Golf: Höre auf Schläger, Bälle und Tees


Fairwaytaktik 

Schwung 

Kraft

Ehrgeiz

(Risiko?)

Puttingtaktik



Jedes Jahr, gegen Ende der Golfsaison, hören wir Bälle: "Soll ich mir einen neuen Schlägersatz zulegen? Oder doch nur einen Driver? Auch die Putter werden immer besser."

Nie hören wir die Frage: "Vielleicht sollte ich mir doch die für meine Spielstärke passenden Bälle zulegen." Genau das wäre der erste Schritt.

Erst danach sollte die Frage kommen, "ob Putter und Driver noch die Erwartungen erfüllen (können), oder ob die neue Generation der Schwungkönige und Greenprinzen das Spielergebnis auf ein neues Level heben könnte."

 

Golf - der Spiegel menschlichen Verhaltens

Die Meinung der Bälle.

Wir Bälle diskutieren oft mit unseren Freunden, den Schlägern, den Tees und einigen anderen Leidensgenossen im Golfbag. 

Dabei, glauben Sie mir, würden manchmal Tränen fließen, könnten die Schläger und wir Bälle weinen. 

Golfbälle sind die einzigen Spielteilnehmer, welche sich während einer Saison in unterschiedlichsten Balltaschen zurechtfinden müssen. 

Klar, erst werden wir gekauft. Danach als Fundball wieder gekauft. Sehr oft auf einer Runde zufällig von Spielern am Rande der Fairways, in Gebüschen, unter Bäumen oder am Rand von Bächen und Weihern gefunden, weil unsere ursprünglichen Besitzer uns "aufgegeben" haben.  

Die Ursache, warum sie uns aufgegeben haben? Nein, nicht die kurze Zeit, die für die Ballsuche noch erlaubt ist (3 Minuten). 

Die Ursachen waren Fehler beim Schwungablauf, Selbstüberschätzung oder Geltungsbedürfnis. Das größte Problem allerdings ist die Erwartung. Alle Spieler*Innen erwarten von Schlägern und Bällen den maximalen Erfolg - bei jedem Schwung.

"Golf ist das Spiel, das dem Verhalten der Menschen den Spiegel vorhält."

"Es gibt gut und weniger gute Tage. Dieser Gewissheit muss man sich stellen."

"Vor allem aber sollte akzeptiert werden, dass die Schläger das Zusammenspiel von Kopf (Psyche), Muskeln und Nerven (Körperbewegung - Somatik) im Moment des Aufeinandertreffens mit uns Bällen widerspiegeln. 

Alle Golfer müssten sich aus diesen Gründen viel mehr auf der Driving-Range mit ihren Schlägern beschäftigen. 

Sie wollen mit der Zeit Teil der Muskelbewegungen werden, damit diese über die Nervenbahnen deren Verhalten im Kopf speichern und danach jederzeit, reflexartig, abrufen können.

 

Die Grundregeln des Schwungs.

"Golf ist so einfach", erklärt ein Eisen 7. "Wenn unsere Sklaven, die golfspielenden Menschen, folgende 10 Gebote des Golfschlages verinnerlichen würden: 

1. Analysiere die Stelle auf der dein Ball liegt! Liegt er bergab oder bargan? Ist ein Gefälle zu beachten? Könnte eine Bodenunebenheit ein kürzeres Eisen erfordern? Ist der Untergrund sehr weich oder sehr hart und befindet sich dort wenig Gras?

2. Wähle den Schläger, mit dessen Schwung du dich in dieser Situation am wohlsten und am sichersten fühlst.

3. Wäre es ab und an nicht sinnvoll auf Länge und Weite zu verzichten, um den Ball sicher im Spiel zu halten? Muss es unbedingt immer ein Holz, Hybrid oder langes Eisen sein, damit Bälle weiter geschlagen werden? 

4. Wo soll der Ball landen, der von uns geschlagen wird? Das dürfte eine der zentralen Fragen des Golfspiels sein. Nach dem Schlag ist vor dem Schlag - der Plan im Spiel.   

