheit, in wenigen Worten zusammengefasst, findet man selten!

Warum das so war und heute nicht mehr so sein kann, hat viele Ursachen und noch mehr Hintergründe.


Zuerst einmal zum Düngen, der Kraft für den Boden:

Wer kennt den Unterschied zwischen Mist, Odel und Gülle? 

Ganz im Ernst, in dieser Frage befindet sich der Kern für den beliebten aber leider auch oft belächelten Begriff BIO.

Heute höre ich immer nur, Odel stinkt furchtbar. Mist kenne ich gar nicht mehr, höchstens von Pferdeställen und Gülle ist umweltschädlich. 

Hier geht es schon los: Düngen ist die Grundvoraussetzung für Wachstum. 

Nur wie und mit was wird gedüngt?

Die ehemalige vollbiologische Düngung mit Mist und Odel wurde zu einem Großteil der industriell hergestellten Düngung geopfert.

Für jeden Bodentyp werden heute die passenden Düngermischungen angeboten.   

Das Ausbringen der Gülle ist eine Notmaßnahme, um der Fäkalienflut der Großställe Herr zu werden. Für diese Ausbringung werden immer mehr Vorschriften erlassen. Sogar der Güllehandel in Europa hat seine Blütezeit noch lange nicht hinter sich. 


Gehen wir Schritt für Schritt vor, um zu verstehen was Düngen heißt, wie es mal war und warum es heute anders ist.

Mist, was ist das?

Mist entsteht, wenn die ausgeschiedenen Feststoffe (der Kot) von Lebewesen, welche in Stallhaltungen bzw. auch in Freiluftställen unter Beimischung von Stroh oder Holzspänen auf bzw. in einem Haufen, landläufig Misthaufen genannt, über einen bestimmten Zeitraum, meist ein halbes bis zu einem  Jahr, gesammelt werden, um ausreichend Bakterien und Kleinlebewesen zu bilden, welche die Fäkalien mit all ihren Giftstoffen zersetzen.

 

Nebenbei, auf guten Misthaufen wurden der Kot von Pferden, Schweinen, Rindern und Geflügel gemeinsam gelagert, um vielseitige Nährstoffe für die Felder und Wiesen über den Gärungsprozess im Misthaufen zu sammeln.

Was geschah mit dem Mist?

Im Herbst, nach der Ernte, wurde wurde alter und älterer Mist auf Felder verteilt, auf denen Wintergetreide angebaut werden sollte, damit der jungen Saat von den Bodenbakterien ausreichend Nahrung im Boden zur Verfügung gestellt werden konnte.

Auch auf die Wiesen wurde Mist verteilt, damit dieser den Winter über langsam im Boden versinken konnte, um im Frühjahr den sogenannten "Mischwiesen" mit unterschiedlichsten Gräsern, Kräutern und Blumen, beim Reifen für Heu und Krummet Power zu schenken.

Die vorhandenen Bodenbakterien wurden so regelmäßig mit Nahrung versorgt, damit sie im Boden Stickstoff, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium produzieren konnten, welche wiederum Grundnahrungsmittei aller Pflanzen und Bäume sind.

Wer zwei Jahre gelagerten Mist ausfuhr, hatte fast schon Humus auf seinem Wagen. Die Bakterien zusammen mit den Klein- und Kleinstlebewesen hatten die Feststoffe (Kot und Stroh) bereits vollständig zersetzt.

Nebenbei, Mist stinkt nicht. Er hat höchstens einen erdigen Geruch. 


Odel, bzw. JAUCHE (Hochdeutsch)  

Was ist das? Warum gibt es diese nur noch sehr selten?

Wer heute im Internet nach dem Begriff Odel sucht, wird kaum fündig werden. 

Odel ist, besser ausgedrückt war der reine Urin der Tiere, welcher über eine sogenannte Urinablaufspalte im Stall in eine Odelgrube abfließen musste.

Das war ein speziell im Stall eingebaute Rinne mit einer sehr schmalen Abflussrinne, damit sich nur sehr wenig von den Feststoffen mit dem Urin vermischen konnten.

