Demokratie - Nur noch Fankultur oder Verantwortung?

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Demokratie und das Sponsorendilemma

Sponsoren distanzieren sich bei ungebührlichem Verhalten ihrer Werbeträger von diesen. Sie möchten vermeiden, mit ihrem Unternehmen oder ihrem Produkt in Verruf zu geraten. 

Was ich in den Berichterstattungen über den Angriff auf das Abgeordnetenhaus gesehen habe, hat mich nicht nur schockiert, es hat mir einen noch kritischeren Blick auf die Politik verschafft.

   


Meine Frage: Wer agiert im Hintergrund?

„War Trump der Gestalter dieser Politik oder war er eine von Interessenvertretern „ferngesteuerte“ Verbaldrohne zur Gestaltung einer modernen Demokratur?

Hat er im Auftrag und im Interesse anderer, welche im Hintergrund die Fäden ziehen bzw. gezogen haben, gehandelt? Oder war es seine eigene Entscheidung, Politik in dieser Form zu betreiben?

Sponsoren distanzieren sich bei ungebührlichem Verhalten ihrer Werbeträger von diesen. Sie möchten vermeiden, mit ihrem Unternehmen oder ihrem Produkt in Verruf zu geraten.

 

Raubritter Trump und die Spenden

Die Spendenflut, welche Trump mit seinen Parteifreunden von seinen Sponsoren gerne angenommen hat und noch annimmt, dürfte wenig mit Verantwortung zu tun haben, es sei denn, es wird akzeptiert, dass Politik ein von Spenden abhängiges, gnadenloses Schwert werden soll.

Wenn dem so ist, dann hat Raubritter Trump den Auftrag, welcher mit den Spenden verbunden war, für seine Gönner, aber auch für sich, in Perfektion erfüllt. Das Weiße Haus zur Raubritterburg umzugestalten, ist ihm von den Wählern unterbunden worden. 

 

Trump hat wohl versucht, alles umzusetzen, was von seinen „Sponsoren“ im Hintergrund gefordert worden ist.

Seine Mannschaftsbetreuer haben dabei das bedenkenlos unsportliche Verhalten ihres Kapitäns mitgetragen.

Trump: Erfüllungsgehilfe? Drahtzieher? Sprachrohr von Hintermännern? Strippenzieher? Raubritter? Vereinsboss? Mannschaftskapitän? Vermutlich etwas von allem. 

Seine "Fans" haben letztendlich versucht das Fairway der Bürger zu stürmen und das demokratische Green zu zerstören.

Bei diesem Vierjahresturnier ist Donald bereits öfter dabei ertappt worden, seine Score-Card bewusst manipuliert zu haben. Trotz allem hat die Mehrheit der Turnierleitung nichts unternommen, bzw. unternehmen können, um ihn von diesem Turnier auszuschließen.

 

Wer trägt die Verantwortung? 

Ob dies eine rein juristische oder rechtsphilosophische Frage ist, sei dahingestellt.

Wie so oft beim Golfspiel, gewinnt nicht der, welcher versucht auf seiner Score-Card weniger Schläge einzutragen. Meist gewinnt doch der- oder diejenige, welche beim Abschlag, auf den Fairways und auf dem Grün gleichermaßen Können beweist.

"Herr Trump, nicht der Spieler schenkt sich den letzten Schlag auf dem Grün, es machen die Mitspieler, weil sie das Können ihres Spielpartners respektieren."

Fakt ist, der Sturm auf das Repräsentanten- bzw. Abgeordnetenhaus wurde von Trump mit sehr genau gewählten Worten, nein, nicht initiiert. 

Der Text dieser Rede war so divergent, dass vieles interpretiert werden konnte. Allerdings sollte jeder Auslegung eines Textes auch folgerichtiges Verständnis, mit der Fähigkeit abzuwägen, zugrunde liegen.  

Der, teilweise von weit her angereiste, gewaltbereite Mob, welcher seinen Anführer, Präsidenten und Mannschaftskapitän weiterhin im Amt sehen will, wollte diese Worte so verstanden wissen, wie er es letztendlich umgesetzt hat. Gewalt, Zerstörung, Rache und ... sogar Tod war die Adrenalinnahrung dieser außer Kontrolle geratenen Anhänger ihres "Politikheiligen" und "Idols" Donald.  