5. Kopf hoch!, damit beim Schwung die Schulter nicht vom Kinn blockiert wird. Augen auf den Ball!

6. Dauernder Blickkontakt!

Schau beim Ansprechen des Balles auf die Stelle, auf der der Ball liegt; schau beim Schwung ebenfalls auf die Stelle, auf der wir Bälle liegen. Schau nachdem der Ball geschlagen wurde immer noch auf die Stelle, auf der er gelegen hat. Warte bis du das Tee oder das Gras fliegen siehst!"

7. Vermeide Deinen Schwung mit extremer Kraft zu verbinden. 

Schwing locker und vergiss den Drang auf Weite! Driver, Eisen, Hölzer und Hybrids hassen Kraft und Gewalt. Der Schwung wird damit 'blockiert', es verkrampfen sich Hände, Arme und Körper. Am Ende verpufft die Beschleunigung zum Ball.

8. Führe den Schwung zu Ende!! Egal ob Voll-, Halb- oder Viertelschwung. 

9. Die Augen sind nach dem Schlag immer noch auf die Stelle gerichtet, auf der der Ball gelegen hat - während der Schwung zu Ende gebracht wird. Du siehst das Tee springen oder das Gras fliegen.

10. Erst, nachdem der Schwung zu Ende gebracht ist, sollten unsere Schwungdirektoren den Flug des Balles verfolgen.

So, das war es. Vermutlich könnte noch mehr genannt werden, aber das würde, glaube ich, alle überfordern.“

"Du glaubst damit würden wir Bälle nicht so oft verloren gehen?", fragt zweifelnd Wilson Staff 2.

"Ich garantiere euch", der Pitcher meldet sich laut zu Wort, "damit würden 50 % aller Fehlschläge gar nicht passieren. Leider drehen die Golfer*Innen ihren Kopf meist sehr kurz vor dem Treffen des Balles in die gewünschte Flugrichtung. Schon ist es passiert. Wir treffen euch nicht genau, weil von den 130 Muskeln, die beim Schwung der Golfer wie an der Schnur gezogen bewegt werden sollten, bis zu 20 Muskeln leicht aus der Reihe tanzen. Schon ist es geschehen. Ihr Bälle fliegt nicht in die gewünschte Richtung."

Jetzt meldet sich der Putter, welcher sich außerhalb des Bags, in einem Schaft befindet: "Die kleinste Kopfbewegung beim Putten verändert eure Rollrichtung erheblich, weil ich dann nicht mehr genau geführt werden kann. Glaubt mir 70 % aller Putts gehen schief, nur weil der Kopf bewegt wurde. Genauso verhält es sich bei euch Fairwaymeistern."

 

Ehrgeiz und Risiko - Totengräber des Erfolges 

"Vom Flug in die gewünschte Richtung träumen wir alle." Titleist Pro V1 spricht für seine Freunde im Bag. "Leider sind Spieler*innen und Golfschläger nicht immer kompatibel. Alle meinen mit teuren Schlägern und der Technik von übermorgen das Defizit des eigenen Schwungverhaltens kaschieren zu können. Am Ende rollen oder kullern wir über das Fairway ohne fliegen zu dürfen."

"Übel, übel, stimmt genau, er sagt es." Ein Gemurmel und Flüstern im Bag setzt sein.     

Der Driver, auch Boss gerufen, manche nennen in Vorarbeiter für das Grobe,  meldet sich zu Wort.

"Na, na, du sprichst vom Spiel auf dem Fairway. Dahin muss ich euch erst mal bringen. Fragt mich nicht, was ich am Abschlag durchmache. 

Wenn ich in die Hand genommen werde, heißt es, Weite, Weite, Weite. 

Nie wird gesagt, genau, sicher und den Ball im Spiel halten. Es wird alle Kraft, die zu finden ist, in den Abschwung gesteckt. 

