Putten - Königsdisziplin






 

Green und Psyche


Während ich in meinem Gedicht Putten in Reimen der Disziplin Putten ein Augenzwinkern schenke, befasst sich dieser Beitrag sehr intensiv mit den Abläufen des Puttens und seinen Geheimnissen. 

Vielleicht sind einige Tipps darunter, welche vielleicht die Nervenanspannung beim Putten etwas lindern. Einige dieser Tipps habe ich von sehr erfahrenen Golfern erhalten. Sie waren so fair und haben für mich aus ihrem NähkäPutt geplaudert.  

 

Putter - die Psychologen und Taktgeber

Der Putter ist der erste Geiger im Orchester der Schläger.

Seine Zusammenarbeit mit dem spielenden Dirigenten ist entscheidend für den Erfolg des Konzerts einer Spielrunde. 

 

 

Unsere Station auf unserer Reise durch die Wunderwelt Golf ist dieses Mal das Grün bzw. Green.

Dort, wo nach dem Putten sehr oft geflucht wird.

Noch öfter packt leider die Verzweiflung das Selbstbewusstsein kräftig am Schlafittchen.

 

Warum fangen wir ausgerechnet mit dem Putten an?

Putten wird als Trainingseinheit gerne vernachlässigt.

Doch gerade beim Putten vermiesen sich die meisten Spieler ihren Score, die Anzahl ihrer Schläge.

Wieso?

1. Rund 40 % aller Schläge beim Golf finden auf dem Grün statt. 

2. Weil sehr oft geschlampt wird. Ja, ich sage das gnadenlos, weil es stimmt.

 Ich nehme mich nicht aus. Oft ertappe ich mich dabei, den Putt möglichst schnell hinter mich bringen zu wollen – danach verfluche ich mein Verhalten.

3. Putten verlangt neben hoher Konzentration fast meditative Grundkenntnisse.

Beim Betreten des Grüns muss sich ein Zustand meditativen Versinkens in sich selbst einstellen. Der Putter muss zu einem Körperteil werden, welcher die Befehle des Nervenzentrums Gehirn punktgenau ausführt.

 „Putten ist eine Wissenschaft. Eine Wissenschaft, die Sinne, Gefühl und inneres Gleichgewicht  mit dem Putter in Einklang bringen muss.

1.   Schon beim Betreten des Grüns beginnt die Prüfung der Beschaffenheit des Grüns mit den Augen.

 Danach sind viele Fragen in kurzer Zeit zu klären!

-     -     Sind die Grashalme höher oder sehr kurz?

-     -     Wurde gerade neu gesandet? Der Ball rollt nicht so schnell.

-     -     Ist der Untergrund sehr hart? Vielleicht ist sogar gewalzt worden? 

            Sensible Fußsohlen in den Golfschuhen können dies zusätzlich                  „ertasten“.

        "Hier rollt der Ball leichter und schneller!"

         -  Wie liegt mein Ball? Bergab zur Fahne oder bergauf?

       Bergab putten ist eine Kunst. 

Der Putter verlangt vom Spieler viel Gefühl und bietet mit seiner Schlagfläche interessante Möglichkeiten an.

        -   Hat das Grün Wellen oder Steigungen?

-  Ist das Grün nass, weil es geregnet hat oder liegt noch Tau? Der Ball „klebt“ dabei beim Rollen stärker am Boden.

       -   Muss ich meinen Ball markieren, weil mein Ball anderen Spielern im Weg liegt?

 

2.   Danach beginnt die Prüfung des Rollweges:

Ein Tipp: Wenn ihr nicht als erste putten müsst, beobachte genau den Laufweg der anderen Bälle.

Für euch gilt es jetzt zu prüfen:

-      -     Ist der Weg zum Loch lang oder kürzer?

-      -     Ist ein Break, eine Welle, auf dem Weg zur Fahne zu beachten?

-      -     Steigt oder fällt der Weg zum Loch?

-      -    Ist der Weg zum Loch noch nass oder sehr feucht? (Der Ball "klebt")

-      -    Falls gesandet wurde: liegt auf dem Weg zum Loch mehr Sand?

                 Sand bremst den Lauf des Balles! 