Ob Trump diesen Text geschrieben bekommen oder diese Sätze selbst formuliert hat, wurde bisher noch nicht hinterfragt. Die Klärung dieses Sachverhalts wäre die Grundlage dafür, Vorgängen dieser Art in Zukunft einen Riegel vorzuschieben:

Sollte ihm diese Rede geschrieben worden sein, müssten auch die Redenschreiber  zur Verantwortung gezogen werden. 

Vielleicht lässt sich dann klären, ob die Worte von Hintermännern in die Feder diktiert worden sind. 

Außer Trump müssten dafür alle verantwortlich gemacht werden, welche ihm lange Zeit für sein Agieren nicht widersprochen haben. Dazu auch alle, welche mit ihrem Sponsoring dieses Verhalten des Präsidenten förderten und noch immer fördern.

Sich darauf hinauszureden, Trump hätte alles allein entschieden und somit zu verantworten springt zu kurz. 

Opportunistische Mitläufer im Abgeordnetenhaus und in seinem direkten Umfeld können sich von ihrer Verantwortung nicht freisprechen.  

Die Vertreter der Republikaner haben alles mitgetragen. Vielleicht ab und zu zähneknirschend, aber sie haben es mitgetragen; oder, Zwängen folgend, mittragen müssen.

Die finanziellen Gönner dieser Partei ziehen weiterhin ungestraft die Fäden im Hintergrund. Verantwortung für politisches Handeln müssen sie nicht übernehmen. Wollen sie vermutlich auch nicht.

Ohne die Gönner ihrer Parteien würden viele politisch Verantwortliche sich vermutlich nie der Politik zuwenden.

Mit den Spenden ihrer Gönner lässt sich Politik wohl leichter ertragen. Die Verantwortung verliert dabei meist an Gewicht. 

Leider, das darf so gesagt werden, sinkt die Handlungsweise der politisch Verantwortlichen in ihrer Form immer mehr auf die Ebene von Vereinsverantwortlichen herab.

Auf der einen Seite verständlich.

In Deutschland ist es gesetzlich erforderlich, bei der Gründung einer Partei einen Eintrag ins Vereinsregister vornehmen zu lassen.

Auf der anderen Seite unverständlich, denn das Bewusstsein für Politik mit Verantwortung gegenüber der Bevölkerung sollte immer in den Köpfen politisch Verantwortlicher präsent sein und weit über der Vereinspolitik stehen.

Hier beginnt das Dilemma: Einerseits muss Vereinstreue bewiesen werden, andererseits soll verantwortungsvolle Politik gestaltet werden.

In meinem Beitrag Bundestagswahl - und danach? habe ich mich etwas intensiver mit derzeit aktuellen Themen, welche auch als Evergreen bezeichnet werden können, befasst. 

 

Vereinstreue hat in der Politik nichts verloren

In Amerika wurde Politik nach dem Motto „Vereinstreue mit Glaubensbekenntnis“ betrieben.

Wie weit diese Vereinstreue gehen kann, haben die Bilder vom 6. Januar 2021 bewiesen. Fanatismus, Wut und Treue Ergebenheit waren die Mischung dieses explosiven Haufens der Anhänger Trumps. 

Im Fußball wird ebenfalls blinde Vereinstreue bis zur Selbstaufgabe oder Selbstzerstörung betrieben. In Deutschland herrscht unter manchen Fangruppierungen der Bundesligavereine Hass und Verachtung, gepaart mit Niedertracht. Gott sei Dank nur in wenigen Gruppierungen. Herr Hopp musste das selbst leidvoll erfahren.

Auch in der Politik geht es fast nur noch um Anhänger und Parteimitglieder, welche auf Parteitagen die Richtung einer Politik für ein Land bestimmen möchten und dies von ihren Vereinsvorsitzenden umgesetzt sehen wollen. 

Manche Parteiführer sind an dem Spagat, es ihren Partei-Fanatikern und ihren Wählern recht machen zu wollen, gescheitert. 

