Sehnsucht, Gier und wir



 

 

Sehnsucht - Trittbrettfahrer der Evolution?

 Woher kommt die Sehnsucht? 

Was macht sie mit uns?


 

 

Heute hatte ich vor, Fotos zu veröffentlichen. Dabei sollte eine Bildunterschrift lauten: Sehnsucht nach Meer und Mehr.

Ich verwarf meine Idee, mit Bildern Assoziationen wecken zu wollen, sondern widmete mich dem Begriff Sehnsucht. 

Ein Wort, welches in verklärter Form das Sehnen nach Liebe, Zuneigung und Nähe verkörpert. Ein sich verzehren nach einem Menschen, einer Heimat oder eines anderen Wertes von hohem materiellen oder immateriellen Wert.

Wie viele Sehnsüchte leben in uns? Oder anders gefragt, werden Emotionen, Assoziationen und Phantasie durch Sehnsucht in uns geweckt?

Schrauben wir deshalb unsere Erwartungen an uns und unsere Mitmenschen zu hoch?

 

Welche Sehnsüchte befeuern unser Leben?

Ist Sehnsucht das Feuer des Brennmaterials Gier?

Materielle, immaterielle und emotionale Sehnsüchte treiben uns vermutlich an. Ist Sehnsucht der Dünger für das Gedeihen von Emotionen, Assoziationen und Phantasien?

Ich versuche einige Begriffe zu sammeln, nach denen Menschen sich sehnen oder nach denen sie sich einmal gesehnt haben: Liebe, Zuneigung, Anerkennung, Frieden, Besitz, Macht, Geld, Reichtum, Freiheit, Leben, nach einem undefinierten Mehr, nach Zufriedenheit, Gesundheit, Glück, Erfolg, Eigentum, Reisen, Ferne, Nähe, Natur, Wandel, Veränderung und Sehnsucht nach Normalität. 

Sehnsucht nach Kinder, Familie und Partner. 

Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit. 

Sehnsucht nach mehr Zeit und Verständnis. 

Und am Ende, nicht zu vergessen, Sehnsucht nach Sex, Erotik und Ungebundenheit.

Es gibt sie aber auch, die anderen Sehnsüchte: die Sehnsucht nach Tod, Vergeltung, Vernichtung und Zerstörung und die Gier.


Ist Gier ein Segment der Sehnsucht? Kann mit Gier eine Sehnsucht gestillt oder befriedigt werden? 


Auf alle Fälle ist Gier ein heftiges, manchmal ungezügeltes Verlangen. Wenn Gier heftiges Verlangen ist, dürfte es sich vermutlich um die gesteigerte Sehnsucht nach materiellen Gütern und Besitznahme von materiellen und immateriellen Werten handeln. 

Gier schreckt auch vor der Besitznahme von Menschen nicht zurück - siehe Sklaverei und Ausbeutung.     

Diese Aufzählungen sind sicher nicht vollständig. Noch dazu, so hat die Wissenschaft festgestellt, gibt einen ganz neuen Zweig der Sehnsucht: die Sehnsucht nach der Sehnsucht.

Die undefinierbare Suche nach einem Gefühl.

   

Woher kommt dieses Gefühl?

War es in den Menschen schon immer präsent, wurde es mit der Zeit und den Erfahrungen erworben oder, und das wäre das Interessante, hat sich die Sehnsucht mit der Evolution vom Primaten zum Menschen über die Instinkte in die Emotionen eingeschlichen?

Ist Sehnsucht eine schleichende Mutation der Instinkte, welche uns immer mehr verloren gehen?

Hat Sehnsucht vielleicht mit der Zeit in einem bestimmten Maß die Kontrolle über das Denken und Handeln von Menschen übernommen? 

Mit Sicherheit kann das von der Gier behauptet werden. Der Spruch "Gier frisst Hirn", hat sich über Jahrhunderte immer wieder bewahrheitet.

Sind Gier und Sehnsucht Freunde oder Feinde?

Haben Menschen, welche mit Gier viel erreicht haben, Sehnsüchte oder treibt sie ihre Gier immer weiter, ohne Raum für Sehnsucht zu lassen?

 

 

Unsere Vorfahren

Machen wir einen Ausflug in die Vergangenheit, um uns ein Bild von unseren ersten Vorfahren und deren Entwicklung zu machen.  