Ich kann euch bei so einem Kraftakt einfach nicht optimal in der Mitte hinten, leicht von unten kommend, treffen. "

"Wo er Recht hat, hat er Recht", Srixon 4 unterstützt den Driver. "Stimmen wir ab: wie viele Bälle im Bag sind beim Abschlag verloren gegangen? Nur die gefundenen sind hier gefragt."

"Ich, ich auch, wir zwei, ich gehöre auch dazu, mich habt ihr jetzt ganz vergessen. Stimmt, bei mir war's auch so." 

Srixon 4 zählt durch: "Ich stelle fest, von den 14 Bällen im Bag sind sechs neu, können also nicht abstimmen. Bleiben 8 Bälle, die gefunden sind. Von diesen acht Bällen sind sieben beim Abschlag verloren gegangen. Was ist mit dir, Crane 1?"

"Ich wurde vom Holz 3 an einem Par drei in den Wald geschlagen."

"Somit stelle ich fest, alle acht Second-Hand-Bälle wurden schon einmal bei Abschlägen ins Nirwana geschlagen."

"Seht ihr, wie schlimm es für mich und meine Kollegen, dem Holz 3 und 5 ist. Wir bräuchten mehr Gefühl und Verständnis für unsere Aufgaben."

Srixon 3 hat noch eine Idee: "Wie viele Bälle von euch wurden schon einmal eine ganze Runde von einem Spieler oder einer Spielerin gespielt und landeten anschließend wieder in der Balltasche des Bags?"

Vier Bälle melden sich. "Wir hatten großes0 Glück. Eine sehr genau spielende Golferin hat mit uns fast sechs Runden gespielt. Bis sie uns mit in den Urlaub nahm. Dort, im stürmischen Norden wurden wir nacheinander vom Wind in die Wiesen geblasen." Nike 3 spricht für seine Freunde. 

"Und wie kommt ihr dann wieder gemeinsam in dieses Bag?" Srixon 3 hakt neugierig nach.

"Die Ballsucher waren unsere Retter." Nike 2 dreht sich leicht in der Ballsammlung. "Wir wurden gereinigt, mit Sprühöl auf Hochglanz gebracht und danach wieder zum Kauf angeboten. 

"Obwohl sie sehr darauf bedacht ist, genau und kontrolliert zu spielen, wollte sie wohl ihren Freunden zeigen, "auch bei starkem Wind kann ich es", vermutet Nike 3. 

"Erst waren es zwei Abschläge, wie üblich, der "Erste" und danach der "Provisorische". Unsere anderen beiden Freunde hat beim nächsten Abschlag das gleiche Schicksal ereilt. Falscher Ehrgeiz und Risiko sind meist unser Problem."

"So, dann wären wir also wieder beim Abschlag angekommen. Dieses Thema fällt in meinen Arbeitsbereich", brummt der Driver. 

"Ihr nennt mich immer den 'Boss' im Bag. So möchte ich mich nicht bezeichnen. Ich bin der Vorarbeiter für Eisen und Hölzchen. Allerdings erwarte ich von meinen Arbeitgebern, den Golferinnen und Golfern, Grundkenntnisse für mein Schwungverhalten. Einiges an zusätzlichen Fachkenntnissen könnte nicht schaden."

 

Das Tee weiß über die Probleme des Drivers Bescheid!

"Ich kann dem Driver nur zustimmen", meldet sich das Tee mit hoher Stimme. "Werde ich in den Boden gerammt, dann weiß ich schon, ob der Schlag geplant oder nur 'blind' erfolgt."

"Aha, das ist uns aber neu", entgegnet  Nike 2. "Du kannst einschätzen, ob unser Flug gelingt oder nicht?", fragt er.

"Klar. Schließlich wird mit mir bestimmt von welcher Stelle der Abschlagsfläche euer Flug starten soll. Manche Golfer*Innen wissen gar nicht, dass sie mich an einer Stelle in den Boden stecken, die höher oder tiefer liegt als ihre Schuhsolen. Ich spreche von unebenen Flächen."