Dabei sollte es um Bürger und Wähler gehen, was vermutlich manchen Verantwortlichen, auch im Hinblick auf interessante Spendenerwartungen, schwer zu fallen scheint.

Noch versucht ein großer Teil ganzheitlich zu denken und danach zu handeln. 

Leider werden jedoch diejenigen, welche - auch im Hintergrund - radikalere Absichten verfolgen, immer mehr. Vor allem aber in jeder Form aggressiver.


Spenden an politische Parteien in Deutschland

Spenden an politische Parteien in Deutschland dienen dazu, Parteien gesellschaftlich zu verankern, sowie deren politische Arbeit im Sinne der Demokratie zu unterstützen. Parteispenden sind in Deutschland weitgehend transparent bzw. auf Druck transparenter gemacht worden. Trotzdem gibt es manchmal Probleme bei der Offenlegung oder Stückelung von Spenden. 

In Deutschland haben die Bürger die Möglichkeit, Parteispenden über 50.000 € einzusehen: Parteispenden

Eine weiter interessante Zusammenstellung über die Regulierung von Parteispenden ist hier zu finden. 

 

Spenden an Politiker und Parteien in USA

In den USA geht es dabei in erster Linie um Wahlkampffinanzierung. 

Wahlen oder Abstimmungen sollen so beeinflusst werden. Die Aufbringung der Mittel erfolgt über Political Action Committees (PACs). Diese werden von Parteien, Kandidaten, Interessengruppen aber auch großen Unternehmen betrieben.

Eine staatlich geregelte Parteienfinanzierung besteht in den USA nicht. 

Mit begrenzten Höchstbeiträgen können dort auch Privatpersonen spenden. Größere Abhängigkeiten der Parteien lassen sich damit nicht vermeiden. Meist werden die Spendenbeiträge nach Wahlen veröffentlicht.

Trump war - vielleicht - der perfekte Erfüllungsgehilfe für die Interessen von Privatpersonen sowie unterschiedlichster Gruppierungen aus Wirtschafts- und Finanzbereichen. Er hat es verstanden, seine Macht zu demonstrieren. 

Demonstrationen in den USA waren das Ergebnis dieses Verhaltens.

So einen haben sie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gesucht: Einen egozentrischen Menschen, welcher nur die Vereinstreue für Geld, Aktien und Wirtschaft kennt. 

Alles andere brauchte und sollte ihn auch nicht zu interessieren.

Seine fanatischen Anhänger sollten und wollten seinen Worten Taten folgen lassen. 

Ob nun Trumps Rede den Sturm auf das Abgeordnetenhaus ausgelöst hat oder bereits unter den anwesenden "Fangruppierungen" dieses Vorhaben geplant war, lässt sich wohl nicht oder zumindest nicht vollständig klären.

Die amerikanischen Wähler haben Trump und vermutlich seinen Hintermännern dieses Mal gerade noch rechtzeitig die Möglichkeit dafür entzogen.

 

Sieger oder Verlierer? Es gibt nur Verantwortung! 

Gibt es in der Politik Verlierer? Was ist ein politischer Sieger?

Sieger und Verlierer gibt es in der Politik nicht! Diese Worte haben in der Politik nichts verloren.

Auch die Medien sollten sich an die Nase fassen. 

Mit den Bezeichnungen Sieger oder Verlierer werden unnötig Emotionen geschürt. 

Sieger werden interviewt, Verlierer befragt - ein Unding.

Wenn Parteien oder Politiker weniger Stimmen erhalten haben, sind sie vom Wähler von ihren Posten und Aufgaben durch eine demokratische Wahl entbunden worden.

Die Verantwortung ist anderen, welche mehr Stimmen erhalten haben, - auf Zeit - übertragen worden.

Darüber sollten sich auch die Gewählten, ebenso deren Anhänger, von Anfang an im Klaren sein. 

Im Managementbereich hört man offiziell selten die Worte "Sieger oder Verlierer".

Lediglich von "der Übertragung von Aufgaben bzw. der Entbindung von seinen/ihren Aufgaben" ist die Rede.

