Reden wir mal über ... den Jahreswechsel
Fühlen Sie das auch? Als ob eine Grippe auf ihren Höhepunkt zusteuert und kein Medikament Linderung für das Fieber verschaffen kann.
Der Jahrewechsel!
Da muss alles perfekt sein: Vom Kopf bis zum Fuß, Indoor und Outdoor sowie ausreichend Fest- und Flüssigstoffe zum Genuss der Abschiebung des abgelaufenen Jahres und zur Begrüßun der neuen 365 Asyltage in unserem Leben.
Am Ende aber das i-Tüpfelchen: Die krachend explodierende, figuren- und farbenkreierende, private Mini-Munitionsfabrik, mit der angeblich die bösen Geister vertrieben werden, um das neue Jahr liebevollst mit allen Ehren zu begrüßen.
Da werden selbst eingefleischte Pazifisten zu begeisterten "Pyromanschgerln", welche mit leuchtenden Augen und ruhiger Hand ihrer Schwarzpulvereuphorie orgiastisch frönen.
Man hat sich vorher mit Hummer, Kaviar, Rehrücken oder Haifischflossensuppe auf Vertreibung und Begrüßung opulent vorbereitet. Letztere soll ja stärkende Eigenschaften besitzen sowie Alter und Krankheiten bekämpfen, sofern man asiatischen Kulturen glauben darf.
Es soll Menschen geben, die mit dem Hummer zum Hummeressen fahren und sich dabei von einer Staumeldung am Kaviarbüffet in keinster Weise "stören" lassen, wohlwissend, dass ihnen der duftende Rehrücken nicht mehr auf flinken Keulen wird entfliehen können.
Von den immer dazugehörenden Entrèes, von Kennern als Hungerreduzierer betitelt, ganz zu schweigen.
Rot- oder Weißwein? Selbstverständlich mindestens Qualitätsweine am besten aber ein Cuvèe, welcher die Düfte und Aromen beider Jahre in einer Exolosion der Geschmacksnerven miteinander verbindet
Soweit zum Indooradventure zur Jahrewende.
Den viel größeren Aufwand erfordert die "Uniform" für diesen sich immer wieder wiederholenden Zeitraum, welcher letztendlich nur den Bruchteil einer Sekunde andauert.
Mittlerweile spricht die Dame von Welt nicht mehr vom Abendkleid. Dieses Kleid wird nicht für den Abend, sondern ausschließlich für den Wechsel des Jahres getragen! Und nur zu diesem Jahrewechsel!
Kenner der Haute Couture sprechen von einer Sylvesterhochkultur der stoffdiversen Ausschnitt- und Schlitzmanufakur, verbunden mit Perlen- und Glitzerbesatz.
Der Smoking für Herren wirkt dagegen wie ein aus der Zeit gefallenes Dauerutensil, dessen Gebrauch die Mottenkugeln aufrechterhalten, sofern sich der Körper über die Jahre an die figurbetonenden Regeln des Geistes und Willens gehalten hat.
Damit wäre auch der intensiv erforderliche, uniformelle Teil der Jahreswechselsekunde behandelt.
Nun zum Höhepunkt, dieses Abends bzw. intensiv anbrechenden neuen Tages: Champagner, der krachende Kaiser des fluiden Hochgenusses, welcher 11,5 Gramm CO² je Liter enthält, das nach dem Verzehr öfter, auch unkontrolliert, die Flucht über die Speiseröhre zu seiner bereits in der Luft befindlichen Großfamilie sucht.
Auch bei diesem Ritual des Anstoßens, welches mit Küsschen, Gratulationen und besten Wünschen versehen ist, sind preislich viele Stufen des Hochgenusses möglich.
Wobei nach einem sogenannten Ewigwartendauermenü der Höhepunkt des Abends herbeigesehnt wird, um sich den natürlich-menschlichen Sehnsüchten von Ruhe und Entspannung hingeben zu können, um die andere, welche sich den Jahreswechselqualen entziehen konnten, heimlich beneidet werden.
Ja, es gibt sie, die sogenannten Zeitenkenner, die der Sekunde, der Minute, der Stunde, dem Tag und dem Monat die passende Ehre erweisen: Kurz und knapp, aber gefühlsbetont.
Der letzte Tag im Jahreslauf wird behandelt wie alle anderen Tagesbesucher auch: Freundlich, zuvorkommend aber nicht zu überschwänglich.
Ein gemütliches Miteinander, den Tag und das Jahr eingeschlossen, rundet den Abschluss eines mit Höhen und Tiefen versehenen Jahres ab und eröffnet dem neuen Jahr alle Möglichkeiten sein Können zu zeigen.
Dabei werden keine überzogenen Ansprüche an den Neuankömmling Jahr gestellt - es soll seine Chancen nutzen dürfen, um Teil des großen Gemeinsamen werden zu dürfen.
Daher, danke 2024 für Deine schönen Stunden und die vielen Minuten, in denen Du uns das Leben manchmal erleichtert hast.
Leider warst Du nicht immer zufrieden mit unserem Verhalten, welches wir mit Ungeduld und Unzufriedenheit gefüttert haben.
Es sei Dir verziehen, dass Du ab und an die Zügel der Vernunft hast schleifen lassen, zumal wir Dich dabei viel zu selten unterstützt haben.
Wir wünschen Dir eine angenehme Reise durch das Universum und bitten Dich, nicht nur das Negative über uns auf Deiner weiten Reise zu erwähnen, sondern auch unsere guten Seiten.
Wir sind und werden als Menschen immer Kinder der Zeit bleiben, denn unser Lebenszeit ist viel zu kurz um erwachsen zu werden.
Im Verhältnis zur Zeit, die immer war, immer sein wird, und zur Lebensdauer des Universums, beträgt die Zeit unseres Daseins vielleicht eine hunderttausendstel Sekunde.
Wie sollen wir es schaffen, in dieser kurzen Zeit erwachsen zu werden?
Wir lernen essen, trinken, gehen, laufen, schreiben, rechnen und sollte jemand begabt sein, auch noch die chemischen und physikalischen Grundlagen des Lebens auf unserem Planeten.
Doch was ist das im Verhältnis zur Zeit und der Unendlichkeit des Universums?
Letztendlich bleiben wir unser ganzes Leben lang Kinder, deren Spielzeuge sich im Laufe unseres kurzen Lebens dem Alter unseres Daseins anpassen, damit wir irgendwie einen Sinn in unserem Dasein finden können.
Daher vielleicht auf ein Wiedersehen Jahr 2024, solltest Du es einrichten können, irgendwann, unter einer neuen Bezeichnung, uns wieder zu besuchen.
Und jetzt: Hereinspaziert Jahr 2025 in unser kurzes Leben. Vielleicht schaffen wir Menschen es, Dir mehr Freude zu bereiten als Deinen Vorgängerzeiten, welche uns vermutlich als großen Kindergarten im Universum gesehen haben, der mit nachlässigen Eltern, bockigen Kindetn und sturen Älteren einen weniger guten Eindruck hinterlassen hat.
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