Es herrschte früher eine klare Trennung von Feststoffen (Kot) und Urin.

Die Flüssigkeit in der Odelgrube war leicht gelblich, klar und durchsichtig. Fast wie Wasser. Es waren nur minimal Feststoffe, also Kot enthalten. 

Das hatte einen Grund: Diese Trennung brachte den Vorteil der Bildung von Bodenbakterien im Misthaufen, da dieser nur leicht feucht und immer Warm war. Zudem wurden die Bodenbakterien über die Strohhalme mit ausreichend Sauerstoff versorgt.

Da Odel viele Stoffe enthält wie z. B. Ammonium oder Salzverbindungen hätten diese wegen ihrer chemischen Ingredienzien das Leben der Bakterien und Klein- bzw. Kleinstlebewesen im Mist gefährdet oder, gar nicht zur Entfaltung kommen lassen.

Odel bzw. Jauche wurde meist im Winter ausgebracht, vor allem dann, wenn Schnee lag. So konnten die Giftstoffe nicht sofort und zu schnell in den Boden gelangen. 

Zusätzlich wurden die Nitrat- und Ammoniumverbindungen durch die sich im Schnee befindenden Wassermoleküle extrem verdünnt und sickerten mit der Schneeschmelze langsam in den Boden, ohne die im Boden lebenden Bakterien zu gefährden.

Im Gegenteil, sie unterstützten durch ihr langsames Absinken in den Boden die Arbeit der Bodenbakterien wegen ihres Nahrungsgehalts und halfen so, die Wurzeln der Pflanzen zu stärken.

 

Leider wird heute der Begriff Odel mit Gülle verwechselt.

Während reiner Odel kaum Geruch verursachte, weht heute ein strenger Geruch über die Landschaft, wenn Gülle ausgebracht wird. 

Heute sprechen Unbedarfte dabei von Odel oder Jauche.

 Leider, denn mit der Sammlung von Gülle verschwand einer der wichtigsten Grundpfeiler der ökologischen Ernährungserzeugung - Die Trennung von Feststoffen und Flüssigstoffen aus den Ställen.

Es waren der Misthaufen und der Odel.


Kommen wir zur Gülle.

Gülle, ist die schlammige Mischung aus Fest- und Flüssigstoffen der Stallexkremente, welche einerseits, einen hohen Düngewert enthält, andererseits das Leben der Bodenbakterien immer mehr in Bedrängnis bringt und Probleme im Grundwasser, ebenso in fließenden oder stehenden Oberflächengewässern verursachen kann.

Der hohe Stickstoffgehalt ist exzellente Nahrung für Blaualgen, welche über ihre Aktivitäten wiederum den Sauerstoffgehalt in Gewässern sinken lassen.


Gülle ist eine dickflüssige, stinkende  Suppe, deren Inhalt aus Urin und Feststoffen besteht. 

Ein sogenannter Fäkalien(nahrungs)cocktail für die Felder und Wiesen. 

Leider werden mit der Scheiße, den Feststoffen, und mit Pisse, dem Urin, zu viele Stoffe auf einmal in den Boden eingebracht, welche das Leben im Boden, im Humus, bis hin zum Trinkwasser gefährden. Zusätzlich werden mit dem Urin aus den Feststoffen giftige Stoffe ausgewaschen, welche auf dem Misthaufen verrottet wären.


Nur zum Verständnis: Ein Quadratmeter Erde mit einer Tiefe von 30 cm enthält rund, sie lesen richtig!, 1,6 Billionen! Lebewesen, welche rund um die Uhr Nahrung für Pflanzen produzieren. 

Dieser Boden ist durchzogen von Luft und Wasser, den Quellelementen allen Lebens.

Wird auf diesen Boden schlagartig 3 bis 5 cm Gülle geschüttet, ist das ungefähr so, als würde ein Tsunami mit hohen Wellen über uns hinweg fegen.

Der in der Gülle enthaltene Stickstoff verbindet sich in und über der Erde mit Wasserstoff zu Ammoniak, welcher Atemwege angreifen kann. Je nach Intensität. 