-      -    Habt ihr gedanklich bereits einen Kreis um das Loch gezogen, in dem der Ball, falls er nicht ins Loch fällt, liegen bleiben soll?

 

3.   Mit der Ausrichtung zum Putt beginnt der psychische Abschnitt:

-      -     Der Laufweg wurde bereits geprüft.

-      -     Das Grün auf dem Weg wurde geprüft.

-      -     Bergauf oder bergab wurde geprüft.

-      -     Ein Break (evtl. schiefe Ebene) ist zu beachten.

-      -     Ein Kreis um das Loch wurde im Geiste gezogen.

Sollte der Ball mit dem ersten Putt nicht im Loch landen, hat ein imaginärer Kreis den Vorteil, dass beim zweiten Putt der Weg zum Loch kurz bzw. kürzer sein dürfte.

  

Bestens, nun nur noch ausholen und Schlagen? Von wegen!

Welcher Bereich der Schlagfläche des Putters kommt zum Einsatz?

 

4.   Dabei gilt es Folgendes zu beachten:

1.            Die Spitze – der vorder Teil der Schlagfläche

2.            Die Ferse – der hintere Bereich der Schlagfläche

3.            Die Mitte der Schlagfläche – Meist gekennzeichnet.

4.            Ruhiger, flacher Schwung, der ein Stück mit dem Ball ‚mitgeht‘.

5.            Dafür sind folgende Situationen für den Schlag zu prüfen:

Bergab: trockener oder harter Boden?

Der vorderste Teil der Putterschlagfläche (die Spitze) dürfte gefragt sein

Warum? Weil der Ball, mit der Spitze des Putters gespielt, nicht so viel Power erhält und sich mehr über sein eigenes Gewicht vorwärts bewegt.

 

Bergab: nasser oder weicherer Boden?

Der vordere Teil der Putterschlagfläche ist gefragt, Treffpunkt etwas mehr zu Mitte orientiert.

Der Ball klebt bei Wasser auf dem Gras oder rollt auf höherem Gras oder Sand nicht so schnell.

Trotzdem geht es bergab - Ein Schlag mit viel Gespür für die Situation und Gefühl für den Ball ist gefragt.

 

Bergauf: Trockener oder harter Boden?

Oder ebene Fläche zum Grün?

Hier kommt meist die Mitte der Putterschlagfläche ins Spiel. Dort, wo eine Markierung eingekerbt und gekennzeichnet ist.

 

Bergauf: nasser oder weicher Boden?

Mit dem hinteren Bereich der Schlägerfläche, der Ferse des Putters, bekommt der Ball mehr Geschwindigkeit. Er erhält mehr Power geschenkt, um seinen Weg zu finden.

 

Flaches Gelände? Nicht leichtsinnig werden!

Auch hier ist zu prüfen:

Ist das Gras höher, noch nass oder trocken, evtl. gesandet?

Ist das Gras sehr kurz und der Boden hart? (Der Ball rollt schneller)

Evtl. den vorderen Bereich des Putters (bis zur Spitze) zum Einsatz bringen.

Ist das Gras höher oder der Boden nass?

Evtl. die Mitte des Putters oder evtl. den hinteren Bereich (bis zur Ferse zum Einsatz bringen.

Wurde das Grün gesandet?

         Die Staub- und Sandkörner hindern den Ball etwas am Lauf.

 

          Fazit:

Es gibt keine Grundregel für die Verwendung der Putterschlagfläche.

Es ist Gefühlssache, verbunden mit der Erfahrung langer Trainingseinheiten auf den Übungsgrüns.

Dazu kommt die Geschmacksfrage: Die einen nutzen nur die Mitte des Putters und sind hoch zufrieden, andere nutzen die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten seiner Schlagfläche.

Am Ende zählen das Ergebnis und die Zufriedenheit mit dem eigenen Puttschwung.      

 

    6.   So, nun geht es ans Ausholen und Ausloten des Schwungs:

Beim Ausholen sind wir auf unser Gefühl für die Weite des Ausholens angewiesen.

Flach ausholen!

mit dem Schläger muss flach ausgeholt werden, um den Ball beim Schwung optimal zu treffen.