Zwischen 2015 und 2019 wurden in einem Bachlauf der Tongrube „Hammerschmiede“ im Allgäu sensationelle Funde gemacht. Es wurden Skelettteile einer Primatenart gefunden, welche bereits vor knapp 12 Millionen Jahren aufrecht hatte gehen können.

 „Danuvius guggenmosi“, so die Forscher um Madelaine Böhme von der Universität Tübingen, „habe sich sowohl aufrecht gehend als auch kletternd fortbewegt. Danuvius war ein Menschenaffe.“

Bei aller Euphorie darf nicht vergessen werden, dass vor 10 Millionen Jahren unsere Kontinente noch nicht vollständig getrennt waren. Obwohl sich ihre Formen bereits gebildet hatten. Damals und auch heute schwimmen sie noch immer auf flüssigem Magma und bewegen sich.

Warum sollten nicht auch im Gebiet des heutigen Allgäu Primaten gelebt haben, welche sich ebenfalls ihrer Umgebung und den Lebensverhältnissen anpassen mussten?

Ob diese Primaten bereits Sehnsucht nach einem besseren Leben verspürten, dürfte zu bezweifeln sein. Sie waren noch von ihren Instinkten abhängig und konnten sich auf diese verlassen.    

Bisherige Nachweise für einen aufrechten Gang waren sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia.

Verschiedenste Naturereignisse haben dazu beigetragen, dass unsere Vorgänger, die Menschenaffen, beginnen mussten, sich aufrecht zu bewegen. Vermutlich waren sie gezwungen, ihre Fortbewegungsart den Zu- und Umständen ihrer Umgebung anpassen, um zu überleben.

Der Vormensch oder auch Urmensch wurde Australopithecus getauft. 

Der Fundort dieser Menschen lag in Afrika, in Äthiopien. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen waren diese Menschen in der Lage, Hilfsmittel, welche ihnen die Natur zu Verfügung gestellt hat, als Werkzeuge zu nutzen. 

Sie lebten 4,2 bis 2 Millionen Jahre vor unserer Zeit.

 

Sehnsucht oder Instinkt?

Ob es nun vor drei oder zwei vielleicht auch vor einer Millionen Jahren war, als ein Mann und eine Frau, vielleicht auch eine Gruppe von Menschen ihren Stammesmitgliedern mitgeteilt haben, „wir machen uns auf den Weg und suchen uns eine neue Heimat“, lassen wir dahingestellt.

Vielleicht waren es auch Adam und Eva, welche ihr Paradies im Osten Afrikas verlassen haben oder sogar verlassen mussten. Hunger, Naturkatastrophen oder feindliche Lebewesen könnten die Ursache gewesen sein. 

Wenn dem so war, dann hat sich zumindest eine Geschichte bis in unsere Zeit erhalten. Vermutlich wurde sie mit der Phantasie der Sehnsucht geschmückt.  

Was der Grund für ihren Entschluss war, ihr Paradies oder auch nur ihre Gruppe zu verlassen, wir werden es nie erfahren. Wir können nur vermuten.

Waren es Streit, Eifersucht oder Hierarchiegerangel, oder die bereits genannten natürlichen Ursachen?

Sollte es Eifersucht gewesen sein, dann wären wir bei der Sehnsucht nach Liebe. Nach einem Gefühl das sich im Laufe eines Lebens öfter wandelt, um dem Glück aber auch der Schwermut die Hand zu reichen.  

Vielleicht war es auch der Mangel an Nahrung, welcher diese Menschen dazu antrieb sich neue Gebiete für ihr Leben zu suchen. Vermutlich dominierte hier noch der Instinkt des Überlebens, gepaart mit den ersten Erfahrungen, mit Hilfsmitteln besser durch  das Leben kommen zu können.

Ob es bereits Sehnsucht nach Freiheit und Ungebundenheit war, welche die ersten Menschen antrieb, ist schwer zu beantworten. Die Gier dürft in diesen Zeiten noch keine größere Rolle gespielt haben. Noch waren diese, den Menschen bereits etwas ähnlichere Lebewesen, von ihren Urinstinkten geleitet. 

Es zählte der Moment, der Tag, das Essen, die Wachsamkeit und die Gruppe, welche relative Sicherheit bot.