"Und was bedeutet das?", fragt Srixon 4 interessiert. 

"Da gibt es eine einfache Grundregel: Ist die Fläche an der ich im Boden stecke, etwas tiefer als dort, wo die Schuhsohlen stehen, dann startet ihr meist nach rechts weg, weil der Driver von der Fliehkraft etwas, nur minimal, näher zum Spieler hergezogen wird. Der Treffpunkt ist nicht die Mitte von hinten, es sind Bruchteile näher zum Spieler oder zur Spielerin als es eigentlich erforderlich wäre. Damit startet ihr nach rechts oder ihr müsst einen Slice fliegen."

"Was passiert, wenn du an einer Stelle im Boden steckst, die höher als die Fußsohlen liegen?"

"Meist startet ihr dann nach links. Ihr werdet dabei vom Driver nicht genau in der Mitte von hinten getroffen, sondern leicht von jenseits der Mitte, also etwas mehr auf der vom  Spieler abgewandten Seite. Das hängt damit zusammen, dass der Treffpunkt beim Schwung eher erreicht wird."

"Das heißt unsere Spieler*Innen müssten immer auf möglichst ebene Flächen achten."

"Genau das will ich damit sagen. Gut diese Unebenheit könnte mit uns, den langen Abschlagtees, ausgeglichen werden. Leider wissen dies die wenigsten Spieler*innen. Auch dies muss intensiv geübt werden. Allerdings ist es einfacher, sich eine ebene Fläche für den Abschlag zu suchen."

"Das hast du bestens erklärt", brummt der Driver. "Dafür müssten unsere Schwungkönige aber einen konstanten Schwung beherrschen. Leider trainieren sie dafür meist zu wenig. Zusätzlich glauben sie, jeder Driver passt für sie. Da haben sie sich eben geschnitten. Ein Driver muss auf die Spielweise jeder Golferin und jedes Golfers zugeschnitten sein. Ungefähr so, wie sie ihre Golfkleidung nach ihrer individuellen Größe kaufen."

 

Hölzer und Hybridschläger wollen mit Gefühl behandelt werden!

"Genau", ruft das Holz 3. "An schmalen Abschlägen, wenn links und rechts Büsche und Wald sind, sollen wir für sichere Flüge sorgen. Dabei geht es uns nicht besser als unserem Boss, entschuldige Vorarbeiter. Auch mit uns wird viel zu wenig geübt. Wenn's brenzlig wird, sollen wir es richten. Dabei stellen wir fest, die Tees werden zu tief in den Boden gerammt oder der Ball liegt zu hoch."

"Ihr toppt uns dann oder schlagt unter uns durch. Stimmt's?" Srixon 4 sucht nach Bestätigung für seine Frage. 

"Gut beschrieben", ruft das Holz 5. "Wir Hölzer sind sehr oft überrascht, wie unsere Spieler*Innen euch Bälle dabei 'ansprechen'. 

Manche wissen gar nicht, ob sie euch mehr vom rechten Fuß, mittig zum Stand oder doch leicht mehr vom linken Fuß auf die Reise schicken sollen. Es ist wahr, die Nähe zu uns und unseren Erfordernissen wird gar nicht gesucht, wir sollen nur liefern."

"Ganz zu schweigen vom Schwungbogen auf dem Fairway, sprich Auf- und Abschwung", ruft das Holz 7. "Mit uns wird ausgeholt wie mit den Eisen. Meist ist unser Abschwung zu steil. Dazu wird, wie bei unserem Boss, also dem Driver, viel zu viel Kraft statt ausreichend Gefühl in den Schwung eingebracht. 

Natürlich verbeißen wir uns dann im Boden. Statt mit uns über das Gras zu "wischen" werden wir als finaler Wurfprügel benutzt. Meist misslingt der Schlag und ihr rollt über das Spielfeld.  Kurz gesagt, wir benötigen viel Gefühl und Einfühlungsvermögen für unsere Arbeit und wenig Kraft. Genau deshalb wurden wir gekauft." 