Wichtig:

Nach dem Treffen des Balles den Schwung weiterführen und erst danach beenden. So als wolle man dem Ball den Weg zeigen.

In der Fachsprache heißt das „durch den Ball durch schwingen“.

 

Bitte kein Antippen des Balles! Diese Schläge werden meist ungenau.

 

7.   Das Wichtigste: Kopf und Augen bewegen sich nicht!!

Am Ende das Wichtigste: Kopf und Augen bewegen sich nicht, auch dann nicht, wenn der Ball vom Putter bereits getroffen ist.

Erst wenn der (Putt)Schwung zu Ende gebracht wurde, ist es erlaubt, dem Ball nachzuschauen.

 

Wer den Punkt sieben nicht beachtet, kann alles andere noch so gut geprüft haben: mit der Bewegung des Kopfes verändert sich der Schwungverlauf des Putters! 

Der Ball bewegt sich unweigerlich in eine andere Richtung. 

Man nennt dies in der Fachsprache „Reflexverhalten“. Genau dieses Reflexverhalten, oder anders ausgedrückt die Neugier auf das Puttergebnis, gilt es auszumerzen, um Erfolg auf dem Grün zu haben.

Vor einer Runde empfiehlt es sich einige Übungsputts hinter sich zu bringen, denn das für den Puttschwung genannte gilt auch für alle anderen Golfschwünge.

„Erst wenn der Schwung zu Ende gebracht wurde, ist es erlaubt, dem Ball nachzusehen!“

 

Jetzt hoffe ich, der Ball fällt ins Loch oder bleibt zumindest in dem vom Kopf gezogenen Kreis um das Loch für den zweiten Putt liegen.

 

8.   Der Kurze Putt - der Putt, der den Blutdruck am meisten steigen lässt!

Vor diesem Putt sollte man am entgegengesetzten Ende des Lochkreises einen Punkt anvisieren und darauf zielen.

Warum? Weil dem Kopf damit ein Ziel geschenkt wird, das er mit dem Schläger anvisieren kann.

 

9.   Ideale Tipps zum Putten habe ich hier gefunden:

Die sieben Tipps von Golf-Knigge für ein gutes Training habe ich getestet. Sie sind hilfreich. Vor allem aber kurzweilig und effektiv.

Wer auf dem Puttinggreen ein Wettspiel machen möchte, kann sich Informationen auf Golf.de Putten holen.

Diese Übungen fordern die Konzentration und fördern das Selbstvertrauen auf der Runde.

Sind Breaks zu beachten haben die Autoren auf Golf.Post sehr gute Tipps auf Lager.

Das Internet bietet viele gute Möglichkeit der Information, ich habe hier nur diejenigen ausgesucht, die für mich hilfreich waren.

 

Kurze Zusammenfassung der gesamten Einheit:

a)    Die Lage des Balles auf dem Grün.

b)    Der Rollweg, den er zurücklegen soll oder muss.

c)    Ist ein Break zu beachten?

d)    Wie ist das Grün auf unserem Rollweg beschaffen?

e)    Sind sich Schläger und Spieler einig?

f)     Wurde der imaginäre Kreis um das Loch gezogen?

g)    Welcher Bereich der Schlagfläche kommt zum Einsatz?

h)    Passt der Stand?

i)      Durch den Ball durch schwingen!

j)      Reflexbehavior: Dem Ball nicht nachsehen – das Wichtigste!

k)     Die Stimpmeterangaben im Clubhaus vor dem Clubbüro: Sie sind

hilfreich, ersetzen aber keinesfalls die genannten Prüfparameter.

l)       Die Laufwege der Bälle anderer Spieler beobachten, wenn man   nicht als erster putten muss.

 

Welcher Putter passt zu mir?   

Diese Frage perfekt und individuelle zu beantworten ist unmöglich. Es wäre ungefähr so, als würde ein Fremder erklären welcher Partner oder welche Partnerin für das Leben der oder die Richtige sei.
 