 

Dabei stellt sich jedoch eine weitere Frage:

Wann begann die Sehnsucht aktiv zu werden?

Vermutlich begann zu dieser Zeit die Sehnsucht ihre ersten, zarten Fühler auszufahren, um dem Verhalten seinen Stempel aufzudrücken.

Warum sich immer wieder der Gefahr der Jagd aussetzen, wenn man doch mit List, also mit einer Falle ebenfalls eine Beute fangen konnte. 

Wurde das Gefühl geweckt, mehr erreichen zu können? Besser leben zu können, unabhängig entscheiden zu können?

Oder war es später, nachdem eine neue Heimat gefunden war, aber die Erinnerung nach der früheren Gemeinschaft die Sehnsucht weckte? Sicher war bei einigen der Wunsch vorhanden, zu den Verwandten und Bekannten zurückzukehren.  

Da eine Rückkehr alleine nicht möglich war und zusammen mit Anderen eine Spaltung der neuen Gemeinschaft bedeutet hätte, blieb die Erinnerung, welche ebenfalls Sehnsüchte weckte.

Das Leben ging weiter. Die Urmenschen lernten immer wieder dazu. Sie wollten mehr: besser leben, weniger Gefahren ausgesetzt sein, die tägliche Nahrung möglichst gefahrlos erbeuten und, ihre Familien in Sicherheit wissen.        

Der Homo habilis (geschickter Mensch) lebte vor 2,1 bis 1,5 Millionen Jahren in Ost- und Südafrika. Funde in den dortigen Gegenden belegen dies.

Dieser ‚geschickte Mensch‘ war bereits in der Lage primitive Werkzeuge herzustellen, um sie bei der Nahrungssuche zu benutzen. Er ernährte sich von Fleisch und Früchten. Ob er bereits jagte oder nur die Reste anderer Fleischfresser zu sich nahm und hierfür die Werkzeuge benötigte ist noch ungeklärt.

Vor 1,8 bis 1,3 Millionen Jahren soll der Homo erectus (aufrechter Mensch), auch als Frühmensch bezeichnet, gelebt haben, welcher als Jäger und Sammler unterwegs war.

Diese Menschen waren bereits in der Lage Werkzeuge zu fertigen, Feuer zum Kochen und Wärmen zu nutzen und seinen Wohnbereich mit Steinen und Zäunen vor Feinden oder Raubtieren abzugrenzen.

Die Sehnsucht nach Sicherheit, Nahrung und Wohnen war zum großen Teil erfüllt worden. Der Wunsch, sich mit Feuer, Werkzeugen und einer trockener Höhle eine angenehmeres Leben zu gestalten, war real geworden.

Damals war Sehnsucht mit erfüllbaren Wünschen verbunden.   

Fällt Ihnen etwas auf: es waren nicht mehr nur die Instinkte, welche das Leben steuerten, es war das Denken, verbunden mit Wünschen und Sehnsüchten.

Noch immer dürfte die Gier keine Rolle gespielt haben. Essen auf Vorrat für eine Woche oder mehr zu lagern, war aus verschiedensten Gründen nicht möglich. Selbst wenn Essen gekocht bzw. gegart wurde, konnte es nicht wochenlang aufbewahrt werden. 

 

 Sehnsucht - die Suche nach Neuem verdrängt Bestehendes

Verschiedene Naturereignisse führten zur Spaltung der menschlichen Evolution. Der Homo sapiens und der Neandertaler erscheinen auf der Bildfläche.

Hauptursache dürfte die eine lang anhaltende Eiszeit gewesen sein, welche immer wieder von Wärmeperioden für  10.000 bis 15.000 Jahren unterbrochen worden ist. Diese Zeit begann vor etwa 2,6 Millionen Jahre und endete vor ungefähr 11.000 Jahren.

Der Neandertaler, welcher als Jäger lebte und, um vor Kälte geschützt zu sein, in Höhlen hauste, lebte im heutigen Europa und Asien. Sein Zeitabschnitt war vor 130.000 bis 30.000 Jahren.

Neben Werkzeugen und Jagdwaffen war er in der Lage Kleidung aus Tierhäuten und Schmuck aus Tierzähnen zu fertigen. Zu seinen Beutetieren gehörten Mammuts, Wollnashörner, Rentiere, Hirsche, Wildpferde und Höhlenbären.