"Ganz schlimm ist es an den Par 3 Bahnen." Holz 5 holt tief Luft. "Da wird auf Risiko gespielt, auf 'Teufel komm raus'. Egal ob vor oder um das Grün Wasser, Bunker oder extrem hohes Gras anzutreffen sind. Ohne vorher mit uns geübt zu haben, sollen wir nun jeden Ehrgeiz befriedigen."

"Statt uns mit einem Eisen sicher vor die Hindernisse zu 'legen', werden wir aus uns unerklärlichen Gründen auf Kamikazeflüge geschickt." 

Titleist Pro V1 stellt dabei fest, dass viele unnötige Verluste von Bällen und Strafschläge vermieden werden könnten, würde dem Ehrgeiz, der Kraft und dem Geltungsbedürfnis weniger Beachtung geschenkt.

 

Fairwaytaktik: Wohin sollen Bälle für den nächsten Schlag fliegen?

"Nachdem ich euch auf das Fairway geschickt habe, müssen Eisen und Fairwayhölzer oder Hybrids ihre Arbeit aufnehmen", brummt der Driver. Dabei hoffe ich immer, euch eine möglichst gute Ausgangslage zu verschaffen zu können."

"Du kannst doch nichts für die Eitelkeiten unseres Chefs", ruft das Eisen 5. "Wir versuchen aus den Ergebnissen das Beste zu machen. Das "Siebener" hat es doch vorher mit den 10 Geboten der Schwungtechnik bestens erklärt. Und, glaube mir, sogar bei der Benutzung der Eisen spielt die Eitelkeit eine nicht unerhebliche Rolle."

"Ich kann es mir vorstellen", stimmt der Driver dem Eisen 5 zu. 

"Manche glauben sich auf einer Tour zu befinden. Dabei kommt es individuell auf den Griff, die Schäfte und die Blades an. Es werden Eisenschäfte gespielt, obwohl das Schwungverhalten einen elastischen Graphit- oder Carbonschaft verlangt. Manche sehen sich nach Fernsehübertragungen eines Golfturniers auf Augenhöhe mit ihren Idolen. Sie glauben mit deren Schlägermaterial besser Golf zu spielen. Der Frust folgt auf den Fuß bzw. auf den Schlag."

Srixon 4 hat dafür seine eigene Sicht. "Ich würde allen Freizeitgolfern empfehlen, auf ein Eisen 3 oder 4 zu verzichten und dafür zwei Eisen 7 ins Bag zu stecken. Ein Eisen 7 mit breiterer Sohle, das Cavity-Eisen, um es auf den Flächen zu verwenden, wo wenig Gras wächst und der Boden sehr hart oder sehr feucht ist. Es verzeiht manchen Schwungfehler und die Bälle steigen leichter."

"Und das andere 7er?", fragt das Eisen 7 welches sich bisher allein als 7er im Bag befindet.

"Zusätzlich würde ich ein 7er Hybrid-Eisen empfehlen. Es sorgt, ohne großen Kraftaufwand gespielt, für angenehme Weite, verzeiht ebenfalls Fehler und eignet sich ausgezeichnet auf dichtem Gras der Fairways. Mit beiden kann genau kalkuliert werden, wohin der zu schlagende Ball fliegen soll." 

Wie im Chor beginnen das 8er und das 9er Eisen zusammen mit Pitcher und Sandwedge zu sprechen: "Genau für das 'kurze Spiel' versucht ihr für uns die besten Ausgangslagen zu suchen."

"Bitte nicht alle durcheinander ruft das 6er Eisen." 

"Gut", meint der Pitcher, "wenn ihr einverstanden seid, spreche ich jetzt. Sollte ich etwas vergessen, bitte ergänzt mich. Für unser 'kurzes Spiel' zählt, wie eben erwähnt nur Lage, Lage und nochmals Lage. Egal ob es der Kollege 8er aus 70 bis 90 Meter regeln muss oder das Sandwedge aus 5 bis 20 Metern. 