Zwar besitzen die wenigsten Kleinstlebewesen Lungen. Dennoch benötigen sie Luft zum Leben. Welche sie vermutlich über ihre Haut und über die Nahrung aufnehmen.

Dazu kommt das Leiden der Regenwürmer, den Nahrungslieferanten für Bodenbakterien.

Leider wissen die Wenigsten, den wirtschaftlichen Wert der Regenwürmer zu schätzen. 

Mit der Ausbringung von Gülle werden jährlich Milliarden von Regenwürmern vernichtet, welche für die Durchlüftung der Bodendecke sorgen und die Nahrung für die Bodenbakterien bereiten. 

Die Arbeit der Regenwürmer weltweit betrachtet, ist von unschätzbarem Wert.  


Warum Gülle statt Odel und Mist?

Die Veränderung der Stallhaltung einhergehend mit der Erleichterung der Arbeit auf den Bauernhöfen brachte diese giftige Suppe hervor.

Es geht wie immer um die Effizienz und den Einsatz von Maschinen und Man-Power.

Ställe ohne Stroh in denen die Tiere nur noch auf Gittern stehen, durch die Pisse und Scheiße ablaufen und in riesigen Güllegruben gesammelt werden.


Angeblich wurde vieles besser:

1. Es muss nicht mehr täglich ausgemistet werden.

2. Es muss kein Stroh mehr eingebracht werden.

3. Mist und Odel müssen nicht separat ausgebracht werden.

4. Es waren und sind keine Miststreuer und Odelfässer erforderlich.

5. Der angeblich störendere Geruch der Misthaufen verschwand aus den Dörfern.

6. Der Glaube an den Wunderdünger Gülle als Allzweckhilfe wurde gepredigt wie das Evangelium. Entsprechend wuchs die Schar der Jünger.

Wer noch Zweifel hatte, dem wurde per Verordnung mitgeteilt, mit welchem Aufwand sein Misthaufen nun gelagert werden muss.

Wie immer im Leben zeigen sich die Auswirkungen von  Entscheidungen, seien sie nun politischer oder wirtschaftlicher oder auch finanzieller Art, sehr oft erst viele Jahre später. 

Die Natur spielt solange mit, solange sie in der Lage ist, die Belastungen zu tragen.

 

Wenden wir uns nun den Voraussetzungen für BIO zu.

Es müssen gesetzliche Voraussetzungen erfüllt werden, um Waren als Bio-Ware anbieten zu dürfen. 

Auch hier steht die Düngung im Fokus. Wie wird nun im bilogischen Landbau gedüngt? 

Das ist die eine Frage. 

Die andere, was ist zur Düngung erlaubt?


Und gerade hier scheiden sich die Geister. Ebenso die Meinungen der Gelehrten

Einerseits soll mehr Bio erzeugt werden, andererseits sollen Ertrag und Bodennutzung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Jede Bewirtschaftung des Bodens entzieht diesem Nährstoffe. Um dies auszugleichen können Nährstoffzufuhren als Vorrat auch für den okologischen Landbau zugelassen werden. Hierfür sind organische, aber auch mineralische Düngemittel zugelassen.

Es geht dabei um den Stoffkreislauf

In der früheren Landwirtschaft nannte man dies die Fruchtfolge

Im einen Jahr wurden Früchte bzw. Nahrung geerntet, welche über dem Boden wuchsen, z. B. Getreide, Gemüse, Kraut, Hülsenfrüchte usw..

Im anderen Jahr wurden Früchte und und Nahrung geerntet welche unter dem Boden wuchsen: Kartoffeln, Rüben usw..

Um dem Boden Zeit zur Regeneration zu verschaffen, wurden Felder für eine gewisse Zeit in Wiesen umgewandelt und Wiesen zum Ausgleich "umgbebrochen", um auf bzw. aus dem nun gut erholten Boden wieder Frucht- und Getreideernte zu erzielen. 

 

Und heute? Der teure bilogische Dünger! 