Sein Hirn war bereits dreimal größer als das der Menschenaffen. Warum die Linie der Neandertaler ausgestorben ist, darüber werden bis heute Vermutungen angestellt.  

Vermutlich viel früher als der Neandertaler, hat der Homo sapiens, ebenfalls Nachfahre des Homo erectus, sein Zeitalter zu prägen begonnen. Vermutlich aber zuerst in Afrika und im östlichen Mittelmeergebiet.

Es wird vermutet, er ist vor ungefähr 40.000 bis 50.000 Jahren über Nordafrika nach Europa eingewandert und hat den Neandertaler verdrängt. Andere Funde bezeugen, Homo sapiens und Neandertaler lebten einige Zeit in gleichen Gebieten. Zum Beispiel Irak und Spanien.

Während der Neandertaler in seinem Gebiet ausreichend mit Nahrung versorgt war, seine Lebensgewohnheiten der Umgebung und Natur angepasst hatte, vermutlich ein zufriedenes, den Umständen entsprechend gutes Leben führte, war der Homo sapiens auf der Suche nach einem Leben welches ihn erst noch zufrieden stellen sollte.

Der Neandertaler dürfte bereits gelernt haben, Essen kann gefroren über Wochen und vielleicht Monate aufbewahrt werden. Er war nicht gezwungen, sich jeden Tag auf die Jagd begeben zu müssen. Er konnte sich die Zeit bereits einteilen.

Die Neandertaler hatten auch nicht den Drang weiter zu ziehen. Warum hätten sie es machen sollen. Essen, Trinken, Wohnen, Beschäftigung neben dem Jagen und ein wohl friedliches Miteinander bescherten ihnen ein angenehmes Leben, welches keinen Platz für Gier und Habsucht hatte. 

Vielleicht war der Neandertaler deshalb kein Getriebener seiner Sehnsüchte. Er war der Mensch des Hier und Jetzt, welcher mit seiner Situation im Reinen war,  was seine Zufriedenheit stärkte. 

Vermutlich hatte die Gier nach Mehr keinen Platz in seinem Denken, denn er wusste, er kann sich versorgen, er kann Vorräte anlegen - zumindest in den ganz kalten Jahreszeiten - und er wusste, bei passender Gelegenheit, wenn alle gut ausgeruht sind, wird gejagt. Gejagt wird, wenn sich die Beutetiere in seiner Nähe bewegten. 

Der Neandertaler war sozusagen der erste Sesshafte, welcher sich in seiner Umgebung "zu Hause" fühlte.

Er beschäftigte sich bereits mit der Gestaltung seiner Wohnung und seiner Kleidung. Er war zweckmäßig gekleidet, so wie es die Natur von ihm während der unterschiedlichen Jahreszeiten verlangte. Das alles reichte ihm zum Leben.

In seiner "Freizeit" begann er sich der Gestaltung von Schmuck und vermutlich auch der Körperpflege zu widmen.

Könnte es sein, dass Neandertaler weniger Sehnsüchte und Wünsche hatten?  Waren sie deshalb die Unterlegenen bzw. vermieden es, sich auf kriegerische Auseinandersetzungen einzulassen? 

Zumindest hat uns der Neandertaler ein bis vier Prozent seiner DNA vererbt. 

Vielleicht begann sich mit dem Aussterben des Neandertalers die Vielfalt der Sehnsüchte zu entfalten.

    

Sehnsucht, welche noch heute unser Streben lenkt?

Wer weiß, vielleicht wiederholte sich diese Geschichte wieder, als Amerika entdeckt wurde und die Eingeborenen von den  Europäern, welche wohl die Nachfahren der Homo sapiens waren, ebenfalls verdrängt worden sind. Die Indianer bzw. Eingeborenen lebten im Einklang mit der Natur.

Sie hatten nicht den Drang zu erobern und zu verdrängen.


Andererseits führten sie bereits Krieg untereinander.

Opferten Menschen in rituellen Abläufen und versuchten in den oberen Kreisen gott- bzw. götterähnlich zu leben.

Sie hatten den Wunsch ihre Götter bzw. Gottheiten zufrieden zu stellen, um als herrschendes Volk zu existieren.


Die Sehnsucht nach einer höheren, freieren Art zu leben war das Ziel und der Wunsch dieser Bevölkerung. 