Chippen und Pitchen sind die Herzklappen des Golfspiels. Hier wird entschieden ob der Putter viel oder wenig Arbeit verrichten muss."

"Das mit den Herzklappen hast du bestens beschrieben", stimmt der Putter den Ausführungen des Pitchers zu. "Mir ist es lieber aus ein oder zwei Metern zur Fahne euch Bälle zum Loch zu befördern als aus fünf bis zehn Metern."

"Eben", ruft das 8er Eisen. "Leider wird die gute Absicht  der längeren Eisen oder Hölzer sehr oft dem übertriebenen Ehrgeiz geopfert. Ihr Bälle werdet sehr oft blind an Stellen geschlagen, an denen ein Schlag auf das Grün mit allerlei Gefahren verbunden ist. Was nutzt ein langer Ballflug, wenn danach ein weiter Weg über das Wasser die einzige Möglichkeit ist, das Grün zu erreichen."

"Taktik heißt das Zauberwort." Eisen 9 schaut verschmitzt aus dem Bag. "Könnten wir nur ab und an unsere Erfahrungen in die Gedankenwelt mancher Golfer*Innen einbringen. Manche würden sich um einiges verbessern, entspannter spielen und viel gelassener ihre Bälle schlagen. 

Der Mephisto des Golfs ist und bleibt der unerklärliche Zwang sich dem Risiko auszusetzen."

"Leider wollen es manche gar nicht wahrhaben, dass ein gekonnter Chip aus der Bewegung der Schultern heraus geführt werden muss, während die Handgelenke steif bleiben." Das Sandwedge klagt nicht ohne Grund. "Mit mir und meinem Freund, dem Pitcher werden manchmal Zirkusstücke veranstaltet, nur um zu glänzen. Dabei wollen wir nur eins: Jeden Ball mit viel Situationsgespür möglichst nah an die Fahne legen."

Eisen 7 meldet ebenfalls seine Chipfähigkeiten an. "Viele meiner Kollegen werden gerne für einen Rollchip verwendet. Besonders dann wenn ein Grün Gefälle hat. Unsere Arbeit entspricht dann der eines Putters; in diesen Fällen vom Fairway zur Fahne."

"Vorher wurde gesagt auf ein 4er zu verzichten, dafür zwei 7er zu verwenden." Das 4er Eisen meldet sich nun nach langem Zuhören zu Wort. "Ich hätte nichts dagegen, denn mit mir und meinem Kollegen 3er spielen sowieso nur die wenigsten, weil ihr Hölzer leichter zu bedienen seid. Allerdings möchte ich behaupten, nur mit uns kommen Golfer*Innen gut aus den Lagen in Baumgruppen heraus."

"Wie meinst du das jetzt?", fragt das Eisen 5.

"Ganz einfach. Unser Schwung hält die Bälle nach dem Treffmoment flach und trotzdem fliegen sie weit. Der Rollweg ist dabei noch nicht eingerechnet. Beobachtet uns mal nach einem Viertel- oder Halbschwung! Ihr werdet überrascht sein."

"Es stimmt", springt das 6er Eisen seinem Kollegen bei. 

"Ich habe schon oft innerlich geflucht, wenn mein Spieler versucht hat, mit meiner Hilfe den Ball aus einer Baumgruppe zu schlagen. Wir Eisen, vom SW bis zur 5, lassen Bälle zu schnell steigen. Ergebnis: die von uns geschlagenen Bälle landen in Baumkronen oder touchieren Äste. Das Eisen 4 ist ein echter 'Flachbefreier', unbestritten. Aber nur wenn das Gras, dort wo der Ball liegt, nicht sehr hoch ist."