Schon aus diesem Grund lohnt es sich für Putter mehr Zeit zu investieren. 
Warum? 
Weil ein Putter, fast zu einem Körperteil wird. Man muss ihm blind vertrauen können.
Er erwartet Aufmerksamkeit und mentale Zwiesprache beim Training und im Spiel.
Darum testet die Putter im Spiel. Gute Pro-Shops verleihen Testputter.

Der Passende wird sich über kurz oder lang finden.

Je öfter und je intensiver wir mit ihm trainieren, umso mehr Feedback schenkt er uns. Unsere Finger, Arme, Schultern, Augen und der Kopf werden mit ihm EINS.
Wenn wir so weit sind, dass wir dem Ball nach dem Schlag nicht mehr nachschauen, haben wir das blinde Vertrauen zu „Ihrer Majestät“ gefunden.
Dieses Vertrauen muss sich über die Zeit entwickeln.
 
Das Gewicht des Putterkopfes in unseren Händen wird sich im Zusammenspiel mit dem Griff und unserem Gefühl für den Schwung in unserem Langzeitgedächtnis einnisten.
 
Wie beim Radfahren, Schwimmen oder Essen mit Messer, Gabel und Löffel, wird der Bewegungsablauf automatisiert.
 
Unser Hirn gibt die Befehle an die beteiligten Körperregionen weiter.
Allerdings verlangt es jedes Mal genaue Informationen über die Rolllinie, damit die Kraftübertragung auf den Putter nicht nur optimal, sondern jeder Situation angepasst, rational erfolgen kann.
 
Unter Vergleich.Org sind Testergebnisse von Puttern veröffentlicht. Vielleicht erleichtert diese Übersicht die Auswahl.

 

Für „Golfbeginner*Innen“ 

Klar, ich verstehe es. Die Sehnsucht als Anfänger endlich weite Bälle schlagen zu dürfen, ist vermutlich bei jedem viel größer als mit dem Putter auf dem Grün immer wieder die Rollwege zu prüfen. Trotzdem, das ‚langweilige‘ Training zahlt sich früher oder später aus. Weniger Putts, sicherer Blick auf den Laufweg, blindes Vertrauen in den Partner, den Putter.  Nebenbei, Putten ist die ideale Art sich körperlich und mental aufzuwärmen. Nacken und Schultermuskulatur werden dabei gelockert.

Der Blick auf den Ball bzw. die Konzentration, den Kopf nicht zu bewegen, wenn der Schläger den Ball trifft, wird auf diese Weise auch für den Abschlag trainiert.
 
Es hängt eben alles zusammen.
 

Alle Parameter bei Spaßrunden prüfen? Es nervt manchmal!

Bei einem Turnier könnt und sollt ihr eure Möglichkeiten des Prüfens der Puttlinie nutzen. Es geht schließlich um etwas.

Wenn ihr eine lockere Freizeitrunde spielt, dann solltet ihr für das Putten nicht alle Möglichkeiten mit evtl. auch noch mit hohem Zeitaufwand ausreizen.

Warum? Hinter euch spielende Flights werden irgendwann ungeduldig, wenn sie dem übermäßigen Messen und Prüfen zusehen müssen und am zügigen Spiel gehindert werden.

Außerdem könnt ihr  bei dem sogenannten Blitzputtspiel prüfen, wie viele der genannten Prüfparameter bereits in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Statt auf sinnloses Punktesammeln fokussiert zu sein, solltet ihr notieren, welche Probleme beim Puttschwung oder der Einschätzung von Entfernungen sowie der Grünprüfung noch nicht automatisiert sind, um diese Fehler auszumerzen.

 

 Da ich es nicht lassen kann, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, habe ich versucht, das Putten in einem Gedicht zusammenzufassen: In meinem Post "Der Putt - Golfers Psychospiel" könnt ihr die Zusammenfassung auch als Gedicht lesen.

 

Schönes Spiel - Auf zum nächsten Abschlag

Vielleicht hilft für den nächsten Abschlag der Beitrag Dein Golfball - Dein Schwung. Dabei versuche ich Tipps zu geben, welcher Golfball zum jeweiligen Schwung am besten passen könnte. 

Wer noch nicht genug hat von dieser "Klugschreiberei" über Golf kann sich ja für den nächsten Abschlag mit diesem Beitrag vorbereiten. 


 

 

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