Waren sich der Neandertaler und die Eingeborenen in Nord- und Südamerika  ähnlich? Hatten sie es geschafft, ihre Sehnsüchte mit den Wünschen in Einklang zu bringen?

Waren sie die Neandertaler Amerikas, welche die Natur als Geschenk betrachteten? Sie wollten dieses Geschenk erhalten, um es an ihre Nachfahren weiter zu geben.

Der Grund für die Verdrängung Einheimischer durch die Europäer war vielleicht die bereits über Jahrtausende ausgeprägte Sehnsucht nach Mehr, welche in der Genetik des Homo sapiens ihre Heimat gefunden hatte.

Die Gier hatte sich ihre Autobahn durch die Landschaft der Sehnsucht gebaut.  

Die Gier nach Land, Gold, Nahrungsmitteln verbunden mit der Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit, mit dem Wunsch sein eigenes Reich zu schaffen, um dem ‚Ich‘ mit all seinen Egoismen Bestätigung zu verleihen, dürfte der Motor des Verhaltens der Nachfahren der Ur-Homo-sapiens gewesen sein.  

Angesichts dieser Ereignisse stellt sich die Frage, ob mit der Einwanderung des Homo sapiens aus Afrika nach Europa die Sehnsucht für Eroberung und Besitznahme erstmals die Steuerung über einen Teil des menschlichen Verhaltens übernommen hatte.

Wir können es nur vermuten, da wir keine Belege über die Wege der  Wanderungen des Homo-sapiens nach Nordafrika bzw. Europa und ins östliche Mittelmeergebiet gefunden haben.

Vermutlich war es die Sehnsucht der Homo-Sapiens, dem Hunger, den Dürren, Gefahren und Naturkatastrophen zu entkommen.

Nachdem dies mit dem Sprung über Nordafrika nach Europa geschafft war, begann vermutlich die Gier sich ihren Weg zu bahnen. Die Gruppe musste nicht mehr sehr groß sein, um zu überleben, da die Gefahren geringer waren. Kleingruppen begannen wohl, "ihr Gebiet" zu besiedeln. 

Mit der Population und der Suche nach Wasser und Essen entstanden vermutlich die ersten Streitigkeiten und Feindschaften. 

"Wenn wir dieses Gebiet erobern, können wir viel angenehmer leben, weil der Weg zum Wasser nicht so weit ist", könnten die ersten Gedanken der Gier gewesen sein.  

Bis vor 5500 Jahren könnten nur kleinere Scharmützel einigen Menschen das Leben gekostet haben. Vor 5500 Jahren wurde durch den ersten bekannten Krieg der Menschheitsgeschichte die große Handels- und vermutlich erste Industriestadt Hamoukar vollständig ausgelöscht.

Seit 1999 wird im äußersten Nordosten Syriens nahe der Grenze zum Irak gegraben, um die Ausmaße des ersten organisierten Krieges der Menschheitsgeschichte zu erkunden.

Hamoukar dürfte eines der ersten (vielleicht sogar das erste) Handels- und Industriezentren der Welt gewesen sein. Obsidian, vulkanisches Glas war der Grund für die Entstehung dieser Stadt. Die Verwendung von Obsidian begann bereits vor 6500 Jahren. Es wurde zur Herstellung von Waffen und Werkzeugen benötigt, bevor Metalle die Rolle dieses Rohstoffes einnahmen.

Ausgrabungen beweisen, dort wurde vermutlich auch der erste industrielle Wandel vollzogen: es wurde neben Obsidian bereits Kupfer zur Herstellung von Gefäßen und anderen Geräten verarbeitet.

Die Sehnsucht nach sicherem Einkommen, einer geschützten Umgebung innerhalb der Stadtmauern, verbunden mit dem Streben nach Reichtum, Geltung  und Anerkennung, lockte die Bewohner der umliegenden Dörfer und Städte nach Hamoukar.

Die Landwirtschaft, das sogenannte einfache Leben wurde der Sehnsucht nach einem besseren, angenehmeren uns sichereren Leben geopfert.

Durch den Fall von Hamoukar konnte das südlicher gelegene Zweistromland Mesopotamien zum Königreich Babylonien aufsteigen.   Interessant: fast zur selben Zeit wurde die Schrift in Mesopotamien erfunden.