 

Putten: Der Putter hat seine ureigenen Probleme

"So, lieber Putter, nun erzähl du uns mal von deiner Arbeit auf dem Grün. Wir Fairwaykämpfer sind dort ja nicht erwünscht", ruft der Pitcher. 

"Oh, so interessant ist das nun auch wieder nicht. Werde ich gezückt, heißt es "der Ball muss in Loch. Möglichst mit dem ersten Putt."

"Und, gelingt dir das oft?", fragt der Driver. 

"Vermutlich beförderst du die Bälle öfter auf's Fairway als ich sie ins Loch." Dabei atmet der Putter einmal tief durch. "Der größte Fehler den meine lochgierigen Spieler machen können ist, 'mit einem Putt ins Ziel'. Sie setzen sich dabei unnötig unter Druck und werden nervös. Mit dem Kreis um das Loch würde sich die ganze Situation entspannen. Das kleine Loch mit einem Durchmesser von knapp 11 cm sorgt für Nervenflattern und Fehlschläge." 

"Und wir sind dann die Schuldigen. Du und wir Bälle", ruft Wilson 3. Dafür werden wir Bälle als Arschloch bezeichnet und es folgt die Drohung einen neuen Putter zu kaufen."

"Wisst ihr, mir geht es nicht anders als allen Schlägern. Auch ich könnte einige Gebote für  das Putten aufsagen. Leider wollen meine Spieler*Innen diese nicht lernen und vermutlich gar nicht hören."

"Dann lass doch mal hören", ruft das Eisen 7.

"Gut fangen wir beim Betreten des Grüns an. Hier müssten die Golfer bereits beginnen das Grün zu prüfen. 

1. Mit den Augen - Ist gesandet, liegt noch Tau auf dem Gras, ist es sehr nass, wurde es gewalzt oder gemäht, welches Gefälle ist zu beachten, welche Steigung muss der Ball überwinden, muss zur Fahne über ein Steigung gerade oder schräg geputtet werden?

2. Gute Golfer*Innen prüfen bereits beim Betreten des Grüns mit den Sohlen ihrer Schuhe beim Gehen auf dem Gras des Grüns ob der Boden härter oder weicher ist.

3. Die wenigsten wissen, dass ich drei Punkte für unterschiedliche Geschwindigkeiten auf meiner Schlagfläche zur Verfügung stelle. Das ist einmal die Mitte für Putts die auf flachen Bereichen des Grüns zu spielen sind. Geht es bergan, dann sollte etwas mehr der hintere Teil meiner Schlagfläche genutzt werden. Von dort wird mehr Kraft beim Puttschwung übertragen. Ja und dann gibt es für die ganz gefühlvollen bergab Putts den vorderen Teil meiner Schlägerfläche. Damit werden dem Ball Streicheleinheiten für seinen Laufweg geschenkt. Er soll ja bergab nicht zu schnell werden."

"Das ist eine Wissenschaft für sich", murmelt das 7er Holz. "Und bis jetzt geht es noch gar nicht um den Putt, sondern nur um Prüfungen des Geländes."

"Genau das wird zu wenig beachtet", ereifert sich der Putter. "Danach bin ich oder der Ball schuld, weil er in eine andere Richtung gerollt ist, als von meinem Quälgeist gewollt. Ganz abgesehen, von dem was ich vorgeschlagen hätte."

"Jetzt erzähl uns doch wie du schlägst. Oder anders wie du die Bälle zum Loch rollen lässt." Der Pitcher ist sehr gespannt. 

"Merkt euch eins: Putter sind die Feinmechaniker der Golfschläger. Nur ein Millimeter Abweichung des Treffpunktes auf den Ball kann dazu führen, dass das Loch knapp verfehlt wird. MIt uns werden sehr oft bis zu 40 % aller Schläge auf einer Golfrunde absolviert. Warum fragt ihr? Weil uns zu wenig Beachtung geschenkt wird! Wir wollen behandelt werden, wie eine Braut, die zum Altar geführt wird. Wir wollen uns über einen geraden, flachen und auf die Entfernung zur Fahne abgestimmten Schwung freuen."