Die wenigsten Bio-Landwirte haben noch eine Multitierhaltung mit Schweinen, Kühen, Pferden, Rindern, Hühnern, Gänsen oder Enten. Also haben sie auch keinen Mist oder Odel als biologischen Dünger.

Woher sollen diese Landwirte den biologischen Dünger haben, wenn sie diesen nicht teuer kaufen?

Ebenso können es sich diese Landwirte nicht leisen, für mehrere Jahre ein Feld in eine Wiese um zu wandeln. 

Ihnen würden erheblich Einnahmeneinbußen drohen.

 

Der Südkurier hat in dem Artikel "5 Irrtümer über die Biolandwirtschaft" den so hoch gelobten Nachhaltigkeitsmythos der Biolandwirtschaft etwas genauer unter die Lupe genommen. 

Knapp 21.000 Tonnen Pflanzenschutzmittel werden von den Biolandwirten für ihren Ertrag verwendet. Gut, genau kontrolliert und vorgegeben, aber eben doch im Einsatz.

Biobauern dürfen nicht düngen? 

Bestimmte mineralische Dünger sind erlaubt und müssen zur Bodenversorgung eingesetzt werden. Allerdings ebenfalls nach festen Regeln.

Biolandwirtschaft ist gut für's Klima? Grundsätzlich JA! 

Allerdings würde mit reiner Biolandwirtschaft der weltweite Ernteertrag erheblich sinken

Die Folgen wären, es müsste mehr Land für Bioanbau gewonnen werden. Dies wiederum hätte Auswirkungen auf gesamte Infrastruktur der Wälder bzw. Wiesen weltweit. 

Allein die Bevölkerung Deutschlands könnte von reiner Biolandwirtschaft nicht ernährt werden. Die Folge wären, wie gehabt, lange Lieferwege.

Alles Weitere über Biofleisch und ob Bio besser schmeckt ist ebenfalls in diesem Artikel behandelt. 

 

Also, alles Bio oder doch von allem Etwas?    

Gut, ich möchte niemandem zumuten, Stall auszumisten, Rüben zu hacken, Tee zu grasen oder den eigenen Hasen das Fell abzuziehen. 

Dazu sind wir alle, immer schon oder mittlerweile,zu weit von der Basis des Landlebens entfernt. 

Allerdings geht es mit Vernunft und Kontrolle über den eigenen Verbrauch gut, die Balance zu halten. 

Muß es immer Essen aus den entferntesten Ecken der Welt sein, müssen Weine immer aus Australien, Südafrika oder Amerika eingeführt werden?

 

Wer sich mit Italienern unterhält, wird erstaunt sein, wie nah an der Natur sich diese Nation ernährt, trinkt und lebt. 

Wenn es bei uns um ein Fest geht, wird ewig diskutiert, was getrunken werden soll. In Italien wird diskutiert, was gegessen werden soll. 

Italiener vermeiden exzessiven Alkoholgenuss, allerdings genießen sie ihr Glas Wein wesentlich bewusster als wir. 

Ihre Gerichte kommen meist frisch vom Feld oder aus dem Meer. Getränke aus den regionalen Weinkellern und das Wasser wird als Luxusgut gehütet und genossen.

Wir könnten viel von unseren Nachbarn lernen, sofern wir bereit wären ein klein Wenig auf unseren - nicht immer sinnvollen - Lebensstandard zu verzichten. 

Vermutlich würde uns dabei gar nichts fehlen. Außer die oft auf Golfplätzen nach dem Winter manchmal geführte Diskussion, wo es denn die besten Straußen- oder Kudufilets zu kaufen gibt.

Wie antwortete ein Freund von mir? "Ich weiß, wo es die besten Weißwürste in München gibt, aber das verrate ich nicht, sonst müsste ich dort über Speisen reden, die ich gar nicht will."

 

Am Ende: Essen wir regional und etwas reduziert, genießen wir das Essen in unseren Urlaubsgebieten, verlangen wir aber nicht, dass uns beides überall serviert werden möge. 

In diesem Sinne ein Hoch auf alle, welche sich abwechslungsreich, aber gerne auch mit Produkten aus der Region ernähren. 















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