Kultur, Wirtschaft, Industrie und das Kriegshandwerk begannen sich für verschiedene Sehnsüchte die Hand zu reichen.

Die Zeiten wurden für die Menschen allgemein unsicherer.

Der Gier war das Tor geöffnet: Mehr Industrie bedeutete mehr Reichtum. Mehr Menschen, die für einen Herrscher arbeiteten, bedeuteten mehr Möglichkeiten andere Herrscher zu bezwingen, um sich deren Reichtum anzueignen. 

 

Sehnsucht nach einem sicheren und ewigen Leben

Die Sehnsucht der Menschen nach Sicherheit, Geborgenheit, Familie und Gemeinschaft blieb bestehen. Ergänzt wurde sie nun um weitere Zweige: Sehnsucht nach Anerkennung, nach einem angenehmen, möglichst sorgenfreien Leben, Reichtum und Glück.

Die Population der Menschen und deren Wanderungen, führten zu immer mehr Begegnungen mit Fremdem.

Fremde Verhaltensweisen, unbekannte Sprachen, fremde Kulturen und der beginnende Einfluss religiöser Riten, verbunden mit Drohungen und Gewalt.

Die Sehnsucht und der Wunsch dieses ‚Fremde‘ auszuschließen und das eigene Gebiet zu verteidigen wurde zum zentralen Verhalten der Volksgruppen.

Es entstand die Sehnsucht, Gewohntes zu bewahren.

Fremdes war gefährlich.

Vor Fremdem musste man sich hüten.

Fremdes muss bekämpft werden. 

Dies wussten Anführer, Gelehrte und religiöse Gruppierungen zu nutzen.

Die Sehnsucht, angstfrei, sicher und versorgt leben zu dürfen, mündete in der Herrschaft über Land und Volk.

Verbunden mit den religiösen Gelehrten gelang es, die Menschen für eigene, sehr intensive Sehnsüchte und Interessen zu vereinnahmen.

Für die Sehnsucht nach Macht, Kontrolle, Reichtum und religiösen Interessen.

Die Gier hatte sich ihren Weg gebannt. 

 

Sehnsucht, der Samen für Manipulation?

Das unglaubliche war passiert: Ängste wurden geschürt, um damit unterschiedlichsten Sehnsüchte das Feld zu bestellen.

Wer mit und für seinen Herrn in den Krieg zog, konnte, sofern er überlebte, Reichtum und Anerkennung für seine Familie ernten.

Wer dazu noch für seinen Glauben und für seinen Herrn in den Krieg zog, dem wurde das ewige Leben im Himmel oder im Nirwana oder wo auch sonst versprochen.

Mit dem Tod im Kampf konnte die Sehnsucht nach einem sorgenfreien Leben im Jenseits wahr werden.

Herrscher hatten ebenfalls Sehnsucht nach dem ewigen Leben: mit einem Obolus aus der Beute konnten sie sich von den Sünden freikaufen, um später sicher neben Gott thronen zu dürfen.

Die Sehnsucht, Reichtum und Macht mit dem Tod von Untergebenen und Sklaven erreichen zu können, ohne Gefahr zu laufen, dafür in der Hölle büßen zu müssen, war real geworden.

Mit der Sehnsucht konnte die Gier, versteckt wie ein Virus in seinem Wirt, in die Köpfe der Menschen Einzug halten.

   

Spalten Sehnsucht und Gier unsere Gesellschaften?

Über Jahrhunderte wurde mit Sehnsüchten gespielt, wurde Sehnsucht benutzt, um Menschen für die Zwecke der Gier zu steuern.

Aus Menschen wurden Sehnsüchtige. Bis heute wird versucht mit dem Sehnen die Sucht  zu erhöhen.

War es ursprünglich die Angst vor Krankheiten, Hunger, Not und Katastrophen, wandelte sich die Sucht nach Geltung und Reichtum, um in unserer Zeit endlich ihr Ziel zu erreichen: mit Sehnsucht nach unerreichbaren Werten das Denken der Menschen zu vereinnahmen, wenn nicht sogar zu lähmen.

Die einen treibt die Gier, alles erreichen zu wollen, um im Leben auf der Erde bereits den eigenen Himmel zu schaffen, die andern treibt die Sehnsucht, für einige Zeit in Frieden und Freiheit leben zu können, ohne täglich Hunger, Not und Gewalt ausgesetzt zu sein. 