"Bis jetzt hast du drei Gebote genannt, welche zu beachten sind. Wie geht's weiter?", will der Driver wissen.

"Ich wusste gar nicht, dass euch meine Arbeit so stark interessiert. Also Gut.

4. Die Ausrichtung meiner Spieler zur Fahne wird vom Gelände des Grüns bestimmt. Manchmal muss der Ball einen Bogen laufen, um zum Loch zu rollen. Dementsprechend muss die Schlagrichtung erfolgen. Schlimm wird es dann, wenn manche den Putter in der Hand leicht drehen. Sie stehen dann mit einer Schulter zur Fahne, schicken die Bälle aber in eine andere Richtung. 

5. Ganz wichtig: Liegt ein Ball etwas bergan, muss er ein wenig mehr zum linken Fuß, bei Rechtshändern, oder zum rechten Fuß, bei Linkshändern, liegen, um genau im 90° Winkel zum Ziel - horizontal und vertikal - getroffen zu werden. 

6. Bergab ist es genau umgekehrt. Rechtshänder mehr vom rechten Fuß, Linkshänder mehr vom linken Fuß. Das ist enorm wichtig, um ein Hopsen des Balles zu vermeiden. Dadurch verlieren Bälle an Rollkonstanz und die Richtung wird sich dadurch ändern. 

Nike 2 ergänzt: "Stimmt genau. Jeder noch so kleine Verlust der Bodenhaftung auf dem Grün verändert unsere Laufrichtung, da unsere Dimpelchen darauf nicht eingestellt sind."

Der Putter lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. 

7. Meine Wenigkeit mit der Schlagfläche, die Hände, die Arme und die Schultern meines Spielers müssen eine Einheit werden, die bestimmt, welchen Laufweg der Ball einschlagen soll.

8. Der Kopf und die Augen - es ist wie bei euren Schwüngen, kein Bisschen anders. Die Augen bleiben beim Ausholen auf den Ball gerichtet. Der Kopf ist wie zementiert. Werde ich zum Ball geführt bleibt das so. 

9. Habe ich den Ball getroffen, bleiben Augen und Kopf immer noch in der Blickstarre. Die Augen schauen immer noch auf die Stelle, an der der Ball lag. Mein Schlägerblatt geht mit dem Ball, der bereits rollt, mit. 

10. Erst, wenn der Schwung zu Ende gebracht ist bzw. der Ball ausgerollt ist, dürfen sich Augen und Kopf bewegen."

Nach diesen Ausführungen ist es still. Alle denken über die Arbeit des Putters nach. 

"Und wir haben immer gedacht, du hättest es von uns am leichtesten", bricht endlich das 6er Eisen das kollektive Schweigen. 

"Der Meinung war ich bisher auch", pflichtet ihm der Driver bei.

Der Putter möchte es nicht versäumen, allen zu danken, die in bei seiner Arbeit unterstützen. "Jedem von euch bin ich daher sehr dankbar, wenn meine Arbeit weniger als zwei Meter vor der Fahne beginnt."

Die Bälle haben bisher schweigend zugehört. 

"Jetzt verstehe ich, warum wir so oft am Ziel vorbeirollen oder davor liegen bleiben", meint Vice 2. "Wir dachten immer es wäre nur der Boden. Dabei liegt die Kunst darin, erst das Grün zu lesen, die Umstände zu prüfen und beim Putt Gefühl und Verstand in Einklang zu bringen."

"Leicht haben es unsere Golfsklaven auch nicht", meint das Tee. Sie müssen eure Eigenheiten und Bedürfnisse mit ihrem Schwungverhalten in Einklang bringen und dazu noch die äußeren Um- und Zustände in die Kalkulation ihrer Schläge einrechnen."

"Ich kann schon verstehen, dass manche dabei manchmal verzweifeln." 

Vice 2 empfindet Empathie für Golferinnen und Golfer.

 

 

 

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