 

Verantwortung und Parteispenden:

Politiker tragen Verantwortung für die Bürger und das Land. Politiker, welche diesen Grundsatz vorleben, mit den entsprechenden Gesetzen untermauern und die Bürger in ihre Entscheidungen einbinden, erfüllen ihre demokratische Aufgabe.   

Dafür haben sich die gewählten Volksvertreter freiwillig gemeldet!

Mit der Wahl in ein politisches Amt sollte die Vereinstreue zur Partei erheblich reduziert werden. Ebenso die Nähe zu Lobbyisten und deren Interessenverbänden. 

Die Verantwortung für die Bürger muss ab diesem Zeitpunkt im Mittelpunkt stehen.

Die Akzeptanz einer möglichen Aufgabenentbindung nach der nächsten Wahl sollte selbstverständlich sein.

Trump hat das anders gesehen. Für ihn und seine Anhänger gibt es nur Sieger und Verlierer, Arme und Reiche, Gute und Schlechte, Schwarze und Weiße und ...politische Interessenvertretungen.

Es stimmt. Trump ist kein Verlierer. Er wurde lediglich von den amerikanischen Bürgern von seinen Aufgaben entbunden. 

Die Akzeptanz dieser Aufgabenentbindung fiel ihm nicht nur äußerst schwer; sie war nie in seinem Plan vorgesehen.

 

Wir haben hoffentlich von den dramatischen Vorgängen in Amerika gelernt: 

Mit zweckgebundenen Parteispenden oder direkt an politisch Aktive oder ehemals Aktive gerichtete Spenden wird jede Demokratie ausgehöhlt. 

Am Ende wird sie von den Spendenempfängern lächerlich gemacht und die Bevölkerung eines Landes wird danach das "Größte geteilte Vielfache" sein. 

Gewalt bleibt Gewalt - es sollte in einer Demokratie nie jemand versuchen, von besserer oder schlechterer Gewalt zu sprechen. 

Vor allem dürfen die politisch Verantwortlichen nicht versuchen die Bevölkerung zu ihren Gunsten zu spalten.

Damit würden sie beginnen, die Wurzeln der Demokratie zu zerstören. 

Von der Politik als Vorbild wird immer Fairplay und Etikette gegenüber dem Volk und den politischen Mitspielern verlangt und erwartet. 

 

Allerdings sollten sich auch Medien und Fans aller politischer Richtungen an dieser Maxime orientieren. 

In den Medien hierzulande geht es um Auflagenzahlen und Einschaltquoten.

 Darunter leidet nicht nur die objektive Berichterstattung sondern  auch das Wahlvolk, welchem in Minutentakt NEWS in die Wohnungen geschleudert werden. 

Es wäre interessant, wenn politische Meinungsumfragen am Morgen, am MIttag und am Abend erfolgen würden, um aus den Antworten die jeweiligen Stimmunglagen der Tageszeiten  vergleichen zu können.

Mittlerweile geht es in der Politik zu, wie im Fußballstadion. Es wir gejubelt und geschrien, gelitten und geweint, wenn die Akteure ihre Wahlergebnisse präsentiert bekommen. 

Dabei ist das gar nicht so schlimm, denn verlieren kann man in der Politik nicht. Man kann höchstens das Vertrauen der Wähler verspielen und daher das Mandat entzogen bekommen oder selbst die Reißleine des Rücktritts ziehen. 

 

Fazit:

Politik entspricht einer Kuhhaut - Am Fell perlt alles ab, die Durchlässigkeit von Argumenten - fast unmöglich, am Ende muss sie der Steuerzahler vom Stallmist befreien, damit sie gut verkauft werden kann.  

 


Kommentare

  1. Wie sagt mein Freund aus London dazu doch immer: "America has lost its way and money is their god". Amen....Hoffentlich kommt´s bei uns nicht auch
    so weit...

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    1. Letzteres hoffe ich von ganzem Herzen.

      Ja, es stimmt, die neue Religion "Geld" hat sich bereits in allen Gesellschaften, deren Schichten und Köpfen eingenistet.

      Am Ende kann man es weder essen noch trinken.

      Leider ist dass noch nicht im Bewusstsein angekommen.

      So beten eben viele vor den Tempeln der Börsen und hoffen, der Gott des Geldes schenkt ihnen das ewige Leben.

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