Sehnsucht, dieses undefinierbare und doch täglich vorhandene Gefühl des Wünschens und Begehrens lebt, solange wir Menschen in der Lage sind Wünsche gezielt und bewusst zu äußern.

Wenn wir in der Lage sind, dieses Gefühl zu steuern und nicht der Illusion unserer Träume unterliegen, bleibt Sehnsucht das was es ursprünglich sein sollte: unsere Bedürfnisse und Wünsche früher oder später mit unserem Leben in Einklang zu bringen.

Wenn in Corona-Zeiten die Sehnsucht nach Normalität immer größer wird, sollte zuerst die Frage gestellt werden, „was ist Normalität?“, um zu wissen, wohin uns unsere Sehnsucht führen möchte.

Wie sollten wir mit der Sehnsucht umgehen? Diese Frage wird uns mit guten Tipps in diesem Beitrag von lernen.net beantwortet. 

Von einer Gier nach Normalität möchte ich hier nicht sprechen. 

Trotzdem, die Sehnsucht nach Normalität ist genau so real in den Köpfen der Menschen angesiedelt, wie die Gier nach Normalität. 

Wer es versteht, eins vom andern zu trennen, um sich befreit dem Leben widmen zu können, wird auch in Zukunft ein angenehemes Leben führen können.

Etwas mehr Minimalismus, etwas schneller akzeptierte Entschleunigung und der Blick für die Akzeptanz des eigenen Seins bilden bereits ein stabiles Fundament. 

 

Und in 5000 Jahren?

Die Menschen, welche in 5000 Jahren über unser Zeitalter forschen werden, haben es viel leichter.

Wir hinterlassen überall Spuren. Ob dies vor der digitalen Zeit die Bibliotheken unserer Universitäten und Kirchen waren bzw. noch sind, ob das während der digitalen Zeit die weltweiten Server und Provider sein werden.

Vielleicht werden es irgendwann Mikrochips in den Menschen sein, welche jeden Menschen für die Nachwelt in elektronischer Art erhalten können.

Ob damit auch die Sehnsüchte jedes Menschen bewahrt werden, darauf möchte ich nicht weiter eingehen.

Gewiss ist nur, die Sehnsucht der Menschen nach Unsterblichkeit ist real. Bereits heute lassen sich viele Menschen nach ihrem Ableben einfrieren, in der Hoffnung irgendwann von einer Wundermedizin wieder ins Leben zurückgerufen zu werden. 

Ob Sehnsüchte dann noch existieren? Diese Frage kann heute niemand beantworten.

Andererseits, könnte es sein, Gier ist bis dahin ausgestorben. Das Einfrieren der Gierigen, damit diese unsterblich werden, könnte bis dahin überflüssig werden, da die Forschung es geschafft hat, nur Lebewesen unsterblich zu machen, welche sich voll in den Dienst ihrer Mitmenschen stellen - ohne Ausnahme. 

Es könnte manchen, welche sich das unendliche Leben wünschen, schwer fallen, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Ein langer Leidensweg wäre das Ergebnis.   

Vermutlich werden die Menschen in 5000 Jahren vom Homo digitalis sprechen, welcher es wegen seiner vielfältigen Verzweigungen nicht geschafft hat, für einige wenige gemeinsame Ziele einzustehen und deshalb seine Existenz gefährdete.

„Die Sehnsüchte des Homo digitalis waren zu vielfältig, seine Möglichkeiten zu gering und sein Verstand leider von seinen Wünschen gelähmt, deshalb war dieses Zeitalter von zu vielen Kriegen und Zerstörungen geprägt“, so die Worte des leitenden Professors für digitale Historie an der United University of ‚No Borders‘ in Südafrika.

Der Homo futuristico, Nachfahre des Homo sapiens, hat seine geistige Heimat gefunden:  Die Gier wurde durch Wissen ersetzt, die Sehnsucht kann nun ohne ihren Virus, die Gier, Menschen zu neuen Ufern bringen.

 

 Das waren meine Gedanken zum Thema Sehnsucht und ihrem Kind der Gier. 

 

Und Eure Menung? Sie interessiert mich. 

 

 


 

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